"Anchorman 2 – Die Legende kehrt zurück" (USA 2013) Kritik – Ron Burgundy im Nachrichtendschungel

Autor: Stefan Geisler

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“No offense, but you are a stupid asshole.”

Mit Anchorman Ron Burgundy hat Brachialkomiker Will Ferrell eine echte Kultfigur erschaffen. Seit seinem Leinwand-Debüt im Jahre 2004 ist der chauvinistische Nachrichtensprecher mit dem markanten Schnauzbart zu einem echten Pop-Phänomen geworden. Egal ob in Computerspielen wie „Fabel II“, Serien wie „True Blood“ oder Hollywoodfilmen wie „Lone Survivor“, alle zitieren den Nachrichtensprecher mit der Toupet-Frisur. Zur Legende wurde Will Ferrells Großkotz-Nachrichtensprecher jedoch nicht über Nacht, denn „Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“ konnte außerhalb der USA zuerst nur wenig Fans für sich gewinnen und mauserte sich erst auf DVD zum Komödien-Geheimtipp. Jetzt meldet sich Ron Burgundy mit „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“ endlich zurück auf der großen Leinwand und Fans des ewig gestrigen Anchormans dürfen sich auch diesmal wieder auf eine herrlich derbe Mediensatire freuen, die zwar nicht an die Klasse des Originals herankommt, aber dennoch bestens zu unterhalten weiß.

Es ist eine harte Welt da draußen. Diese Erfahrung muss auch Anchorman Ron Burgundy (Will Ferrell) machen, der gemeinsam mit seiner Frau Veronica Corningstone (Christina Applegate) versucht, in der Großstadt New York Fuß zu fassen. Doch irgendwie will Burgundys extravaganter Moderationsstil bei seinem neuen Boss Mack Tannen (Harrison Ford) nicht sonderlich gut ankommen, denn dieser setzt ihn kurzerhand auf die Straße. Und plötzlich ist Ron Burgundy am Bodensatz der Gesellschaft angekommen und moderiert die Delphin-Show in Seaworld… Da bietet ihm Freddie Shapp (Dylan Baker) ein Angebot an, dass er nicht abschlagen kann: Eine Stelle beim neuen Nachrichtensender GNN, dem ersten Sender, der rund um die Uhr Nachrichten senden. Natürlich ist Ron dabei, doch dafür muss er erst einmal seine altes Moderationsteam bestehend aus Brian Fantana (Paul Rudd), Champ Kind (David Koechner) und Brick Tamland (Steve Carell) wieder zusammentrommeln.

Die Zeiten haben sich geändert, denn nicht nur für die Kinozuschauer sind seit dem Leinwanddebüt des Vollzeit-Machos fast zehn Jahre ins Land gezogen, sondern auch der Ron Burgundy selbst muss mit der Zeit gehen. Für den ehemaligen König der Nachrichtenszene bricht eine Welt zusammen, denn die 80er Jahre stehen vor der Tür und die Sehgewohnheiten der Fernsehzuschauer haben sich grundlegend verändert. Musste der Anchorman in „Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“ noch den Einzug der Femininität ins Showgeschäft miterleben, bekommt der chauvinistische Nachrichtensprecher nun die Auswirkungen dieser Bewegung am eigenen Leib zu spüren, denn plötzlich reicht es nicht mehr einfach nur ein „Mann“ zu sein, um in der ersten Liga des Nachrichtengeschäfts mitzuspielen.

Schon im ersten Teil wusste Regisseur Adam McKay (“Die Stiefbrüder”) immer wieder gekonnt zwischen deftiger Comedy und hintersinniger Mediensatire hin und her zu wechseln. Diese Fähigkeit hat er auch in der Fortsetzung nicht verlernt und so bekommen wir nach einer Gag-gespickten Zusammenführung der Truppe einen äußerst aufschlussreichen Einblick in die Tiefen des Nachrichtendschungels. Wenn hier Ron Burgundy zum Begründer des modernen Nachrichten-Journalismus wird und plötzlich Klatsch, Tratsch und niedliche Tiervideos Eingang in die tägliche Nachrichten-Berichterstattung finden, dann steckt in dieser Mediensatire mehr Wahrheit, als man eigentlich wahr haben möchte. Grandioser Höhepunkt dieser bitterbösen Abrechnung mit dem modernen Nachrichtensystem ist eine Szene, in der Ron Burgundy aus der Not heraus eine Live-Schaltung einer Auto-Verfolgungsjagd in eine reguläre News-Sendung packt und damit mehr Quoten bekommt als ein Konkurrenzsender, obwohl dort gerade Ron Burgundys Ex-Frau Veronica Corningstone ein exklusives Interview mit Jassir Arafat führt.

Letztendlich verhindert nur die etwas zu lang geratene Laufzeit, dass „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“ qualitativ an seinen Vorgänger heranreichen kann, denn so stellen sich im letzten Drittel deutliche Ermüdungserscheinungen ein. Hier wird der Plot noch künstlich für das extravagante Comedy-Finale am Leben gehalten, bei dem sich das Who-is-Who der Comedy-Szene die Klinke in die Hand gibt. Natürlich können die Auftritte bekannter Comedy-Größen zumindest teilweise für den drögen Schlussakt entschädigen, dennoch hätte auch hier das für Komödien ewig geltende Motto „In der Kürze liegt die Würze“ stärker berücksichtigt werden sollen.

Fazit: „Anchorman – Die Legende kehrt zurück“ ist eine gelungene Fortsetzung der Kult-Komödie aus dem Jahre 2004, die trotz kleinerer Längen bei Will-Ferrell-Fans wieder für heftige Lachkrämpfe sorgen dürfte.

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