Kritik: Apocalypto (US 2006) – Gewaltporno

Gewaltporno! Viel mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen und jedes weitere Wort über dieses Machwerk ist schon zu viel, aber trotzdem probiere ich mal das Mysterium Mel Gibson zu entschlüsseln.

Das Bashing ist gerade sehr krass. Mel Gibson wird fertig gemacht, von seiner Frau beschuldigt rassenfeindlich zu sein und ganz Hollywood dreht ihm langsam, angefangen mit Hangover 2, den Rücken zu. Hat er das verdient? Schauen wir uns mal seine Rollen an – von Was Frauen wollen bis hin zu Lethal Weapon – meistens eher lustige Rollen, nichts Ernsteres. Wenn man jetzt mal von Mad Max und dem einen oder anderen Ausflug ins ernste Genre absieht. Dann wird Mel Gibson auf einmal Regisseur. Hmm… was haben wir denn hier? Der Mann ohne Gesicht! Ein Schicksalsdrama. Okay er macht seinen ersten Film und es ist ein Drama. Klasse Einstieg ins Fach. Dann kommt Braveheart. Der überbewertete schottische Kriegsfilm um William Wallace. Brutal geht es zu. Aber für einen Film um den Krieg noch sehr erträglich. Aber manchmal scheint doch ein kleiner Fetisch für die Gewalt durchzublitzen. Sei es drum. Der nächste Film: Die Passion Christi. Ein wirklich gewalttätiger Film. Man weiß, wie sehr Jesus gelitten haben soll. Muss man dieses Leiden so exorbitant zeigen? Ist dies nicht langsam mehr die Befriedigung eines Fetischs? Sucht sich Mel Gibson jetzt Stoffe heraus, in die er seine Gewaltexzesse sinnvoll hineinbringen kann und immer noch das Alibi hat: Ja so war es doch! Ich zeige die Realität in seiner Härte. Nunja… vielleicht war dies ein einmaliges Unterfangen? Aber vielleicht kann uns sein nächster Film mehr Auskunft über die Bedürfnisse seines Regisseurs verraten.

Apocalypto. Und wer sich nun fragt, was das Ganze bisher sollte, versteht meine Einleitung hoffentlich jetzt. Apocalypto ist ein Film über die Kultur der Maya. Diese Menschen waren wohl sehr gebildet. Bauten beeindruckende Monumente und opferten Menschen für ihre Götter. Die Mischung aus Wilden und Gelehrten trifft es möglicherweise am Besten. Die Geschichte, die uns Mel Gibson erzählt, ist nichts Besonderes. Ein Dorf wird überfallen, Menschen misshandelt und ermordet, versklavt oder verkauft. Einer kann flüchten und wird verfolgt. Die erste Stunde ist ein Gewaltporno. Das Dorf wird überfallen. Alle werden abgeschlachtet, es wird gekämpft, gekratzt, geschlitzt, gewürgt, gemessert, geboxt und getötet. Es scheint so, als ergötzten sich die Macher an diesem Schauspiel. Die Menschen werden gefangen genommen. Jedes Leid in Großaufnahme, jede Wunde, jedes fließende Blut. Hat Mel Gibson das nötig, um uns die Realität zu vermitteln? Wie es damals gewesen sein soll. Oder ist das nur eine verlogene Art zu sagen, ich musste es so hart darstellen, um zu zeigen wie hart es damals zu ging. Einverstanden, einmal die Kehle durchschlitzen, zweimal, aber beim dritten Mal haben wir es doch kapiert und fragen uns, ob wir hier Hostel trifft das Dschungelbuch gucken.

Ich frage mich langsam, ob sich der gute Mel Gibson solche Geschichten heraussucht, um seine Gewaltausbrüche, die Aufgeilung daran, gut hinter seiner Realitäts- und Härtemasche zu verbergen. Krank ist es ohne Zweifel. Nötig, das muss jeder für sich entscheiden. Mir stößt es übel auf.

Die Kamera und Darsteller sind sehr gut. Alles ist toll gemacht. Wenn nur dieses Gewaltinferno ausbleiben würde. Ich finde das für einen Mann mit solch einem Talent mehr als unwürdig und schade. Härte muss diese Geschichte haben, aber mich packt sie auch mit der Hälfte der gezeigten Szenen.

Fazit: Brillant gefilmtes Gewaltszenario eines Fetischisten!

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