"End of Watch" (USA 2012) Kritik – Jake Gyllenhaal und Michael Peña ermitteln in Los Angeles

“If you run away I will chase you. If you fight me I will fight back. If you shoot at me I will shoot back. By law I am unable to walk away. I am a consequence. I am the unpaid bill. I am fate with a badge and a gun. Behind my badge is a heart like yours. I bleed, I think, I love, and yes I can be killed.”

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Das Leben als Polizist ist sicher nicht immer ein entspannter Zuckerschlecken, vorausgesetzt, man hockt sich nicht den lieben langen Tag den Allerwertesten in einem schlecht belüfteten Büro platt, sondern wird maßgeblicher Teil der Verbrechensbekämpfung auf den Straßen, die die Welt bedeuten. Natürlich kann man das Polizistendasein in europäischen Ländern wie Deutschland oder Österreich nicht mit dem in der Stars-N-Stripes Weltmacht USA vergleichen. Das haben uns in der Vergangenheit schon genügend internationale Filmemacher eindrucksvoll bewiesen, während wir Deutschen uns von einem „Tatort“ zum nächsten hangeln und längst in einer abgedroschenen Monotonie angekommen sind.

Man denke nur an William Friedkins Werke „French Connection“ und „Leben und Sterben in L.A.“, in dem der Altmeister die Trennlinien zwischen Gesetzeshütern und Verbrechern konsequent verschwimmen ließ. Oder auch Antoine Fuqua, der uns in „Training Day“ und „Brooklyn’s Finest – Gesetz der Straße“ in den korrupten Dschungel der amerikanischen Großstädte führte, in dem sich die moralischen Werte der eigenen Ordnung beugen müssen. David Ayer ist ebenfalls ein Filmemacher, der eine mehr als deutliche Vorliebe für den Polizistenalltag hegt. Mit Filmen wie „Harsh Times“ und „Street Kings“ hat er das bereits zweimal auf dem Regiestuhl bewiesen und dazu auch das Drehbuch zum ausgezeichneten Cop-Thriller „Training Day“ verfasst. Mit seinem neusten Streifen „End of Watch“ setzt der US-Amerikaner nach 4 Jahren wieder einen Fuß in das weitgefächerte Genre und weiß erneut durchaus zu überzeugen.

Brian Taylor und Mike Zavala sind nicht nur auf beruflicher Basis aneinander gebunden und verbringen tagtäglich gemeinsame ihre Zeit als Streifenpolizisten auf den Straßen von South Central L.A., sondern die beiden Männer sind auch durch die Arbeit seit Jahren beste Freunde. Mike ist frischgebackener Vater geworden und kann sich über sein erstes Töchterlein freuen, während Brian hingegen die Hochzeit mit seiner Freundin plant und ebenfalls eine kleine Familie gründen möchte. Die motivierten Cops zeichnen seit Monaten ihre Arbeitstage mit einer kleinen Kamera an der Uniform auf, doch als die beiden Ordnungshüter bei einer Verfolgungsjagd beinahe einige Kugeln einfangen müssen, gehen die Probleme erst richtig los. Sie finden mit Diamant verzierte Waffen und kommen damit einer Sache auf die Spur, aus der sie sich besser herausgehalten und anderen Ermittlern überlassen hätten. Ehe sie sich versehen, haben sie jede Menge Ärger mit einem lateinamerikanischen Verbrecherkartell und stehen schnell unter scharfem Beschuss.

David Ayers Vorliebe für das Leben als Polizist lässt sich daraus erschließen, dass der heutige Filmemacher im Jugendalter bereits von seinen Eltern auf die Straße gesetzt wurde und sich in der pochenden Großstadt Los Angeles alleine durchschlagen musste. Er recherchierte in Polizeiakten und Berichten, sammelte Informationen und verknüpfte diese im Drehbuch zum gefeierten „Training Day“, der vor allem durch seine stark gezeichneten Charaktere glänzen konnte und daraufhin Denzel Washington den Oscar für den besten Hauptdarsteller einbrachte, während Ethan Hawke sich mit einer Nominierung zufriedenstellen musste. In „End of Watch“ liegt der Schwerpunkt der Figuren auch wieder auf den zwei unterschiedlichen Hauptdarstellern. Mit dem glatzköpfigen Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“) konnte sich Ayer einen der aufstrebenden Charakter-Darsteller der Neuzeit für seinen Macho Brian Taylor sichern. Gyllenhaal hat sich inzwischen zu einer Art Versicherung entwickelt, nicht nur aus kommerzieller Sicht, sondern auch in Sachen Schauspiel, denn sein Talent hat sich schon lange zu wahrem Können umgeformt. Neben Gyllenhaal ist Michael Peña („Babel“) als ausgeglichener Officer Zavala zu sehen. Peña, der ein durchaus solider Darsteller ist, kann zwar nicht mit dem Charisma Gyllenhaals mithalten, gibt aber den passenden Gegenpart zu Taylors überheblicher Art. Die Chemie zwischen den beiden Schauspielern passt, auch wenn die wahren Sympathien vom Zuschauer erst etwas zu spät geerntet werden.

Mit dem Mockumentary-Stil könnte sich Ayer zwar einige Feinde gemacht haben, jedoch begeht der Regisseur nicht den Fehler, seinen Film in chaotische Übersichtslosigkeit abdriften zu lassen. Wir werden Teil des Arbeitsalltags von Officer Zavala und Taylor. Die Kameras sind an ihren Hemden befestigt und die oftmalige Abwechslungslosigkeit des Berufes lässt sich nicht verstecken. Hier versteht Ayer es, den Zuschauer mit einer ruhigen, unaufgeregten Art in das Geschehen zu ziehen. Keine wilden Schießereien, keine hektischen Verfolgungsjagden, vielmehr erleben wir zwei junge Polizisten, die sich über die Gegenwart und die Zukunftswünsche unterhalten. Die ihren Spaß haben, sich nicht selten für die Größten halten und alles auf die leichte Schulter nehmen, bis sie sich durch ihre Übermotivation in eine mehr als brenzlige Lage manövrieren. Wenn Ayer dann mal die Handkameras zur Seite legt und Kameramann Roman Vasyanov erlaubt, das Klima und die Atmosphäre der Großstadt einzufangen, ist das nicht die Folge von einknickender Konsequenz, sondern ein Pluspunkt in Sachen optischer Authentizität.

„End of Watch“ erzählt keine Neuigkeiten über die Arbeit der Polizisten in Amerika. Wir haben das alles schon oft genug gesehen und dabei nicht selten gelangweilt abgewinkt. Jedoch gelingt es Ayer, den geläufigen Stoff mit dem nötigen Drive zu servieren und das, obwohl sich „End of Watch“ genügend Zeit und Ruhe für seine Charaktere nimmt und den Actionszenen vorerst strikt aus dem Wege geht. Natürlich gibt es die altbekannten Genre-Klischees und, dass hier so gut wie jedes zweite Wort „Fuck“ ist, sollte auch von vornherein klar sein. Aber „End of Watch“ will nicht nur einen realistischen Einblick in das Leben zweier Polizisten in South Central L.A. vortäuschen, sondern kann den Zuschauer durch die dokumentarische wie originäre Nähe schnell an sich binden. Wir tauchen in die gelegentliche Routine des Jobs und des Privatlebens der unterschiedlichen Figuren ein, genauso wie in abgründige Kriminalität und die ständige Lebensgefahr, in der sich Zavala und Taylor fortlaufend befinden. Geht es dann auf den Showdown zu, lässt es Ayer noch einmal so richtig krachen, das Blut darf spritzen, die Projektile dürfen haltlos durch die Gegend fliegen und es kommt schlussendlich genau zu der Dramatik, die man in dieser abschließenden Form nicht erwartet hätte, auch wenn sich der Film vorher eine äußerst störende Sequenz erlaubt. „End of Watch“ ist somit ein ohne Frage sehenswertes Polizisten-Porträt, selbst wenn die Story bereits einige Male erzählt wurde.

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