Kritik: Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst! (CA 2014)

Girlhouse
© eOne Films

Findest Du immer noch, dass ich gut aussehe?“

Schon im Jahre 2012 konnte Michael J. Gallaghers „Smiley – Das Grauen trägt Lächeln“ in Ansätzen veranschaulichen, wie interessant es doch anmutet, den Slasher-Film geradewegs in das digitale Zeitalter zu übersetzen. Trevor Matthews setzt dieses gefällige Gedankenspiel nun fort, ist mit „Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst!“ aber weitaus weniger daran interessiert, infantil aus dem nerdgeschichtlichen Fundus zu fleddern und gebärt sich auch als ein Filmemacher, der mit einem (partiell) wunderbaren Auge für den Moment zu handwerken weiß: Hier thront die Intensität über der Albernheit. Dass es letzten Endes dann wohl doch nicht für den ganz großen Hit reicht, liegt daran, dass der Slasher innerhalb seiner normierten Struktur nur noch an Themen rührt, die man seit den frühen 1970er Jahren bis zum Abwinken vorgekaut bekommen hat: Und so steht auch in „Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst!“ die unvermeidbare Verbindung von Gewalt und Sexualität im Zentrum des Narration.

Man muss es aber auch erst mal bringen, seine motivische Marschroute mit einem Zitat von Ted Bundy, einem der bekanntesten Serienmörder der amerikanischen Geschichte, zu etablieren – „Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst!“ tut es. Danach dürfen wir direkt Zeuge davon werden, wie unser späterer Maskenmörder Loverboy (als Erwachsener gespielt von Rapper Slaine) in die Situation gekommen ist, einen vulgärpsychologischen Grundstein für seine flammend-misogyne Psychose zu legen: Als dicklicher Junge wurde er von zwei gleichaltrigen Mädels schikaniert und im „Zeig mir deins, ich zeig dir meins“-Spielchen bloßgestellt. Seine quasi auf dem Fuße entfesselte Rache aber sollte gnadenlos sein und unter den Flehgebärden einer seiner vorherigen Schinderinnen beweist der adoleszente Loverboy dem Zuschauer direkt mal, dass sich sein Handeln vor allem durch eine Sache kennzeichnet: Konsequenz. Anschließend erfolgt ein Sprung in die Gegenwart, wo Kylie (Ali Cobrin) die Hauptrolle übernehmen wird und sich als Studentin dazu gezwungen sieht, sich in das „Girlhouse“ einzuquartieren.

Dabei handelt es sich um eine abgelegene Villa, in der knackige Frauen rund um die gefilmt werden, während das Material auf direktem Wege für das Internet verfügbar gemacht wird: Der Pornokonsument von Welt begnügt sich eben nicht mehr nur damit, die Damenschaft beim Sex zu sehen, sondern will Teil ihres Lebens werden. Bevor „Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst!“ in der letzten halben Stunde Loverboy von der Leine lassen wird und Gorehounds mit nach Maß platzierten Gewaltspitzen befriedigt, nehmen sich Matthews und sein Autor Nick Gordon eine glatte Stunde Zeit, um Beziehung einzurichten (die Liebelei zwischen Ali Cobrin und Adam DiMarco), sowie auf Schmalspurniveau über die Allgegenwart von Pornographie in unserer Welt zu sinnieren. Stülpt Loverboy sich dann die mit langen schwarzen Haaren behaftete Maske über die aufgequollene Visage (die in Verbindung mit Slaines bulliger Statur wohlige „Blutgericht in Texas“-Referenzen aufwirft), geht es ans Eingemachte. Matthews versteht dabei, dass das Grauen überlegen, aber niemals unverwundbar sein darf, um noch plastischer auf den Zuschauer einzuwirken.

Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst! ist seit dem 11. Juni im Handel erhältlich.

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