"Hotel Ruanda" (2004) Kritik – Zum Schämen

“Please don’t let them kill me. I… I promise I won’t be Tutsi anymore.”

null

Bilder des Grauens, Bilder der Hoffnungslosigkeit und mitten drin ein Mann: Paul Rusesabagina. Lebensretter von über 1.000 Menschen während des Völkermordes von Ruanda. Es ist eine unfassbar traurige Geschichte über Unmenschlichkeit und Hass, an welche Regisseur Terry George mit “Hotel Ruanda” die Welt erinnern möchte. Und er hat es ohne Zweifel geschafft, dass sein Film schockiert und nachwirkt.

Die Inszenierung lässt kein Auge trocken, zeigt die brutalsten Bilder, ohne jedoch mit der Kamera direkt auf die Gewalttätigkeit draufzuhalten, außer vielleicht ab und zu aus der Ferne. Die nachhaltige Wirkung des Films ist vor allem den Schauspielern zu verdanken, die hier ab der ersten Sekunde eine Eindringlichkeit an den Tag legen, dass einem die Taten von damals einen harten Schlag in die Magengrube versetzen. Nie wird auf die Tränendrüse gedrückt, sondern einfach nur gezeigt, wie es wohl vor sich gegangen ist. Und genau das macht die Darstellung der Fakten des größten Völkermordes seit dem Dritten Reich noch schlimmer.

“I think if people see this footage, they’ll say ‘Oh, my God, that’s horrible.’ And then they’ll go on eating their dinners.”

Jemanden, der nach “Hotel Ruanda” noch am Tisch sitzen bleiben kann, möchte ich nie persönlich treffen. Zum Glück habe ich davor etwas gegessen, denn jetzt würde ich nichts mehr runterkriegen. Ganz im Gegenteil, ich könnte kotzen, wenn ich über diese Welt nachdenken muss, in der nur vereinzelte Menschen noch Menschlichkeit besitzen. Wie wird in dem Film gesagt: “Frankreich, Großbritannien oder Amerika, der Fleck ist denen keine Stimme wert.” Das ist die Realität, aber wer soll schon daran etwas ändern? Wir Normalsterblichen sicher nicht.

“Hotel Ruanda” muss man gesehen haben, nicht nur wegen der brillanten Performance von Don Cheadle, sondern aufgrund seiner kraftvollen Message, seiner nachhallenden Bilder und der Story, welche zeigt, was wir Menschen wirklich sind. Bestien ohne Verstand. Oder mit den Worten Freuds: “Die Menschen sind gewalttätig geboren.” Ich gehe eine Runde nachdenken, bis dann…

Bewertung: 9/10 Sternen

2 Comments

  • Eine ganz hervorragende Filmkritik, insbesondere wenn man wie ich den Genozid und geschürten Haß in einem Flüchtlingslager in Tansania direkt gesehen haben. Viele Plätze in Kigali kannte ich und habe mehrmals im Hotel Milles Collin gegessen. Insgesamt war ich dreimal für mehrere Monate in Kigali. Ich versorgte Folteropfer und vergewaltigte Frauen. Der Film zeigte nur einen ganz kleinen Ausschnitt des ganzen Grauens.
    Der dargestellte Hotelmanager arbeitet meines Wissens nach heute als Taxifahrer in Brüssel. Eigentlich hätte er den Friedensnobelpreis verdient.

    LG Emma
    P.S.: Damals war ich noch Mann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.