Kritik: The Invitation (USA 2015)

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© Pandastorm

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Im November des letzten Jahres konnte sich auch der deutsche Kinogänger von Joel Edgertons Kompetenzen als Regisseur und Drehbuchautor überzeugen lassen, als dieser mit seinem Debüt „The Gift“ für kollektives Schaudern in den Reihen vor der Leinwand sorgte. Edgerton, der neben Jason Bateman und Rebecca Hall das formidabel agierende Hauptdarsteller-Triumvirat abrundete, führt den Zuschauer in das verschlissene Herz der Hollywood Hills und zeichnet anhand einer Kleinfamilie das überhebliche Selbstverständnis dieser elitären Transparenz-Gesellschaft nach, die allmählich mit all dem konfrontiert wird, was sie so krampfhaft abzulehnen versucht. „Hinterlistig“ ist wohl das passende Adjektiv, um diese unscheinbare Perle zu charakterisieren. Was aber hat „The Gift“ denn nun mit „The Invitation“ zu tun? Eine ganze Menge, wenn man einmal davon absieht, dass Karyn Kusama mit ihren vorherigen Projekten „Æon Flux“ und „Jennifer’s Body – Jungs nach ihrem Geschmack“ bereits zweifelhafte Erfahrungen auf dem Regiestuhl sammeln konnte.

Wie auch „The Gift“ geleitet uns „The Invitation“ direkt in die Hollywood Hills, dem Himmel über Los Angeles, und sorgt dafür, dass sich dieser dekadente Kosmos zusehends selbst zerstört. Und genau wie „The Gift“ überzeugt Kusamas Inszenierung dadurch, die Daumenschrauben nicht ruckartig zu verstellen, um möglichst schnell eine Schmerzreaktion zu erzwingen, sondern den Zuschauer innerhalb des psychologischen Skopus auf lange Sicht zu malträtieren. Die dramaturgische Keimzelle in „The Invitation“ bildet eine Einladung. Etwas vollständig aus dem Alltag gezogenes. Eigentlich. Würde die Einladung nicht von Eden (Tammy Blanchard) stammen, die für zwei Jahre wie vom Erdboden verschwundene Ex-Freundin von Will (Logan Marshall-Green). An dieser Stelle nun wäre es äußerst kontraproduktiv, würde man Konkreteres über die Beziehung zwischen Eden und Will preisgegeben, beide allerdings teilen eine Vergangenheit, die keinesfalls mit wohligen Gedanken in Verbindung steht. Und die emotionale Last, die die diese Zeit antaute, lässt sich vor allem an Will ablesen.

Das Packende an „The Invitation“ ist sein hintersinniges Oszillieren zwischen Misstrauen und Bestätigung. Will begegnet den Sentimentalitäten und der Gastfreundlichkeit von Beginn an zweifelnd, windet sich mehr und mehr in Unbehagen, was den Zuschauer in eine widerstreitende Situation in Bezug auf seine sich graduell ausprägende Anspannung bringt: Seine Bedenken scheinen immer wieder schlüssig, werden im nächsten Moment aber doch wieder aus den spekulativen Angeln gehoben – und andersherum. Die brüchige Atmosphäre schürt die Spannung in den ersten 80 Minuten ungemein und schärft die sensitive Wahrnehmung des Zuschauers durch ihre wunderbare Rückwärtsgewandtheit fühlbar. Zusammen mit Will inspiziert man Details, durchleuchtet Alltagshandgriffe und ertappt sich immer wieder selbst dabei, wie man der Paranoia des Hauptdarstellers anheim fällt. Grundlos? Immer auf der Suche nach einem neuen Indiz. Immer auf der Flucht vor der kommenden Entkräftigung. Schade nur, dass sich Kusamas Ägide zum Ende hin etwas überschlägt, bis dahin nämlich war „The Invitation“ eine einnehmende Interpretation von Trauerarbeit.

„The Invitation“ ist seit dem 15. April im Handel erhältlich.

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