"Looper" (USA, CN 2012) Kritik – Bruce Willis vs. Joseph Gordon-Levitt

“We both know how this has to go down. So why don’t you do what old men do… and die.”

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Gute Science-Fiction-Filme sind in den letzten Jahren zu einer echten Rarität geworden. Denn in Zeiten, in denen am Computer nahezu alles möglich ist, scheinen viele Regisseure zu glauben, dass atemberaubende Spezialeffekte und eine eindrucksvolle Kulisse ein ausreichender Ersatz für ein gutes Drehbuch wären. Wie schön, dass es alle Jahre dann doch wieder einen Film gibt, der einem vom Gegenteil überzeugt. Und die Vorzeichen, dass „Looper“ ein echter Sci-Fi-Knaller werden würde, standen nicht schlecht. So machten nicht nur die ersten Trailer Lust auf mehr, sondern auch das Presseecho nach seiner Weltpremiere auf dem „Toronto International Film Festival“ fiel unerwartet gut aus. Und das durchaus zu Recht, denn auch wenn „Looper“ vielleicht hier und dort einzelne Schwächen offenbart, kann der neue Film vom „Brick“-Regisseur Rian Johnson mit seinem rauen, ungehobelten Flair und einer wirklich packenden Geschichte überzeugen.

Im Jahre 2074 sind Zeitreisen zwar keine Zukunftsmusik mehr, dennoch aber strengstens verboten. Einige hochrangige Verbrecherorganisationen benutzen diese Technik jedoch um unliebsame Personen 30 Jahre in die Vergangenheit zu schicken, wo sie dann sofort von speziellen Auftragskillern, sogenannten Loopern, erwartet und sogleich eliminiert werden. Dabei erklären sich die Looper bereit früher oder später einen ganz besonderen Auftrag anzunehmen: Um ihre Spuren zu verwischen, schicken die Gangster aus dem Jahre 2074 die noch lebenden Looper zurück in die Vergangenheit, wo sie dann von ihrem jüngeren Ebenbildern getötet werden. Diesen Prozess nennt man „den Loop schließen“. Soweit in der Theorie, doch als das Zukunfts-Ich (Bruce Willis) von Looper Joe (Joseph Gordon-Levitt) ohne die sonst üblichen Fesseln und dem Sack auf dem Kopf vor ihm erscheint, zögert der sonst so unbarmherzige Killer eine Sekunde und wird daraufhin prompt von seiner älteren Version überrumpelt. Joe versucht seinen Fehler wieder auszubügeln und versucht von nun an verzweifelt, sein Zukunfts-Ich zu erledigen…

„Looper“ ist endlich einmal wieder so ein richtig dreckiger, harter Science-Fiction-Thriller. Anders als bei dem „Total Recall“-Remake mit Colin Ferrell glänzt und glitzert es hier nicht an allen Ecken. Stattdessen kriegt der Zuschauer eine futuristische Metropole geboten, die kurz vor dem Kollaps zu stehen scheint. Kriminelle Organisationen ziehen die Fäden in der Stadt, Armut und Gewalt beherrscht die Straßen und Drogen und Prostitution scheinen das Einzige zu sein, das die Menschen bei Laune hält. Anders als bei vielen Science-Fiction-Blockbustern verliert sich „Looper“ auch nicht in abgedrehten Zukunfts-Spielereien. Denn abgesehen von einigen schwebenden Motorrädern, die als absolutes Luxusgut gelten, gibt es wenige futuristische Elemente im Stadtbild der Zukunft zu entdecken, wodurch „Looper“ einen angenehm realistischen Touch erhält.

In diese Dystopie fügen sich nun perfekt die Looper ein. Diese eiskalten Auftragskiller mähen ihre Opfer mit einem Schuss aus ihrer modifizierten Shotgun geradezu nieder und sind dabei immer absolut skrupellos und unbarmherzig. Es hat schon etwas Erschreckendes, wenn Looper Joe am helllichten Tag auf einem Feldweg seine Opfer geradezu hinrichtet, die sich wie aus dem nichts vor ihm materialisieren. Ein Job ist eben ein Job. Von Angst und Mitleid ist hier nichts zu merken, denn Joe arbeitet wie eine Maschine: effizient, schnell und immer pünktlich.

Doch nicht nur Joseph Gordon-Levitt weiß in der Rolle des eiskalten Auftragskillers zu gefallen. Auch Bruce Willis als dessen ältere Version aus der Zukunft zeigt richtige Charakterdarsteller-Qualitäten, denn in einer so emotionalen Rolle hat man den alternden Action-Haudegen schon lange nicht mehr erlebt. Wenn Willis dann auch noch zum Wohl seiner Frau unverzeihliche Gräueltaten begeht, weiß man als Zuschauer nicht mehr, ob man seinen Charakter nun hassen oder eher Mitleid mit ihm haben soll. Schließlich ist er sich seiner sträflichen Taten durchaus bewusst und zerbricht allmählich an diesen. An die Action-Fans wurde natürlich auch gedacht: Wenn Bruce Willis im Schlussakt mit gleich zwei Maschinengewehren im Anschlag mit dem üblen Gesindel abrechnet, dann fühlt man sich doch ein wenig wie in einer futuristischen „Stirb Langsam“-Version.

Leider haben Zeitreisefilme oft das Problem, dass sich gerne der ein oder andere Logik-Fehler einschleicht, der dann nachhaltig das Filmvergnügen trübt. Auch „Looper“ hat in diesem Punkt einige Schwächen, weiß aber um diese und nimmt das Ganze mit Humor. Wenn sich Bruce Willis und Joseph Gordon-Levitt in einem Diner die Gesetzmäßigkeiten der Zeitreise austauschen und diese noch im gleichen Atemzug als komplexen Unsinn abtun, kommt das einer Aufforderung gleich, diesem Aspekt doch keine allzu große Bedeutung beizumessen und stattdessen einfach den Film zu genießen.

Fazit: „Looper“ ist wohl der beste Science-Fiction-Film des Jahres. Originelle Action-Unterhaltung mit einer echten Traum-Besetzung. Schön, dass es in Zeiten der ewigen Sequels, Remakes und Reboots auch noch Platz für solch ungeschliffene Perlen gibt.

Bewertung: 8/10 Sternen

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