Kritik: Match Point (GB/USA 2005) – Woody Allens Strudel der Leidenschaft

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Hm, harte Arbeit ist die Voraussetzung, aber ich glaube keiner mag zugeben, was für eine enorme Rolle das Glück spielt. Ich meine die Wissenschaft scheint immer mehr zu bestätigen, dass die ganze Existenz purer Zufall ist. Ohne Plan, ohne Zweck.

In der Eröffnungsszene erklärt eine Stimme aus dem Off anhand eines Tennisballwechsels, welche Rolle das Glück in unserem Leben spielt. Später setzt Woody Allen aber noch einen drauf, wenn er im Laufe des Films seine schockierende Botschaft auspackt, dass man auf sein Leben kaum Einfluss haben kann, wenn das Glück dem Unglück einen Strich durch die Rechnung macht. Anfangs noch als Liebesdrama ausgerichtet, herrscht später nur noch bitterböse Satire auf das Leben der High Society. Woody konnte den Zuschauer zwar schon immer überraschen, aber selten wurden in der jüngeren Filmgeschichte Humor, Suspense, Drama und Gesellschaftskritik so gut unter einen Hut gebracht wie in Match Point.

Chris Walton ist Tennisprofi, allerdings durfte er nie erfahren, wie sich der große Erfolg anfühlt. Daher entscheidet er sich dazu, seine Karriere an den Nagel zu hängen und an einer renommierten Londoner Tennisschule zu unterrichten. Dort lernt er Tom Hewett, den Sohn eines steinreichen Unternehmers, kennen. Dieser stellt Chris bald darauf seiner Schwester vor, in die sich Chris Hals über Kopf verliebt. Er heiratet sie, nur hält das Interesse an seiner Frau nicht lange an und so stürzt er sich in eine Affäre mit Toms Verlobten Nola. Als diese auch noch schwanger wird, beginnt Chris geordnetes Leben im hohen Kreis der High Society aus den Fugen zu geraten…

Match Point ist ein Film der Gegensätze: Die bereits angesprochene Auseinandersetzung mit Glück und Unglück, die Denunziation der Londoner Polizei, der Neureichen und der Geschäftsleute, Woody Allen bearbeitet Klischees wie kein zweiter Regisseur, um sie im nächsten Augenblick zu entlarven und einen ehrlichen Blick auf das Leben von uns allen zu werfen. Die Liebe wird zum Geschäft und zu einem Glücksfall. Man kann noch so hart arbeiten, ohne die richtigen Leute hinter sich zu haben, ist man ein nichts. Das erkennt auch Chris und muss sich entscheiden, ob er eher mit seiner großen Liebe und einem Kind oder unter den Reichen, die ohne Leidenschaft ihr Leben führen, glücklich werden kann. Dort wäre ihm zudem ein gutes Einkommen und eine Wohnung mit Blick auf die Themse sicher.

Ganz und gar operettenhaft und poetisch bringt Woody Allen dabei seine Botschaft dem Zuschauer nahe, ohne jedoch jemals Lösungen zu offenbaren oder den Zeigefinger auf jemanden zu richten. Match Point ist ebenso schonungslos wie romantisch, offenbart das perfekte Leben als Illusion und schafft einen Film Noir, wie man ihn noch nicht erlebt hat. Zwischenmenschliche Beziehungen sind, wenn es nach Allen geht, ebenso destruktiv wie notwendig, und trotz des ernsten Tons fühlt man sich mal wieder gut aufgehoben. Woody Allen bleibt eben der ehrlichste aller Regisseure, denn seine Figuren könnte man jederzeit an der nächsten Ecke antreffen. Bleibt eigentlich nur noch der Cast zu loben, darunter Scarlett Johansson, so temperamentvoll wie nie zuvor, oder Jonathan Rhys Meyers, der den Zuschauer Chris Konflikte spüren lässt.

Am Ende stellt Woody Allen das Leben als Spiel bloß – mit dem Tod, mit den Mitmenschen und mit sich selbst. Aber auch im Spiel braucht man das Glück auf der eigenen Seite. Bestimmt das Schicksal also letztendlich unser aller Leben oder sind wir selbst unseres Glückes Schmied? Match Point gibt darauf keine klare Antwort und das macht ihn zu einem cleveren Thriller, zu einem düsteren Märchen über Obsessionen, Leidenschaften, die Liebe und gesellschaftliche Konventionen.

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