"Die Monster Uni" (USA 2013) Kritik – Das wilde Studentenleben

Autor: Stefan Geisler

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I’ve been waiting for this my whole life! I’m gonna be a scarer!

Mit „Die Monster AG“ brachte Pixar 2001 einen Film in die Kinos, der klar machte warum das Animationsstudio um die Jahrtausendwende der unangefochtene Spitzenreiter in Sachen Animationskunst war. Hier vereinte sich liebevolle Charakterzeichnung mit einer originellen Story, die zudem den Zuschauer noch auf einer ganz persönlichen Ebene ansprach. Denn in „Die Monster AG“ wurden kleine und große Zuschauer endlich in das Geheimnis eingeweiht, warum sich des Nachts Monster im Schrank und unter dem Bett verstecken (dies geschieht nämlich aus rein ökonomischen Gründen). Zwölf Jahre später bekommt Pixars knuffiges Anti-Albtraum-Märchen endlich ein Prequel spendiert, in dem wir nicht nur erfahren, wie sich unsere Lieblingsschrecker Mike und Sully eigentlich kennengelernt haben, sondern zudem einen sehr aufschlussreichen Einblick in den Campusalltag an der Monster-Universität erhalten. Zwar erreicht „Die Monster Uni“ nie die Klasse seines Vorgängers, dennoch macht die simple Geschichte um den Beginn einer langjährigen Freundschaft und den Rivalitätskampf mächtig Laune und am Ende bleibt, wie schon nach dem ersten Teil, festzustellen, dass Monster im Grunde auch nur Menschen sind.

Mike Glotzkowski (Billy Chrystal) wollte schon von Kindesbeinen an nur eins werden: Schrecker. Todesmutig wagen sich diese tapferen Monster Tag für Tag in die gefährliche Welt der Menschen, um für Monstropolis und dessen Bewohner die Schrei-Energie zu sammeln, die ein alltägliches Leben erst möglich macht. Doch leider hat Mike ein Problem: Er ist zu niedlich. Sein runder Körper mit den kleinen Hörnern und dem riesigen Glubschauge kann einfach keinem Kind das Fürchten lehren, oder doch? Mike hält an seinem Traum fest und sieht sich bestätigt, als er an der Monster-Uni im Fach Schreckwissenschaften angenommen wird. Doch kaum im Universitätsleben angekommen, sieht sich das grüne Zyklopen-Monster mit unerwarteten Problemen konfrontiert…

War „Monster AG“ noch ein Animationsfilm, der sich auch gerade auf Grund seiner ausgefallenen Thematik nicht ohne Weiteres in eine Genre-Schublade stecken ließ, ist „Die Monster Uni“ eine klare College-Buddy-Komödie. Studentenverbindungs- und Universitätsrivalitäten werden hier ebenso thematisiert wie das jugendlich-ausschweifende Partyleben und der ewige Kampf zwischen Sportlern und Nerds. Natürlich hat man das alles schon mal gesehen, aber durch die quietschbunten Animationen und die herrlich schrägen Monster machen selbst abgestandene Gags plötzlich wieder Laune. Wenn zum Beispiel Mike und Sully gemeinsam Jagd auf das Maskottchen ihrer Nachbaruniversität machen, mag das zunächst wie ein alter Hut klingen, handelt es sich dabei jedoch eine glubschäugige, sechsbeinige Kreuzung aus Ziege und Schwein, die wie ein Tornado über den Monster-Campus fegt, ist das Highspeed-Comedy-Unterhaltung, wie man sie zuletzt in dem Animationsfilm „Kung Fu Panda 2“ zu sehen bekam.

Doch wer jetzt glaubt, dass „Die Monster Uni“ ein reiner Animations-Partyfilm geworden wäre, der irrt. Denn natürlich werden auch hier wieder augenzwinkernd die kleinen und großen Ängste der Kinozuschauer thematisiert. Standen im ersten Teil noch kindliche Angstfantasien wie der berühmt-berüchtigte Schwarze Mann, der des Nachts unter dem Bett lauert, im Mittelpunkt, kriegt nun auch die ältere Zuschauerschaft ihr Fett weg. So sind Mike und Sully im Verlaufe des Films nicht nur dazu gezwungen Kindern das Fürchten zu lehren, sondern müssen selbst gestandene Polizisten mit ihrem Schrecktakel bis ins Mark zu erschüttern. Das Resultat ist eine turbulente Aneinanderreihung liebgewonnener Horror-Klischees, die einfach zu einem klassisch-altmodischen Grusel-Horrorfilm gehören.

Ein Pixar-Film wäre nichts ohne seine liebevoll ausgearbeiteten Charaktere. Neben den beiden altbekannten Protagonisten, die anfangs noch als jugendlich-ungeschliffene Version ihrer selbst auftreten und sich erst im Verlauf des Films zu den Monstern entwickeln, die wir in „Die Monster AG“ kennen und lieben gelernt haben, kann „Die Monster Uni“ besonders durch die Vielzahl der charmanten Nebencharaktere punkten. Dabei sind jedoch nicht nur die gemiedenen Nerd-Monster von Mike und Sullys Oozma-Kappa-Verbindung gemeint, sondern gerade die Monster, die im Film lediglich Randfiguren darstellen. Mit viel Liebe haben Regisseur Dan Scanlon und sein Autoren-Team eine Monster-Welt entwickelt, die unserer gar nicht so unähnlich ist. Hier gibt es kichernde Cheerleader-Klone, die sich in Sekunden in bösartige Furien verwandeln können, testosterongeschwängerte Sportskanonen, Gruftis, gitarrenspielende Ökos und, und, und… „Die Monster Uni“ ist ein wahres Panoptikum verrückter Figuren und hat so viel versteckte Details zu bieten, dass man den Film getrost mehrmals gucken kann und jedes Mal auf neue verspielte Kleinigkeiten stoßen wird.

Fazit: Regisseur Dan Scanlon hat mit „Die Monster Uni“ eine kurzweilige College-Animationskomödie inszeniert. Zwar schafft es das Prequel auf Grund der einfach gehaltenen Geschichte nie mit seinem Vorgänger auf Augenhöhe zu stehen, dennoch sind Mike und Sullys wilde Campusjahre einfach so liebenswert und abgedreht, dass man auch über diese Defizite wohlwollend hinwegschauen kann.

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