Schlagwort: Drama

Filmkritiken

"Milk" (USA 2008) Kritik – Sean Penn in der Rolle seines Lebens

Autor: Pascal Reis "How do you teach homosexuality? Is it like French?" Jeder redet von Toleranz, doch die schrägen Blicke bleiben beständig. Schlendert ein homosexuelles Pärchen durch die Einkaufspassage, schaut sich verliebt in die Augen, sanft Händchenhaltend, Küsse auf die Wangen schenkend, dann beginnt das Getuschel hinter vorgehaltener Hand von allen Seiten. Dass auch noch heutzutage ein zutiefst heteronormatives Gesellschaftsmuster unantastbar floriert, lässt sich als nur soziologische Niederlage manifestieren, die den Menschen, der doch immer nach der größten technologischen Klimax strebt, im Umgang mit seinem Umfeld aber zum tumben Neandertaler (zurück-)erklärt. Es ist daher nur von einer unheimlichen Signifikanz gezeichnet, der kontemporären Kinolandschaft einige Vertreter zu s...
Filmkritiken

"The King of Comedy" (USA 1983) Kritik – Robert De Niro ist besessen von Jerry Lewis

"Lieber ein König für eine Nacht, als ein Bettler fürs Leben." Wenn man die Mehrheit der Filmliebhaber auf die gemeinsame Zeit zwischen Martin Scorsese und Robert De Niro ansprechen würde, würden in jedem Fall die Filme 'Taxi Driver', 'Wie ein wilder Stier', 'GoodFellas' und 'Casino' genannt werden, denn diese vier Filme stehen wohl für die großen Höhepunkte im Schaffen des Duos. Doch die beiden Meister haben auch so manchen Film zusammen gemacht, der trotz riesiger Erfolge in den Jahren zuvor nie den verdienten Stand in der Filmwelt erlangen konnten. Da wäre zum Beispiel das äußerst gelungene Remake 'Kap der Angst', 'Bringing out of the Dead' und vor allem der noch viel öfter vergessene 'The King of Comedy' aus dem Jahr 1983. Die fünfte Zusammenarbeit zwischen Scorsese und De Niro erwe...
Kritik: Scarface (US 1983) – Der Aufstieg und Fall des Tony Montana
Drama, Filmkritiken

Kritik: Scarface (US 1983) – Der Aufstieg und Fall des Tony Montana

I tell always the truth. Even when I lie. Brian de Palma war nie der Künstler, der allein mit seinem Namen die großen Publikumsmengen in die Kinos locken konnte. Nicht selten war der Mann aus New Jersey den Filmstudios sogar ein enervierender Dorn im Auge. Wenn wir uns jedoch retrospektiv der Karriere von Brian De Palma annehmen, dann dürfen wir zum einen feststellen, dass diese Animositäten nicht von ungefähr kommen, so expressiv Brian De Palma zum Teil mit den Grenzen des guten Geschmacks gespielt hat und wie oft  er jene auch überschritt. Zum anderen ist aber auch festzustellen, dass Brian De Palma nicht nur einen Klassiker in seinem Leben inszenierte, sondern eine ganze Bandbreite dieser vorzuweisen hat: Carrie, Blow Out, Die Unbestechlichen und sein kommerziell erfolgreichster ...
Kritik: Ein fürsorglicher Sohn (USA/DE 2009) – Werner Herzog wieder in Topform
Drama, Filme, Filmkritiken, Krimi, Thriller, Werner Herzog

Kritik: Ein fürsorglicher Sohn (USA/DE 2009) – Werner Herzog wieder in Topform

Ich geb's zu, ich hab in letzter Zeit viel geweint. Komisch ist nur, die Tränen kommen bloß aus meinem linken Auge, niemals aus dem rechten. Wieso ist das so? Werner Herzog und David Lynch sind zwei der Regisseure, die sich seit den Einstiegen in die Filmwelt durch ihre unverkennbare Eigenarten auszeichneten und sich ihren großen Namen mit Exzentrik erarbeiten. Als sich 2009 ankündigte, dass der Vater des Surrealistischen und der deutsche Regietitan ein gemeinsames Projekt fertiggestellt hatten, bekamen die Cineasten weltweit Herzflattern und feuchte Augen. Das Interesse und die Vorfreude auf dieses Werk waren in Fankreisen wohl kaum in Worte zu fassen. Doch um eines gleich klarzustellen, David Lynch war hier „nur“ als ausführender Produzent tätig, seine Anwesenheit ist dennoch spür...
Filmkritiken

Kritik: Donnie Brasco (USA 1997)

"Ich habe immer Recht. Ein Mann der Familie hat immer Recht. Selbst wenn er Unrecht hat, hat er Recht." Jedes Jahrzehnt wirft immer wieder Filme über die berüchtigte Mafia heraus, die sich dann zu wahren Meilensteinen der Filmgeschichte mausern. Richtig Schwung und Glanz bekam das Genre mit Francis Ford Coppolas 'Der Pate' 1972, der auch heute noch zusammen mit 'Der Pate II' die Speerspitze bildet und seinen Rang nie verlieren wird. In den 80er Jahren lieferte Brian De Palma mit 'Scarface' und 'The Untouchables' zwei Glanzstücke ab und die 90er gehörten wohl Martin Scorsese, der mit 'GoodFellas' und 'Casino' ebenfalls zwei seiner größten Meisterwerke inszenierte. Das sind alles Filme, die wirklich jeder Fan kennt und liebt. Aber es gibt auch die unbekannteren Vertreter, die trotz gr...
Filmkritiken

"Breaking Dawn: Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 1" (USA 2011) Kritik – Das Ende ist nah

"Komm schon, du darfst heute nicht weinen, Bella." Das Ende ist in Sicht. Ein Licht erscheint am Horizont und die Zeit bis zum großen Schlussakkord wird langsam absehbar. "Twilight" geht in seine letzten Runden und wird damit sicher Millionen Herzen jeglicher Minderjähriger im Sturm zerreißen. Allerdings werden sich auch Millionen genervte Kinobesucher mit breitem Grinsen auf die Zukunft freuen, wenn kein Edward oder Jacob T-Shirts mehr durch die großen Eingangshallen geistern. Die "Twilight"-Verfilmungen könnte man nett gesagt noch als durchwachsen bezeichnen, in Wirklichkeit ist eine aber schlechter als die andere und quälten so manchen Zuschauer mit ihrer mehr als fragwürdigen und oft gar nicht erst anwesenden Qualität. Nach 'Eclipse', der noch den besten Teil der Reihe darstellte, v...
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"The Woodsman" (USA 2004) Kritik – Kevin Bacon im Kampf gegen seine Vergangenheit

"Haben Sie was zu verbergen?" Schwere Themen sind in der Filmwelt inzwischen willkommen und werden nicht mehr nur totgeschwiegen um umgangen, eben weil sie sich mit sogenannten Tabuthemen beschäftigen. In diesen Kreis fallen Themen wie Missbrauch, Vergewaltigung, Pädophilie und die Folgen im späteren Leben. All diese Bereiche würden wir natürlich gerne wie auch jeden Mord aus der Welt schieben, doch so, milde ausgedrückt, unangenehm sie auch sein mögen, so wichtig sind sie auch. Man muss darüber sprechen, sich austauschen und verstehen, wie man mit diesen grauenvollen Taten umgehen kann und sich davor auch schützt. Regisseurin Nicole Kassell widmete sich in ihrem Debütfilm 'The Woodman' 2004 dem Leben eines ehemaligen Sexualstraftäters, kommt aber leider nicht über die guten Ansätze hin...
Filmkritiken

"Eclipse – Bis(s) zum Abendrot" (USA 2010) Kritik – Eine leichte Verbesserung

"Ich werde um dich kämpfen bis dein Herz aufhört zu schlagen" Das nächste Jahr zwischen dem zweiten und dritten 'Twilight'-Film durfte vergehen und die anspruchsvollen Zuschauerreihen mussten sich erneut von dem schweren Schock nach dem grauenhaften 'New Moon' erholen. Was Chris Weitz aus Stoff gemacht hat, war wirklich in jedem Punkt eine Katastrophe, aber auch die Erinnerungen an Catherine Hardwickes Scheitern in 'Twilight' sind mit Sicherheit auch keine schönen. Nun stellte sich die schwere Frage, ob man nach den zweifachen Nullnummern wirklich nochmal etwas Qualität in die Reihe bringen konnte, oder ob alle Züge schon abgefahren sind. So viel sei zu Anfang gesagt: 'Eclipse' aus dem Jahr 2010 ist tatsächlich die beste Verfilmung der ersten drei Roman, doch was heißt das in diesem Fal...
Filmkritiken

"New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde" (USA 2009) Kritik – Die Qualen werden schlimmer

"Geht es dir um meine Seele? Du kannst sie haben! Ohne dich will ich sie nicht." Ein zartes Jahr durfte vergehen, in dem wir keine Schlangen von kreischenden Teenagern vor den Kinotüren begutachten durften. Mit Edward T-Shirts und verschiedensten Anhängern wurde ihre Sehnsucht 2009 aber wieder gestillt. New Moon stand vor der Tür, der zweite Teil der "Twilight"-Reihe von Stephenie Meyers. Die erste Verfilmung war in so gut wie allen Belangen ein krasser Totalausfall, doch der Film wurde natürlich ein riesiger Erfolg. Ein kluger Schritt sollte es also sein, den Regisseur zu tauschen und den gescheiterten ersten Teil mit einem guten Nachfolger vielleicht etwas vergessen zu machen. Die Wahl fiel auf Chris Weitz, der Filme wie 'American Pie' und 'About a Boy' inszenierte. Nach seiner Katas...
Filmkritiken

"Ghost Dog" (USA 1999) Kritik – Der Weg des Samurai

"Nichts zählt so sehr wie der gegenwärtige Augenblick." Es gibt diese Regisseure immer wieder. Diese Filmemacher, die die Welt zu gerne in zwei Teile spalten. Man kann mit ihnen etwas anfangen, oder erlebt die schlimmsten filmischen Stunden. Bekannte Regisseure, die immer wieder für Furore sorgen und das Publikum in verschiedene Ecke drängen, wären wohl Leute wie David Lynch, Lars von Trier, Gaspar Noé oder Michael Haneke. Doch auch der unabhängige Jim Jarmusch zählt zu dieser speziellen Gattung. Die einen sehen in ihm einen überbewerteten pseudo Intellektuellen, für andere werden seine Filme zu minimalistischen und vielschichtigen Offenbarungen. 'Ghost Dog' von 1999 ist ein treffendes Beispiel, der die Kritiker wie Zuschauer in zwei klare Gruppen trennt, doch wer Jarmusch verstehen kan...