Schlagwort: Französischer Film

Filmkritiken

"MR73" (FR 2008) Kritik – Düstere Langeweile

"Gott ist ein Drecksack. Irgendwann bring ich ihn um." Vier Jahre nach seinem kommerziellen, aber enttäuschenden Erfolg '36 – Tödliche Rivalen', meldete sich Olivier Marchal wieder zurück. Mit dem Rückenwind seines letzten Films, der reichlich, wenn auch oft unverständliches, Lob nach sich ziehen konnte, inszenierte Marchal seinen nächsten Polizistenfilm. Er blieb seinem Genre also treu und besetzte die Hauptrollen ebenfalls wieder mit Daniel Auteuil. Mit dem düsteren Thriller 'MR73' machte er allerdings nicht wirklich etwas besser und verliert im Gesamteindruck sogar noch gegen '36 – Tödliche Rivalen'. Schneider war einmal einer der besten Elite-Cops der Pariser Mordkommission. Durch einige Schicksalsschläge und der Härte seines Berufs hat er den direkten Boden unter sich verloren. We...
Filmkritiken

"36 – Tödliche Rivalen" (FR 2004) Kritik – Ein zwiespältiges Duell

"Wer gibt dir das Recht mich so zu behandeln, Leo? Außer diesem Beruf hab ich nichts, verstehst du?" Olivier Marchal ist auch nach seinem Debütfilm 'Gangsters' aus dem Jahr 2002 eine kleine und unbekannte Nummer geblieben. Zwei Jahre später war das mit seinem zweiten Film '36 - Tödliche Rivalen' schon ganz anders. Sein Krimi mit französischer Topbesetzung wurde von allen Seiten gefeiert und auch der Titel „europäischer Heat“ wurde dem Film nicht nur einmal aufgelegt. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch, die Enttäuschung im Nachhinein allerdings auch. '36 - Tödliche Rivalen' ist mit Sicherheit kein schlechter Krimi, allerdings ist der Film in seiner Qualität so weit entfernt von 'Heat', wie Marchal von der inszenatorischen Klasse eines Jean-Pierre Melville. Fahndungschef Leo Vrin...
Filmkritiken

"Intimate Enemies" (FR 2007) Kurzkritik – Die französische Kriegshölle

Mit ruhigem Tempo und der richtigen Portionierung von Action und Brutalität erzählt "L'Ennemi intime" ein Stück französischer Kriegsgeschichte. Dabei wird auf Charakterentwicklung (genial Benoît Magimel), aber auch auf Authenzität, sehr viel Wert gelegt. Das Kamerateam rund um Regisseur Siri hat eine tolle Arbeit geleistet, denn die vielen düster schönen Landschaftsaufnahmen spiegeln perfekt die Kaltblütigkeit und Atmosphäre des Algerienkrieges wieder. Begleitet wird all das von Alexandre Desplats grandios dezentem Score. Zudem wird bravourös gezeigt, dass es im Krieg kein Gut und kein Böse gibt, denn mit der Zeit werden alle zu unkalkulierbaren Bestien. "L'Ennemi intime" wurde auch schon des öfteren mit "das französische Platoon" betitelt. Diesem Namen wird das Werk ohne Zweifel mehr al...
Filmkritiken

"Enter the Void" (FR 2009) Kritik – Gaspar Noés spiritueller Rausch durch die Zeit

"Ich bin kein Junkie..." Die Jahre vergingen und es wurde still um Skandalregisseur Gaspar Noé. Nach 'Menschenfeind' und 'Irreversibel' hat Noé seinen Standpunkt in der Filmwelt deutlich klargemacht. Provokant, schonungslos und doch mitreißend. 2009, 7 Jahre nach 'Irreversibel', klopft Noé wieder an die Tür und hat seinen neusten Film 'Enter the Void' mit im Gepäck. 'Enter the Void' ist ein intensiver Drogenrausch, der den Zuschauer unaufhaltsam in seinen Sog zieht, allerdings einige schwere Längen mit sich bringt. Oscar und Linda waren lange Zeit getrennt, nun leben die Geschwister zusammen in Tokio. Sie strippt und er vertickt Drogen. Einer der Deals geht gehörig schief und Oscar wird auf einem versifften Klo erschossen. Sein Körper stirbt, doch sein Geist bleibt und schwebt durch di...
Filmkritiken

"Endstation Schafott" (FR 1973) Kritik – Die Frage nach Gerechtigkeit

"Schießen, schießen! Weiter könnt ihr wohl nichts! Warum sprecht ihr nicht mit ihnen?!" Nicht nur die Unterhaltung sollte in Filmen zählen, sondern auch die Aussage. Der perfekte Film wäre natürlich ein unterhaltsamer mit ebenso nachhaltiger Wirkung durch seine Eindringlichkeit und Tiefe. Einer der Filme, die man mit Fug und Recht als unterhaltsam und aussagekräftig bezeichnen kann, ist José Giovannis Todesstrafen/Sozial-Drama 'Endstation Schafott' aus dem Jahre 1972. Besetzt mit den französischen Superstars Alain Delon und Jean Gabin inszenierte Giovanni eines der größten und wichtigsten Meisterwerke überhaupt. Grobe Bilder, mit all ihren Ecken und Kanten bestimmten 'Endstation Schafott'. Jean-Jacques Tarbet zeichnet ein durch und durch kaltes und graues Bild der fragwürdigen Gerechti...
Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Der Clan der Sizilianer" (FR 1969) Kritik – Französisches Kino der Extraklasse

"Entschuldigen Sie wenn Sie eines Tages im Morgengrauen wegen mir aufstehen müssen." Das waren noch Zeiten. Die 60er Jahre und das französische Kino. Eine Zeit, in der man sich durchgehend auf Schauspieler und Regisseure verlassen konnte, weil sie einfach alles gegeben und Herzblut in ihre Filme gelegt haben. Dementsprechend sahen die Filme auch aus und nicht nur einmal kam ein Meisterwerk dabei heraus, dass nicht nur die Filmwelt prägte, sondern auch den Zuschauer. Begeben wir uns in das Jahr 1969 und treffen uns in 'Der Clan der Sizilianer' mit drei der BESTEN Schauspieler aller Zeiten und einem der großen Meisterwerke der Filmgeschichte. Berauschend fotografiert Henri Decaë 'Der Clan der Sizilianer' und liefert einige der besten und stilsichersten Bilder der Filmgeschichte. Grobkörn...
Filmkritiken

"Das Labyrinth der Wörter" (FR 2010) Kritik – Die Kraft der Worte

"Wenn man so jung, so früh, so sehr geliebt wird, dann ist das nicht gut. Man nimmt schlechte Gewohnheiten an. Man hält Ausschau, man hofft, man wartet. Mit der Mutterliebe macht dir das Leben in der frühsten Kindheit ein Versprechen, das es niemals erfüllt." Immer wieder gibt es sie, jedes Jahr aufs Neue. Diese kleinen, unentdeckten Filmperlen, die in den Regalen von Videotheken und Läden versinken und darauf warten, sich endlich entfalten zu dürfen und zu zeigen, was in ihnen steckt. Einer dieser leider viel zu unbekannten Filme ist die wundervolle, französische Tragikomödie 'Das Labyrinth der Wörter' von Jean Becker aus dem Jahr 2010. 'Das Labyrinth der Wörter' besticht durch seine ruhige und feinfühlige Art und lebt immer mehr von seiner unglaublich warmen und umarmenden Atmosphäre...