Schlagwort: Krimi

Filmkritiken

"Das Leben nach dem Tod in Denver" (USA 1995) Kritik – Andy Garcia wird zum heiligen Jimmy

"The blood runs when the time comes." Man könnte „Das Leben nach dem Tod in Denver“ so einige Dinge problemlos vorhalten: Seien es die Klischees, die sich jetzt schon seit Ewigkeiten durch dieses Genre schlängeln, die etwas unausgegorene Liebesgeschichte, die die Handlung zu keinem Zeitpunkt weiterbringt und auch allgemein haben Regisseur Gary Fleder und Drehbuchautor Scott Rosenberg nicht selten bei den großen Vorbildern abgeschaut. Wenn wir uns aber von dieser, in diesem Fall, unnötigen Engstirnigkeit distanzieren, dann lässt sich „Das Leben nach dem Tod in Denver“ mit ganz anderen Augen betrachten. Gary Fleder plagiiert hier nämlich keinesfalls die maßgebenden und erfolgreichen Glanzlichter des Gangster-Genres, sondern seine Inszenierung ist vielmehr eine Aufarbeitung, eine eigenstän...
Filmkritiken

Kritik: City of God (FR/BR/US 2002) – Die ungeschönte Seite Brasiliens

Die Sonne ist für alle da, der Strand nur für die, die es verdient haben. Wenn wir Deutschen im lockeren Sprachgebrauch von dem berüchtigten 'heißen Pflaster' sprechen, dann ist jedem klar, was es mit diesem allseits bekannten Sprichwort auf sich hat. Simpel gesagt versteht man unter dem heißen Pflaster, einen bestimmten Fleck der Erde, an dem die dort herrschenden Sitten nicht gerade denen eines Wellnessurlaubes gleichen und man wäre als Außenstehender deutlich besser damit beraten, sich von diesen Orten fernzuhalten. Jedes Jahr gibt es immer wieder eine wirtschaftliche Darstellung in Listenform, in der die weltweit gefährlichsten Städte aufgelistet sind, reflektiert aus der Todesrate, Überfällen bzw. Verbrechen per se und dem blanken Terror. Darunter fallen immer wieder Metropolen...
Filme, Filmkritiken

"The Raven" (HU/ES/US 2012) Kritik – John Cusack wird zu Edgar Allan Poe

"Wie es scheint, diente meine Erzählung als Inspiration für ein reales Verbrechen." In jedem künstlerisch wertvollen Bereich gibt es die unumgänglichen Vorbilder, an denen sich jeder aufstrebende Stern orientiert und gerne auch ein stückweit abkupfert, um seinen eigenen Horizont mit den Gedanken der alten Helden zu verknüpfen und im besten Fall seinen ganz eigenen Stil zu finden. Im filmischen Bereich würden da zum Beispiel Namen wie F.W. Murnau („Nosferatu“), Luis Buñuel („Ein andalusischer Hund“) und Alfred Hitchcock („Psycho“) genannt werden. Begeben wir uns in die Sparte der großen Weltliteratur, dann dauert es nicht lange, bis uns Gesichter wie Johann Wolfgang von Goethe, Charles Baudelaire und Ernest Hemingway entgegenblicken. Dabei darf jedoch ein Mann ebenfalls nicht vergessen ...
Filmkritiken

"Halbblut" (USA 1992) Kritik – Val Kilmer ermittelt im Sioux-Reservat

"Wir haben entschieden so zu leben, wie wir sind. Wir kennen den Unterschied zwischen wirklicher Freiheit und angeblicher Freiheit. Es gibt ein Leben mit der Erde und eins ohne sie." Mitten in dem abgelegenen Sioux-Reservat Pine-Ridge in South Dakota, kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall: Ein angesehener Stammesführer wurde erschossen aufgefunden und der Täter ist vollkommen unklar. Das schreit natürlich nach Aufklärungen und es trifft ausgerechnet den jungen Polizisten Ray Levoi, der in Sachen Ermittlungen noch ein unerfahrener Grünschnabel ist. Dazu kommt auch noch, dass Levoi indianisches Blut in sich trägt, was ihn zu einem sogenannten „Halbblut“ macht. Er macht sich auf den Weg zum Tatort und trifft dort auf seinen Partner Frank Coutelle, ein rauer und ebenso altmodischer Cop, ...
Filmkritiken

"Prestige" (USA/GB 2006) Kritik – Christian Bale und Hugh Jackman verfallen ihrer magischen Besessenheit

"Niemand interessiert sich für den Mann der verschwindet." Es gibt wohl kaum einen anderen Regisseur, der in der letzten Zeit gleichermaßen Unmengen von Sympathie und Antipathie auf seine Seite ziehen konnte, wie der in London geborene Christopher Nolan. Aufgrund seiner Leidenschaft für bombastische Blockbuster wie die "Batman"-Trilogie und seinem Traum-Action-Thriller "Inception", hat sich der Filmemacher schnell bei der einen Hälfte unbeliebt gemacht und sich mit Aussagen anfreunden müssen, die ihn als inhaltsleeren Geschichtenerzählen bezeichneten, der sich nur auf große Schauwerte konzentrieren kann, aber seinen Charaktere und dem eigentlichen Film keinerlei Tiefe schenkt. Darüber kann man natürlich streiten und auch "Inception" ist sicher nicht das komplexe Philosophie-Meisterwerk,...
Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Der Marathon-Mann" (USA 1976) Kritik – Dustin Hoffman rennt um sein Leben

"Beruhigen Sie sich, bitte, ich bohre nicht an der alten Stelle weiter. Der Nerv dieses Zahnes stirbt bereits. Ein lebendiger, junger, frischer Nerv ist sehr viel empfindsamer, also werde ich einfach in einen gesunden Zahn hineinbohren, bis ich den Nerv treffe." Die 1970er Jahre stehen für jeden Cineasten und Filmfreund in einem ganz besonderen Licht und werden nicht umsonst als glorreicher zweiter Frühling der Filmgeschichte bezeichnet. Die Regisseure konnten ihre eigenen Ideen konsequent umsetzen und die Drehbuchautoren gehörten zu den zielstrebigsten und präzisesten aller Zeiten. Wenn man sich einmal ansieht, welche Meisterwerke im Thriller- und Gangster-Genre in den 70ern auf die Welt losgelassen wurden, dann wird schnell klar, wieso man diese Zeiten einfach nur vermissen kann: "Tax...
Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Blutmond" (USA 1986) Kritik – Der erste Auftritt des Dr. Hannibal Lecter

"Haben Sie schon mal Blut im Mondlicht gesehen? Es kommt einem ganz schwarz vor." Dr. Hannibal Lecter, der berühmteste Kannibale der Film- und Literaturgeschichte. Jedem dürfte diese fiktive Kunstfigur mittlerweile ein mindestens grober Begriff sein, auch dann, wenn man nie einen der Filme oder eines der Bücher genossen hat. Wobei genießen aus filmischer Sicht nur bedingt möglich war, denn einzig Jonathan Demme hat sich 1991 mit dem Meisterwerk "Das Schweigen der Lämmer" dem Stoff von Thomas Harris grandios angenommen und ihn vollkommen würdig umgesetzt. Mit "Hannibal", "Roter Drache" und "Hannibal Rising" war das schon etwas anders und der Schleier des Schweigens darf gerne über die mittelmäßige Ware geworfen werden, auch wenn es keine Totalausfälle sind, aber eine Enttäuschung bleibt...
Filmkritiken

"Lawless" (AT 2012) Kritik – Tom Hardy und Shia LaBeouf im Sumpf der Prohibition

"It is not the violence that sets men apart. It is the distance that he is prepared to go." Seit unzähligen Jahrzehnten gibt es ein ganz besonderes Genre, welches sich unsterblich durch die Filmgeschichte schlängelt und wohl niemals daraus vertrieben werden kann: Der Gangsterfilm und alles was damit zu tun hat. Aber wer will dieses wunderbare Thema schon vertreiben, denn diese Filme offenbaren uns doch einen gnadenlosen, spannenden und gerne auch informativen Blick in die dunkle Machenschaften der falschen Seite des Gesetzes und des organisierten Verbrechens. Regisseure wie Martin Scorsese, Brian De Palma und Francis Ford Coppola haben sich ihre Heiligsprechung in diesen Fällen schon gesichert, denn Werke wie "GoodFellas", "Scarface" oder die "Der Pate"-Trilogie sind nicht nur Klassiker...
Filmkritiken

"Mr. Brooks" (USA 2007) Kritik – Der Mörder in Dir

"Der Hunger ist ins Gehirn von Mr. Brooks zurückgekehrt. Er war niemals wirklich daraus verschwunden." Serienkiller haben in der Realität und im Film ihren ganz eigenen Platz. Während man sich im echten Leben über die Biografie und Mordgeschichte bestimmter Serienmörder informiert, Dokumentationen über diese schweren Verbrecher geradezu verschlingt und sich auch gerne in Diskussionen ziehen lässt, in denen darüber debattiert wird, welche Intentionen ein solcher Mensch für solche Taten gehabt haben muss und wo sich so mancher Mörder heute noch aufhält, denn genügend ungelöste Fälle lassen sich in den Polizeiakten auf der ganzen Welt finden. Im Film ist diese „Faszination am Bösen“ ähnlich, denn nicht nur das ein solches Thema ungemein spannend inszeniert sein kann, es kann vor allem auch...
Filmkritiken

"The Tourist" (USA/FR 2010) Kritik – In Venedig langweilen sich die Stars

"Diese Operation ist offiziell abgeschlossen." Was waren wir Deutschen nicht alle stolz auf Florian Henckel von Donnersmarck, unser Florian, der sich mit seinem Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" in der großen Filmwelt durchsetzte und den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film gewinnen konnte. „Wir sind Oscar“. Von Donnersmarck war in aller Munde, jeder wollte sich mit ihm beschäftigten, diesem altschlesischen Adelsgeschlecht, der endlich wieder mal den Goldjungen nach Deutschland holen konnte. „Die Zukunft des deutschen Film steht direkt vor uns.“ Wenn wir in diesen vergangenen Tagen durch das Fernsehprogramm zappten und egal ob wir bei einem Boulevard-Magazin oder der Tagesshow hängengeblieben sind, überall sahen wir unseren Florian, wie er den Oscar breitgrinsend in alle Kameras ...