Schlagwort: Review

Filmkritiken

"The Company You Keep – Die Akte Grant" (USA 2012) Kritik – Die politischen Narben der Vergangenheit

Autor: Pascal Reis "Würden Sie es wieder tun?" Jim Grant (Robert Redford) ist ein verwitweter und alleinerziehender Vater einer 12-jährigen Tochter und führt ein angesehenes Leben als Anwalt in der amerikanischen Oberschicht. Als die Polizei eines Tages auf Sharon Solarz (Susan Sarandon) aufmerksam wird, die in den 60er- und 70er Jahren zu der linksradikalen Oragnistation „Weather Underground“ gezählt hat, ist auch das Leben von Jim Grant schlagartig in Gefahr, denn was die Leute nicht wissen: Auch Jim war in diesen Jahren ein Aktivist der Gruppierung und lebt seit 30 Jahren unter dem Schutz einer falschen Identität. Nachdem Solarz inhaftiert wurde, schaltet sich der Chefredakteur (Stanley Tucci) der Albany Sun Times ein, um den engagierten Journalisten Ben Shepard (Shia LaBeouf) die gan...
Filmkritiken

"Riddle" (USA 2013) Kritik – Dunkle Geheimnisse, vermisste Brüder und ein aufgedunsener Val Kilmer

Autor: Maria Engler "Es gibt Probleme, die keinen interessieren." Die Highschool-Cheerleaderin Holly Teller und ihr kranker Bruder Nathan sind ein Herz und eine Seele. Die hübsche Schülerin kümmert sich liebevoll um ihren nerdigen Bruder, der in der Schule oft gehänselt und gemobbt wird. Eines Tages nehmen zwei Halbstarke den Jungen mit auf eine Spritztour und kehren ohne ihn wieder zurück. Drei Jahre nach dem Verschwinden ihres geliebten Bruders hat Holly die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie den Vermissten plötzlich auf einem Wochenmarkt zu sehen glaubt. Sie folgt seiner Spur bis in das Dorf Riddle, wo sie jedoch vor allem bei der Polizei auf Unverständnis und Ablehnung trifft. Mithilfe einiger ehemaliger Mitschüler ermittelt die Studentin weiter und stößt auf schockierende Gehei...
Filmkritiken

"The Ark – Wir sind nicht allein" (CA 2013) Kritik – Albernes Alien-Potpourri auf dem Mond

Autorin: Maria Engler "Sie hat sich infiziert!" Die einsame Station „The Ark“ irgendwo auf dem Mond, wird von einem plötzlich auftauchenden Meteoritensturm getroffen und stark beschädigt. Die einzige Frau der Crew aus insgesamt vier Wissenschaftlern und Forschern der Station macht sich an die Reparatur, denn die Atemluft wird knapp. Nach einem einigermaßen gelungenen Rettungseinsatz bringt sie einen der Meteoriten mit, der mit einer seltsamen Sporen-Schicht überzogen ist, die sofort untersucht wird. Die Sporen vermehren sich unglaublich schnell und nachdem die Astronautin Ava mit diesen in Kontakt gekommen ist, wird sie auf wundersame Weise schwanger und gebiert nach wenigen Stunden ein schleimiges Alien-Etwas, das bald das Leben aller Crew-Mitglieder bedroht. Unglücklicherweise ist seit...
Filmkritiken

"Pacific Rim" (USA 2013) Kritik – Magie, Monster und Moneten

Autor: Conrad Mildner „Today we are cancelling the apocalypse!“ Was haben mein achtjähriges Ich beim „Jenga“-Spielen und das „Intergalactic“-Musikvideo der Beastie Boys gemeinsam? Richtig, den natürlich menschlichen Fetisch für Zerstörung; kein Geheimrezept, aber eine Triebfeder, die im aktuellen Blockbusterkino unverzichtbar geworden ist und seit „Jurassic Park“ stetig absurder werdende Früchte getragen hat. Auch in Guillermo del Toros offenkundig auf Krawall gebürsteten „Pacific Rim“ kann die Zerstörung gar nicht groß genug sein. Im Zentrum des Films steht nicht nur der übliche Fetisch, sondern auch das schwarze Loch seines Konsums. Höher, weiter, schneller und vor allem größer muss es werden und alles davor dagewesene in den Schatten stellen. Anders geht es nicht. Das Prinzip der Über...
Filmkritiken

"Die Unfassbaren – Now You See Me" (US/FR 2013) Kritik – Die Welt der Illusionen: Ein offenes Geheimnis

Autor: Pascal Reis "Je genauer Sie hinsehen, desto weniger sehen Sie." Atlas ist ein arroganter Meister seiner Klasse und kann durch die Macht der Illusionen nicht nur sein Publikum ins Staunen versetzen, sondern auch die Frauenwelt haltlos in sein Schlafzimmer locken. Als der charismatische Magier, seine ehemalige Assistentin Henley, dem gewitzten Mentalisten Merritt und dem Touristenabzocker Jack jeweils eine Tarotkarte zugesteckt bekommt, auf der sich eine Adresse für ein Appartement befindet, stößt das Quartett auf die Blaupausen eines nie in die Tat umgesetzten Tricks. Ein Jahr vergeht und die Magiertruppe füllt unter dem Namen „Die vier Reiter“ die größten Hallen von Las Vegas. Mit der Ankündigung, eine Bank in Paris auszurauben, die in beinahe 9000 Kilometern Entfernen liegt, wir...
Filmkritiken

Filmfest München Recap Nr. 3: „Only God Forgives“, „As I Lay Dying“, „Blue Is the Warmest Color”, „Le temps de l’aventure” und „Nina“

Autor: Philippe Paturel „Only God Forgives“ von Nicolas Winding Refn, u.a. mit Ryan Gosling „Only God Forgives” ist der wohl am meisten verachtete Film der diesjährigen Filmfestspiele in Cannes. Auch auf dem Münchner Filmfest setzte sich die Abneigung gegen Refns neuste Arbeit größtenteils fort. Ich kann die Kritik jedoch nur teilweise nachvollziehen. Jemand, der mit „Valhalla Rising“ oder „Drive“ schon nicht warm geworden ist, der wird mit dieser düsteren Unterweltparabel ebenfalls seine Schwierigkeiten haben. Refn führt seine Gewalttrilogie konsequent zu Ende und hat seinen, im positiven Sinne, bisher abstoßendsten Film gedreht, der nur so mit Symbolik überladen ist, die sich hauptsächlich in Form von physischer Gewalt zeigt. Den Gewaltausbrüchen in „Only God Forgives“ vorzuwerfen, das...
Filmkritiken

Filmfest München Recap Nr. 2: „Das Glück der großen Dinge“, „Night Across the Street“, „Die schönen Tage“ und „Augustine“

Autor: Philippe Paturel „Das Glück der großen Dinge“ von Scott McGehee, u.a. mit Julianne Moore Das gute alte Thema: Der Eherechtsstreit. In diesem Fall geht es darum, wer die kleine Maisie bekommt. Der unerträgliche Karrierevater Beale (Steve Coogan) oder die noch nervigere Mutter Susanna (Julianne Moore), die an nichts anderes denkt, als an ihre Gesangslaufbahn. Eines muss man den Regisseuren Scott McGehee und David Siegel lassen: Mit dem Casting der beiden Eltern haben sie einen Coup gelandet, denn sowohl Moore als auch Coogan überzeugen in den Rollen der Eltern, denen man für ihre Verantwortungslosigkeit für ihr Kind immer wieder gerne eine Links und eine Rechts mitgeben würde. Der Rest des Dramas ist Familienpathos, das durchschnittlicher nicht sein könnte. Die amerikanischen Kritik...
Filmkritiken

Filmfest München Recap Nr. 1: „The Immigrant“, „Drug War“, „The Last Time I Saw Macao“ und „Le Noir (Te) Vous Va Si Bien“

Autor: Philippe Paturel „The Immigrant“ von James Gray, u.a. mit Marion Cotillard Mein erster Film auf dem Münchner Filmfest war meine bisher schönste Erfahrung. „The Immigrant“ erzählt in großen Bildern, deren Wucht an Klassiker wie „Der Pate“ oder „Es war einmal in Amerika“ erinnern, von zwei polnischen Schwestern, die in die USA einwandern. Doch es läuft für die beiden anders als geplant. Ewa (Marion Cotillard) und ihre Schwester werden während der Einreise getrennt und Ewa muss sich dem schmierigen Bruno (Joaquix Phoenix) anvertrauen, um ihre Schwester aus den Händen der Einwanderungsbehörde zu retten. Dabei gerät sie unaufhaltsam in die Prostitution, bis der charismatische Magier Orlando (Jeremy Renner) auf Ewas Radar erscheint und ihr Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht. James ...
Filmkritiken

"The Grandmaster" (CN/FR/HK 2013) Kritik – Martial-Arts-Ikone Ip Man kämpft wieder auf großer Leinwand

Autor: Florian Feick „Denke gut nach. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen.“ Die südchinesische Stadt Foshan in den 1930er-Jahren. Strömender Regen, der einer Sintflut gleicht. Ein schwarz gekleideter Mann mit einem charmanten weißen Hut. Eine Gruppe formiert sich. Es kommt zum Kampf. Einer gegen alle. Schläge und Tritte prasseln nieder wie der Regen, der ihre Seelen reinwäscht. Holzwägen zerbersten, Knochen brechen. Parade, Konter, Sieg. Wir begleiten den noch jungen Kung Fu-Anhänger Ip-Man (Tony Leung) bei seiner Mission, Wing Chun (so der ursprüngliche Name des Stils) auch über den Süden Chinas hinaus bei Kampfkünstlern zu etablieren. Damit dies jedoch ermöglicht werden kann, muss sich der aufstrebende Sportler zunächst einmal selbst einen Namen machen. Allmählich realisiert er, dass...
Filmkritiken

"Gambit – Der Masterplan" (USA 2012) Kritik – Solider Plan, viele Komplikationen

Autor: Florian Feick „Der Mann ist ein hoffnungsloser Ignorant.“ Harry Deane (Colin Firth) hat es satt. Keinen Tag länger will er für den Mann arbeiten, den er am allermeisten verabscheut. In einem Job, der für ihn gerade genug abwirft, um in seiner kleinen Erdgeschoss-Wohnung leidlich über die Runden zu kommen und nichts anderes zu tun als arbeiten zu müssen, während sein Vorgesetzter als einer der wohlhabendsten Männer Londons die Frucht von Harrys Arbeit erntet und ein dekadentes Leben in Saus und Braus führt. Die Falten auf seinem Gesicht werden prägnanter und er dadurch auch nicht gerade attraktiver, viele Freunde hat er nicht und das Glück will und will einfach nicht an seine Tür klopfen. Höchste Zeit, denkt er sich, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Spontan trifft er de...