Schlagwort: Review

Filmkritiken

"Herzensbrecher" (CA 2010) Kritik – Die imaginäre Autorität der Liebe

Autor: Pascal Reis "Hast du dich in letzter Zeit verliebt?" Knapp 10 Minuten haben sie tosend applaudiert, die Kritiker und Journalisten im Kinosaal der Filmfestspiele von Cannes, als der damals 19-jährige Xavier Dolan sein Erstlingswerk „I Killed My Mother“ vorstellen durfte. Was für eine Ehre für einen jungen, beeinflussbaren und aufstrebender Künstler. Stehende Ovationen gab es, die nicht nur dem jungen Filmgeist geschuldet waren, der in seiner jugendlichen Blüte und der umfassenden Bandbreite an verschiedenen (Set-)Positionen, die für dieses Alter schon beeindruckenden genug waren, sondern auch wegen Dolans informaler Weitsicht, die jeden pubertären Tellerrand überquerte und ein menschliches und damit vollkommen ehrliches Porträt über den Generationskonflikt im innerfamiliären Bü...
Filmkritiken

"Walkabout" (GB 1971) Kritik – Im Herzen der Natur

Autor: Pascal Reis "I don't suppose it matters which way we go." Genau wie Peter Weirs „Picknick am Valentinstag“ aus dem Jahre 1975, ist auch Nicolas Roegs 1971 entstandener „Walkabout“ von immenser Bedeutung für das australische Kino, schließlich waren genau diese beiden Werke für die daraus resultierende Filmwelle aus Down Under verantwortlich und legten den hochklassigen Grundstein für alles, was folgen sollte. Wo sich Weir in seinem ästhetischen Mysterium ganz der atmosphärischen Sogwirkung verschrieben hat und zu eigenen Interpretationen einlud, schlägt auch Nicolas Roeg einen ganz eigeen Weg ein und inszenierte einen Film, der den Zuschauer nicht Händchen haltend durch die Szenerie begleitet, sondern ihm die Rolle des beobachtenden und mitfühlenden Gefährten erlaubt. „Walkabout...
Kritik: After Earth (USA 2013) – Will Smith und der überforderte Kindersoldat
Abenteuer, Filme, Filmkritiken, Science Fiction / Fantasy

Kritik: After Earth (USA 2013) – Will Smith und der überforderte Kindersoldat

Danger is real. Fear is a choice. Im Vorfeld des ontologischen Alien-Dramas Signs machte das US-Magazin Newsweek 2003 mit einer Coverstory über Regisseur M. Night Shyamalan auf. Der Titel: "The Next Spielberg". Wie sich die Zeiten ändern. 2012 musste Newsweek nach fast 80 Jahren endgültig die Segel streichen und auch Shyamalans Nachruhm aus The Sixth Sense-Tagen ist längst verweht. Nach einigen brachialen Bruchlandungen, die von selbstbeweihräuchernd (Lady in the Water), konfus (Die Legende von Aang) bis zu ergreifend einfältig (The Happening) reichten, versucht der Anfang 40-Jährige mit After Earth nun an alte Erfolge anzuknüpfen, aber bleibt sich doch treu. Nach einer Bruchlandung finden sich der junge Kadett Kitai Raige (Jaden Smith) und sein Vater und kommandierender Offizier C...
Filmkritiken

“La Grande Bellezza” (IT/FR 2013) Kritik – Sorrentino wandelt auf den Spuren Fellinis

Autor: Philippe Paturel "Der Neorealismus ist in erster Linie ein moralischer Begriff, der genau das als Wirklichkeit darstellt, was die bürgerliche Gesellschaft sich bemüht zu verbergen". (Roland Barthes) Die größten italienischen Filmemacher wie Federico Fellini („La Dolce Vita“) oder Luchino Visconti („Rocco und seine Brüder“) haben sich mit den Schattenseiten der italienischen Gesellschaft auseinandergesetzt. Nun wagt sich also ausgerechnet Paolo Sorrentino, der mit seinem letzten Film und Hollywooddebüt „Cheyenne - This must be the place“ nicht gerade für Begeisterungsstürme sorgte, an ein Rom-Epos fellinischen Ausmaßes. Die größte Überraschung dabei ist nicht, dass Sorrentino nicht gescheitert ist, sondern dass er eine den Regielegenden ebenbürtige Auseinandersetzung mit der römisc...
Filmkritiken

"Snitch – Ein riskanter Deal" (USA 20013) Kritik – Dwayne Johnson und die Hohlräume im Rechtssystem

Autor: Pascal Reis "You better wake up. You better wake up right now." Der Name Ric Roman Waugh dürfte selbst in kompetenten Fachkreisen für ein kleines Fragezeichen über den Köpfen der selbsternannten Cineasten sorgen, dabei hat sich der Mann in seinem Spezialgebiet als ein vertrauenswürdiger Arbeiter erwiesen. Waugh war nämlich verantwortlich für sämtliche Stunts in großen Hollywood-Produktionen, von „Total Recall – Die totale Erinnerung“ über „Hook“ bis hin zu Tony Scotts verehrtem Kultfilm „True Romance“. Die Zeiten sind jedoch vorbei, in denen Waugh sich in waghalsige Situationen katapultierte um den Zuschauer vorzugaukeln, dass sich der beliebte Action-Star hier gerade wirklich in einer brenzligen Lage befindet, und hat seine Position vom Kaskadeur zum Regisseur umfunktioniert. Mit...
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"I Killed My Mother" (CA 2009) Kritik – Ein Wunderkind und die Konfusionen der Pubertät

Autor: Pascal Reis "Selbst wenn ich mir vorstelle wie die schlimmste Mutter der Welt ist, du übertriffst sie bei Weitem." Als wäre es nicht schon beeindruckend genug, wenn ein erst 19-Jähriger seinen ersten Film in diesem zarten Alter verwirklichen darf, legt der Frankokanadier Xavier Dolan die Messlatte bewusst verdammt hoch. Für seinen Erstling „I Killed My Mother“ aus dem Jahre 2009 übernahm er nicht nur den Posten der Regie, sondern fungierte als Produzent, Drehbuchautor und als Hauptdarsteller. Eine Leistung, die man wohl eher von alteingesessenen Fachmännern erwartet, aber nicht von einem burschikosen Knaben, der gerade einmal die schwierige Phase der Pubertät überstanden hat. Ein derartiges Manöver kann schnell in die Hose gehen und die bestrafenden Ausdrücke wie „Überheblich“ und...
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"Hangover 3" (USA 2013) Kritik – Willkommen zur konservativen Galifianakis- und Jeong-Show

Autor: Florian Feick „My name's Alan and I bought a giraffe! Oh, my life is perfect!“ Nach dem geradezu desaströs ideenarmen Sequel der „Hangover“-Reihe war die Spannung groß, wie es nun weitergehen würde. Wäre Regisseur und Co-Autor Todd Phillips tatsächlich dreist genug, das längst viel zu oft kopierte Konzept nochmals zu kopieren? Glücklicherweise ist er das nicht. Aber fangen wir doch erstmal von vorne an: Die drei Freunde Doug (Justin Bartha), Phil (Bradley Cooper) und Stu (Ed Helms) führen nach den turbulenten Eskapaden in Bangkok wieder ein gutbürgerliches Leben zwischen Beziehung und Arbeit. Stu ist immer noch glücklich mit seiner Frau Lauren verheiratet und der destruktive Chaot Mr. Chow (Ken Jeong) sitzt in einem thailändischen Hochsicherheitsgefängnis unschädlich hinter Gitte...
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"Seelen" (USA 2013) Kritik – Ein Liebesdreieck im Quadrat

Autor: Jan Görner "If our memories are still alive…are we?" Die Erde in einer nicht allzu fernen Zukunft: Nachdem außerirdische Parasiten, die so genannten 'Seelen', begonnen haben, sich in Menschen einzunisten, ist nichts mehr, wie es war. Nur wenige Überlebende haben in abgeschiedenen Regionen ihres einstigen Heimatplaneten überlebt und befinden sich auf der ständigen Flucht vor den Häschern des neuen Systems. Melanie (Saoirse Ronan) ist eine dieser Überlebenden. Als sie bei einem Beutezug mit ihrem Bruder Jamie (Chandler Canterbury) droht, den Aliens in die Hände zu fallen, misslingt die Flucht und sie stürzt mehrere Stockwerke in die Tiefe. Doch Melanie überlebt. Angetrieben von dem Willen ihren Geliebten Jared (Max Irons) noch einmal wiederzusehen, übersteht auch ihr Bewusstsein die V...
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"The Devil’s Double" (BE 2011) Kritik – Der doppelte Despotensohn

Autor: Sebastian Groß "Please be clear about this, Latif. Uday has chosen you. You belong to him." 1987: Der irakische Soldat Latif Yahia wird von Saddam Husseins ältestem Sohn Uday, wegen einer enormen Ähnlichkeit, auserwählt sein Doppelgänger zu sein. Latif bleibt keine andere Wahl, wenn er ablehnt lässt Uday Latifs Familie verhaften und foltern. Nach ein paar chirurgischen Eingriffen ist Latif die optisch perfekte Kopie des Despoten-Sohnes und wird in einer luxuriösen Behausung untergebracht. Doch er wird wegen seiner Nähe zu Uday auch immer wieder Zeuge von dessen eruptiven Exzessen. Schon bald muss sich Latif eingestehen, dass er für einen Wahnsinnigen arbeitet, der weder Anstand noch Moral kennt. Doppelgänger von bekannten Persönlichkeiten soll es ja wirklich geben. Warum auch ...
Filmkritiken

"Fast & Furious 6” (USA 2013) Kritik – Schneller und wilder als jemals zuvor

Autor: Philippe Paturel „You don't turn your back on family, even when they do." So schnell kann es also gehen. 12 Jahre nach dem Franchise-Auftakt "The Fast and the Furious" startet nun bereits der sechste Teil der beliebten Car-Chase-Reihe in den Kinos. Nachdem Justin Lin mit den letzten beiden Teilen jedoch das Franchise wieder in Freude bringende Bahnen lenkte, ist "Fast & Furious 6" nun wieder ein kleiner Rückschritt geworden, nicht minder unterhaltsam, aber mit 130 Minuten für einen Actionfilm deutlich zu lang geraten. Eigentlich hatten sich Toretto (Vin Diesel) und O'Conner (Paul Walker) fest vorgeschrieben, ihre kriminelle Vergangenheit an den Nagel zu hängen. Doch wie es das Schicksal so will, erscheint FBI-Agent Luke Hobbs (Dwayne Johnson) bei Toretto. Mit dabei hat er ein Phot...