Schlagwort: Rezension

Kritik: Promising Young Woman (USA/GB 2020)
DVD & Bluray, Filmkritiken, Thriller

Kritik: Promising Young Woman (USA/GB 2020)

Eine Gastkritik von Sascha Böß Eine Kassandra auf Rachefeldzug Cassie (Carey Mulligan) hatte eine vielversprechende Zukunft. Sie war eine erfolgreiche und fleißige Medizinstudentin, bis eines Tages ihre beste Freundin Nina auf einer Party von Kommilitonen vergewaltigt wird und sich später das Leben nimmt. Seitdem ist Cassie eine gebrochene Frau und sinnt auf Rache. Emerald Fennels Regiedebüt Promising Young Woman ist kein typischer Rape-Revenge-Thriller, er ist anderseits auch keine Dekonstruktion dessen (wie zuletzt beispielsweise Revenge). Anders als bei typischen Vertretern dieses Genres wie Das letzte Haus links (1972) und Ich spuck auf dein Grab (1978) wird die weibliche Hauptfigur in diesem Film durch das „Trauma“ nicht erst die „starke (=maskuline) Frau“, die in ihr eigentlich ...
Kritik: Nomadland (USA 2020)
Drama, DVD & Bluray, Filmkritiken

Kritik: Nomadland (USA 2020)

Mein Dank für diese englischsprachige Gastkritik geht an Cliff Galiher, Filmexperte & -liebhaber aus Kalifornien, der Nomadland im September 2020 digital im Rahmen des 45. Toronto International Film Festival gesehen hat. I’m not homeless, I’m just houseless. Chloé Zhao continues to weave a cinematic tapestry from the vast heartland of America. As Nomadland begins, Fern (Frances McDormand) is leaving her home in the small factory town on the edge of the Nevada desert, just as it ceases to exist - the factory offering the majority of the local jobs has closed, everyone has gone and the postal code has been discontinued. Piling her household into a storage facility and her most essential treasures and provisions into a white van, she sets off onto the endless road. Fern seems well sui...
Kritik: The House of the Devil (USA 2009) – Von der suggestiven Kraft der bedrohlichen Ungewissheit
Filmkritiken, Horror

Kritik: The House of the Devil (USA 2009) – Von der suggestiven Kraft der bedrohlichen Ungewissheit

Eine Gastkritik von Florian Feick Am meisten fürchten wir uns vor den Gefahren, die wir glauben zu spüren, aber nicht sehen können. Deshalb empfinden wir Unbehagen in der Dunkelheit und horchen erschreckt auf, wenn das große unbekannte Haus plötzlich Geräusche von sich zu geben scheint. Ti Wests anachronistischer Genre-Beitrag ist in erster Linie eine nostalgische Erinnerung an das ehrenwerte Terrorkino der 1980er-Jahre. Mit voyeuristischer Lusthaftigkeit und dokumentarischen Grobkorn-Einstellungen zelebriert er seine leichtfüßig inszenierte Exposition, deren hitchcockesker Spannungsbogen genau an den richtigen Stellen mit beidseitigen Ausbrüchen ausgestattet ist. Sein The House of the Devil ist die ehrende Verneigung vor den Tugenden des amerikanischen Horrorfilms und dessen Schöpfern...
Netflix-Kritik: Marriage Story (USA 2019)
Drama, Festivals, Filme, Filmkritiken, Netflix, Slider

Netflix-Kritik: Marriage Story (USA 2019)

Criminal lawyers see bad people at their best, divorce lawyers see good people at their worst. Marriage Story ist Noah Baumbachs "Szenen einer Ehe", eine emotionale Achterbahn der Gefühle und nach Roma und dem erst im November erschienen Scorsese-Meisterwerk The Irishman ebenfalls einer der (Netflix-)Filme des Jahres, die erfolgreich in das Rennen um die bedeutendsten Filmawards gingen bzw. gehen werden. Mitreißend, lebensnah, relevant: Der US-amerikanische Autorenregisseur Noah Baumbach hat (nach u.a. Mistress America) eine weitere herausragende Tragikomödie gedreht, welche mitten aus dem Leben des Künstlerpaares Charlie (Adam Driver) und Nicole (Scarlett Johannson) erzählt, die seit vielen Jahren scheinbar glücklich miteinander verheiratet sind, einen Sohn haben und in der New Yo...
Kritik: Blau ist eine warme Farbe (FR 2013) – Der Geschmack des Erwachsenwerdens
Amazon Prime, Drama, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Blau ist eine warme Farbe (FR 2013) – Der Geschmack des Erwachsenwerdens

Nothing happens by chance. Die fünfzehnjährige Adèle (Adèle Exarchopoulos) träumt von der großen Liebe und sie glaubt, diese in Thomas, einem Mitschüler, gefunden zu haben. Doch eines Tages begegnet sie dieser jungen Dame mit blauen Haaren auf der Straße. Dieses kurze Aufeinandertreffen bringt ihr bisheriges Leben komplett aus den Fugen, da Adèle erstmals ihre Hingezogenheit zu Frauen wahrnimmt. Wer hat schon zu Beginn des diesjährigen Cannes-Filmfestivals damit gerechnet, dass ein dreistündiges lesbisches Liebesdrama die goldene Palme mit nach Hause nehmen würde? Ich zumindest nicht, auch wenn ich im Nachhinein gestehen muss, dass es ein wenig offensichtlich war, dass Blau ist eine warme Farbe im aktuellen Geschehen Frankreichs, der Debatte um die Gleichstellung der Ehe, den Preis mit...
Kritik: The Favourite – Intrigen und Irrsinn (US/GB 2018)
Drama, Filmkritiken, Komödie

Kritik: The Favourite – Intrigen und Irrsinn (US/GB 2018)

Sometimes a lady likes to have some fun. Als mittlerweile großer Fan des Griechen Yorgos Lanthimos, dem 2009 mit der Satire Dogtooth der internationale Durchbruch gelang (inklusive einer Oscar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film), waren meine Erwartungen an sein neustes Regieprojekt fast unerreichbar hoch. Doch Yorgos Lanthimos liefert nach The Lobster – Eine unkonventionelle Liebesgeschichte (2015) und The Killing of A Sacred Deer (2017) ein weiteres grotesk-komisches Meisterstück ab, dieses Mal am englischen Königshof Anfang des 18. Jahrhunderts verortet. Yorgos Lanthimos arbeitete beim Dreh von The Favourite - Intrigen und Irrsinn nach The Lobster das zweite Mal mit Rachel Weisz zusammen, die dieses Mal Lady Sarah, die enge Vertraute von Queen Anne (Olivia Colman), spiel...
Kritik: The Killing of a Sacred Deer (US 2017)
Drama, Festivals, Filmkritiken, Thriller

Kritik: The Killing of a Sacred Deer (US 2017)

Es ist nun offiziell, der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos (Dogtooth) und der irische Schauspieler Colin Farrell (Brügge sehen... und sterben?) sind das neue Dreamteam des abseitigen Independentkinos. Nach der dystopischen, tragikomischen Romanze The Lobster, die mich letzten Jahr vollkommen unerwartet in ihren Bann gezogen hat und es sogar in meine Top 3 des Jahres schaffte, schieben die beiden nun auf dem diesjährigen Cannes Filmfestival eine angsteinflößende, bitterböse, vielseitig interpretierbare Gesellschaftstragödie hinterher. Die Buhrufe des Publikums beim Einsetzen des Abspanns überraschten mich also nicht. Lanthimos neuer Film The Killing of a Sacred Deer ist nämlich ein durch und durch verstörendes Psychohorrorrätsel über gesellschaftliche, insbesondere familiäre Abgrün...
Kritik: Sieben Minuten nach Mitternacht (ES/US 2016)
Filme, Filmkritiken, Heimkino, Slider

Kritik: Sieben Minuten nach Mitternacht (ES/US 2016)

This story is about a boy too old to be a kid, too young to be an adult... and a nightmare. Ganz zu Beginn von J.A. Bayonas fantastischem Coming-of-Age Drama wird Hauptprotagonist Conor (Lewis MacDougall) als jemand vorgestellt, der kein Kind mehr sein kann, aber auch noch nicht die Reife eines Erwachsenen besitzt, sich aber trotzdem wie einer verhalten muss. Das klassische Strickmuster des Coming-of-Age Films, bei welchem sich ein jugendlicher Protagonist langsam vom Schutzraum der Kindheit verabschieden und dadurch lernen muss langsam selbst Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen, wird auch hier aufgegriffen und zum Thema gemacht. Man hat es bei der Verfilmung des gleichnamigen Gewinners des deutschen Jugendliteraturpreises 2012 also zunächst mit einer sehr klassischen...
Filmkritiken

"The Avengers 2: Age of Ultron" (USA 2015) Kritik – Elf Filme und kein bisschen leise

Autor: Jan Görner "I know you're good people. I know you mean well. But you just didn't think it through. There is only one path to peace... your extermination." Beseelt von den besten Absichten aktiviert Tony Stark (Robert Downey Jr.) ein außeriridisches Roboterprogramm, das als Friedensstifter die Avengers überflüssig machen soll. Das Resultat ist der kybernetische Übergegner Ultron (James Spader), der seine Mission als Vernichtung der Heldentruppe missversteht. Unterstützt von den mächtigen Mutantenzwillingen Quicksilver und Scarlet Witch, die ein erbitterter Hass gegen Stark mit Ultron vereint, macht dieser Jagd auf die Avengers, die diesmal jede Unterstützung gebrauchen können, die sie kriegen. "The Avengers 2" wirft den Zuschauer dabei ohne viel Federlesen gleich in die Action. E...
Kritik: Interstellar (USA 2014) – Christopher Nolans inspirierende Reise in den Weltraum
Christopher Nolan, Filmkritiken, Science Fiction / Fantasy

Kritik: Interstellar (USA 2014) – Christopher Nolans inspirierende Reise in den Weltraum

Nachdem sich selbst eingefleischte Nolan-Fans einigen konnten, dass sein letztes Werk „The Dark Knight Rises“ zahlreiche Ungereimtheiten aufweist und der von ihm produzierte „Man of Steel“ ähnlich enttäuschend ist, war mit Spannung zu erwarten, ob sich der ehemalige Meisterwerk-Regisseur tatsächlich auf einem Abwärtstrend befindet. Ursprünglich für Steven Spielberg entwickelt, klingt die Idee eines emotionalen Science-Fiction-Abenteuers, dessen Prämisse im Trailer mit "Love is the one thing that transcends time and space." beworben wird, auch nicht gerade nach dem typischen Stoff für den sonst so kühl inszenierenden Briten. Zumindest die Produktionshintergründe sorgten unter Cinephilen für Vorfreude: Zum Großteil ohne Computereffekte an detaillierten Sets gedreht, über eine Stunde mit ri...