"The Equalizer" (USA 2014) Kritik – Denzel Washington sorgt für ein fragwürdiges Gleichgewicht

Autor: Pascal Reis

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„Wer um Regen betet, muss auch den Matsch verkraften.“

Seine Reputation in der Filmwelt verläuft in einem doch eher überschaubaren Rahmen; in Fan-Kreisen, speziell auf den Comic-Markt bezogen, darf sich der von Marvel ins Leben gerufene Punisher hingegen höchster Wertschätzung erfreuen. Frank Castle, so sein bürgerlicher Name, hat sich auf die Agenda geschrieben, die Stadt von jeglichem Gesocks der Unterwelt zu befreien. Und da ihm der Polizei- wie Justizapparat in ihren Mitteln nicht angemessen genug erscheinen, nimmt der Mann im ikonischen Totenkopf-Shirt die Dinge nun mal gerne selber in die Hand. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre gab es eine amerikanische Fernsehserie zu begutachten, die sich einer ähnlichen, unter ethischen Voraussetzungen nicht minder bedenklichen, Konzeption bediente: „Der Equalizer – Der Schutzengel von New York“. Verkörpert von Edward Woodward, sorgte der Equalizer wie auch der Punisher mit geballter Faust und durchgeladenem Waffenarsenal dafür, dass die Hilfsbedürftigen nicht länger angsterfüllt durch die Straßen wandeln müssen.

Nun ist dieser in serieller Form oftmals gewürdigten Figur der Sprung in die Kinosäle gelungen. Prominent besetzt mit Denzel Washington in der titelgebenden Rolle und dazu noch in Szene gegossenen von niemand Geringerem als dem in Pittsburgh geborenen Antoine Fuqua. Klingt prinzipiell nicht schlecht. Washington und Fuqua besitzen dazu ja auch eine Vergangenheit – Und zwar eine durchaus schillernde! Immerhin wurde Denzel Washington für seine Darstellung in „Training Day“ unter der Ägide von Antoine Fuqua mit dem zweiten Academy Award seiner Karriere honoriert. Der Ruf, dass Fuqua ohnehin ein äußerst begabter Regisseur für Milieu- und Action-Film ist, hat sich unlängst mit „Shooter“ und „Gesetz der Straßer – Brooklyn’s Finest“ zementiert. Allerdings ist der Mann auch immer wieder für echte Rohrkrepierer der Marke „Tränen der Sonne“ oder zuletzt „Olympus Has Fallen – Die Welt in Gefahr“ in der Lage. Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sind in der Filmographie des Antoine Fuqua auf einem doch reichlich dünnen Grat lokalisiert.

Bevor falsche Erwartungen geschürt werden: „The Equalizer“ ist nicht im Ansatz der künstlerische Niedergang, wie man ihn noch in „Olympus Has Fallen – Die Welt in Gefahr“ über sich hat ergehen lassen müssen. Primär ist das Lob der Charismagranate Denzel Washington geschuldet, der einfach weiß, wie er das Publikum auf seine Seite ziehen kann und Sympathien dahingehend weckt, an der Stange zu bleiben und den Weg des schwarzen Mannes zu verfolgen. Problematisch ist nur, dass die fiktive Figur des Equalizers besser kein Sympathieträger sein sollte, sondern zu dem stehen, was sie nun mal zwangsläufig ist: Ein kaltblütiger Mörder, der seine Taten in den Dienst der Unbeholfenen stellt und daraus die moralische Legitimation für sein zuweilen gar orgiastisches Blutvergießen extrahiert. Die minderjährige Zwangsprostituierte Teri (Chloe Grace Moretz) bringt hier den Stein ins Rollen und nachdem diese kaltherzig in das hiesige Krankenhaus geprügelt wird, knöpft sich Robert McCall, so der Name des Equalizers, die russische Verbrechersippe im Hintergrund vor.

Ohne Rücksicht auf des Gegners Verluste, so die Maxime des Equalizers, wird hier zu Werke geschritten. Und Antoine Fuqua geizt keinesfalls mit heftigen Gewaltspitzen, um diesem Motto in all seiner Garstigkeit gerecht zu werden. Der neurotische Equalizer selbst ist ein Archetyp des Kinos; derjenige, der die Schwachen stärkt, in dem er die (vermeintlich) Starken durch harsche, aber pedantisch koordinierte Brutalität schwächt. Fuqua trägt seinen Hauptdarsteller auf den Schultern, er stilisiert ihn zu einem sadistisch-taktierenden Übermenschen. Seine Verwundbarkeit kommt einer reinen Behauptung gleich, fast ist es so, als würde der Rächer nur deswegen bluten, um seinen Gegnern den Glauben zu schenken, noch im Spiel zu sein. Spätestens wenn er im ruppigen Finale aus dem Schatten der Baumarktregale schreitet und im ästhetisch prasselnden Regen der Sprinkleranlage die Nagelpistole fetzen lässt, erreicht dieses Abfeiern einen recht unangenehmen Höhepunkt. „The Equalizer“ krankt ein Stück weit an seinem reaktionären Habitus, er hinterfragt nichts, sondern befürwortet schlichtweg, als straighter Action-Thriller jedoch überzeugt Antoine Fuquas neuster Streich fraglos. Er ist halt einfach ein talentierter Regisseur und Denzel Washington ein großartiger Schauspieler. Fakt.

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