Kritik: The Help (USA 2011)

Mut heißt nicht immer, dass man tapfer ist. Mut ist das Wagnis etwas Neues zu tun, obwohl unser Fleisch schwach ist.

Jackson, 1962: Aibileen Clark, Minny Jackson und Constantine sind dunkelhäutige Dienstmädchen, die ihre Arbeiten im Haus von weißen, angesehen Frauen verrichten. Ihre Arbeit besteht aus kochen, dem aufräumen und putzen, sowieso dem Hüten und die Erziehung der Kinder. Die eigentlichen Mütter haben längst den Draht zu ihren Sprösslingen verloren und die wahren Bezugspersonen sind die Dienstmädchen. Wahrhaben will das natürlich keiner. Eugenia ist eines der Kinder, die von Constantine aufgezogen wurde und sich zur Journalistin gemausert hat, nicht zuletzt dank der liebevollen Erziehung Constatines. Doch Eugenia findet ihre Heimat als einen Ort der Diskriminierung wieder, in dem die schwarzen Bürger nicht im Ansatz die gleichen Rechte haben, wie die weißen „Besitzer“. Eugenia ist sofort inspiriert ein Buch über diese Ungerechtigkeit zu verfassen und die Stärke der Frauen, die ihr Leben für andere Frauen hingeben, zu offenbaren. Die Zeit will die Wahrheiten über die Dienstmädchen jedoch nicht zulassen und vor allem bei der überaus launischen Hilly Holbrook stößt Eugenia auf taube Ohren. Sie ist auf sich gestellt und muss einen Weg finden…

Die Zeiten, in denen Schauspielerinnen nur auf ihr Äußeres reduziert wurden, liegen zum Glück lang zurück und es kommt nicht mehr auf die makellose Schönheit an, welche sowieso nicht definierbar ist, sondern auf das Talent und Können. Für “The Help” konnte Regisseur Tate Taylor gleich mehrere ungemein talentierte Schauspielerinnen gewinnen. An erster Stelle Octavia Spencer, die auch den Oscar für die Rolle der Minny Jackson gewinnen konnte. Spencer liefert zwar keine wirklich starke Darstellung ab, was vor allem am Overacting liegt, doch sie weiß ihre Rolle mit Charisma auszufüllen, welches ihr übertriebenes Spiel immer ein stückweit abfedert. Bryce Dallas Howard gibt die fiese Hilly Holbrook, die auf Rassentrennung pocht und Schwarze nicht mal auf ihre eigene Toilette lässt. Auch ihr Schauspiel ist nicht besonders auffallend, aber vollkommen solide. Gleiches gilt für Viola Davis als Aibileen Clark, Cicely Tyson als Constantine, Allison Janney als Charlotte, Emma Stone als Eugenia und Sissy Spacey als Missus Walters. Die beste Performance zeigt die wunderbare Jessica Chastain als Celia Foote. Zwar ist sie derart blauäugig, dass man immer wieder die Augenbrauen hochziehen muss, doch ihre Darstellung ist einfach ungemein gefühlvoll und durchgehend präsent.

Wenn die amerikanischen Filmemacher etwas ganz besonders gerne machen, dann ist es die eigene Geschichte ihres geliebten Landes aufzuarbeiten und Unwissenden zu erklären. “The Help” ist jedoch kein Geschichtsfilm, bei dem interessierte Zuschauer etwas über die schwarzen Arbeiter im Amerika der 60er Jahre erfahren, sondern eindeutig ein Unterhaltungsfilm, der immer wieder über die Stränge schlägt, ohne sich dem aber bewusst zu sein. Das Problem beginnt schon bei der stereotypischen Charakterzeichnung an, die jedem Groschenroman entsprungen sein könnte, denn jeglicher Facettenreichtum oder charakterlicher Tiefgang ist wenig bis gar nicht vorhanden. Wir haben unsere bösen weißen Frauen, die die schwarzen Dienstmädchen nur als Arbeiterinnen akzeptieren, aber zu keinem Zeitpunkt als vollwertige Menschen. Die Schwarzen sind natürlich standhafte, ehrliche und ungemein gefühlvolle Menschen, die sich ohne Probleme erniedrigen lassen, denn ihren Willen kann niemand zerstören, egal welche Methoden oder Sprüche ihnen um die Ohren geschmettert werden. Und dann gibt es natürlich noch die Mittelsperson, die sich mit den Schwarzen verständigen kann, eben weil sie selber von einem dieser Dienstmädchen aufgezogen wurde, und sich als einzige ihren Problemen annimmt, nur um irgendwie etwas verändern zu können. Die Figuren sind vollkommen klar gestrickt und eine Entwicklung gibt es nicht, was den Verlauf natürlich umso vorhersehbarer macht.

In “The Help” reichen sich historische Verlogenheit und aufgesetzte Rührseligkeit die Hand. Tate Taylor verschwendet zu keiner Sekunde einen Gedanken daran, ein wirklich realistisches Bild dieser Zeit zu zeichnen und verliert sich in abgestandenen Klischees, die sich in ihren schnöden Mustern genüsslich ausbreiten, nur um die eigentliche Wahrheit vollkommen aus den Gedanken zu verdrängen. Alles nimmt seinen gewohnten Ablauf, die lasche Inszenierung grast jedes graue Klischee einzeln ab, nur um den Zuschauer endlich zu Tränen zu zwingen. Die fließen allerdings nur aufgrund der rumpelnden Dramaturgie. “The Help” ist in jedem Augenblick konstruiert und die oberflächlichen Charaktere wissen weder sympathisch zu wirken, noch einen gewissen Groll auf sich zu ziehen, denn dafür sind sie einfach zu profillos und gestellt. Zivilcourage und Toleranz in Ehren, doch wenn man schon auf Missstände aufmerksam machen möchte, dann mit mehr Seriosität und Realismus, denn die schmalzige Naivität von Taylor richtet “The Help” schlussendlich selber und das dauerhafte Drücken auf die Tränendrüse strapaziert die Aufmerksamkeit des Zuschauers ungemein. Ein enttäuschender Feel-Good-Film, der jeden Optimismus vollkommen deplatziert wirken lässt und die Unterhaltung wieder einmal über alles setzt, Hauptsache man kann mit einem guten Gefühl ein schwieriges Thema abschließen.

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