"30 Days of Night" (USA 2007) Kritik – Josh Hartnett im Kampf gegen Vampire

“Ich will nicht mehr mit dem hier spielen. Wollt ihr vielleicht mit mir spielen?”

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Vergleicht man den Mythos Vampir zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, dann wird man die klaren Unterschiede mit Leichtigkeit erkennen können. Zusammengefasst könnte man sagen, der Vampir ist inzwischen Salonfähig geworden und hat s einiges von seiner unvergleichlichen Aura und dem bissigen Schrecken verloren. Heute sind es Filme wie ‘Twilight’, in denen die Vampire bis zum Anschlag ausgeschlachtet werden und Mädchen sich nicht mehr von ihnen fürchten, sondern sie sogar süß finden und am liebsten einen ganz eigenen Untoten als Freund hätten. Auch Sachen wie ‘Van Helsing’ oder ‘Blade: Trinity’, in denen der berüchtigte Graf Dracula gleich zweimal mit schrecklich seelenlosen Darstellungen entehrt und bestraft wurde, tragen zum heutigen Stand des Blutsaugers bei. Früher hatten noch Schauspieler wie Christopher Lee und Bela Lugosi die Zügel in der Hand und konnten die Reize des Vampires grandios verbinden, denn zum einen war es die Angst und zum anderen die sexuelle Anziehungskraft, die von diesen Wesen immer ausging. Bis wir einen solch würdigen Fürsten der Nacht mal wieder im Kino bewundern dürfen, wird es wohl noch einige Zeit dauern, aber David Slade ging 2007 mit der Comicverfilmung ’30 Days of Night’ einen ganz richtigen Weg, wenn auch ohne den Grafen.

Im Winter von Alaska geht in der abgeschiedenen Kleinstadt Barrow einen Monat lang die Sonne nicht mehr auf. 30 Tage unausweichliche Finsternis. Als die letzten Strahlen verschwinden, kommt eine Gruppe Fremde in die Stadt und scheint alles und jeden töten zu wollen. Sheriff Eben und ein paar andere Bürger wollen sich gegen die Vampire auflehnen, doch der Kampf scheint ohne Aussicht auf einen Sieg zu sein…

Als Filmhintergrund den Ort Barrow in Alaska zunehmen, war eine der hervorragendsten Ideen der jungen Horrorgeschichte. Wenn hier 30 Tage kein Sonnenstrahl oder ein Funken Wärme zusehen ist und nur die allesfressende Dunkelheit regiert, dann ist die Atmosphäre auf ihrem Maximum und die gefräßigen Vampire vollkommen in ihrem Element. Auch die erste Einstellung weist daraufhin, mit welch grandioser Optik wir es hier zu tun bekommen: Ben Foster steht vor dem unendlichen Eismeer, welches langsam in sich zerbricht und in der Ferne sieht man ein riesiges Schiff, welches langsam in Richtung Horizont treibt. Kameramann Joe Willem schafft es, ein Feeling entstehen zulassen, welches wirklich in seiner ganzen düsteren Kraft jeden Zuschauer in den eigenen Bann zieht. Auch der Score von Brian Reitzell zeichnet sich durch den groben, angsteinflößenden Grundtonus aus, der die Szenen durchgehend ausgezeichnet begleitet und die packende Atmosphäre punktgenau abrundet. Bei den Schauspielern gibt es ebenfalls kaum etwas zu meckern. Natürlich sollte man hier keine Charakterdarstellungen erwähnen, aber für ihre recht eindimensionalen Rollen bringen alle solide bis gute Leistungen. Angefangen mit Josh Hartnett (“Lucky#Slevin”) als grimmiger Sheriff Eben, geht über zu seiner (Noch-)Ehefrau Stella, gespielt von Melissa George (“Amityville Horror”) bis zu Danny Huston (“Zorn der Titanen”) als Vampiranführer Morlow. Auch die Nebenrollen sind mit Ben Foster (“Contraband”) als geheimnisvoll psychopathischer Fremder und Mark Boone Junior (“Sons of Anarchy”) als Kleinstadtbewohner Beau gut besetzt.

Die kleine Siedlung Barrow in Alaska, fern des Polarkreises, wird wieder von der alljährlichen Polarnacht heimgesucht. Das heißt, es gibt 30 Tage keinen funken Sonnenlicht und die meisten Einwohner fliehen aus der Stadt in andere Gefilde, um sich nicht der Dunkelheit auszuliefern und wie Zugvögel der Sonne zu folgen. Die anderen bleiben, versuchen sich nicht von den Umständen stören zu lesen und gehen ihrem normalen Leben weiter nach. Als es plötzlich zu seltsamen Zwischenfällen kommt und die Schlittenhunde in ihrem Zwinger bestialisch ermordet aufgefunden werden, taucht dazu noch ein seltsamer Fremder auf, der nicht nur Lust auf rohes Fleisch hat, sondern auch eine Ankunft prophezeit, die niemand so wirklich deuten kann. Der Strom fällt aus und jeglicher letzter Kontakt zur Außenwelt ist unmöglich. Die Horde Vampire hat sich bereits in die Stadt eingeschlichen und tötet einen Bewohner nach dem anderen. Eben wir langsam klar, womit sie es hier zu tun bekommen und das der merkwürdige Fremde nur ein Handlanger der Blutsauger ist. Der Schnee färbt sich mit dem roten Lebenssaft der Einwohner und Eben muss mit seiner verstrittenen Frau und ihrer Familie den Kampf um das Überleben antreten, doch die Nächste sind noch lang und die Vampire mehr als überlegen.

Der erfolgreichen Comicvorlage von Steve Niles und Ben Templesmith kann David Slade mit seiner Verfilmung nicht gerecht werden, das zeichnet sich schon an den Vampiren selbst ab, die in den Comics durch die ihre eigene Sprache kommunizieren und im Film damit etwas übertrieben und unfreiwillig komisch wirken, was auch am überzogenen Gestikulieren der Schauspieler liegt und so den Blutsaugern etwas der Schrecken genommen wird. Diese Momente sind aber zum Glück nicht durchgängig der Fall und nur Ausnahmen. Was ’30 Days of Night’ dafür aber umso besser beherrscht, ist das Erzeugen und das Halten einer Atmosphäre, die dank des genialen Settings vom düsteren Barrow die volle Wirkung erzielen kann. Die Einsamkeit Alaskas, die kalte Abgeschiedenheit und die Hilflosigkeit sind fühlbar und ziehen den Zuschauer mit in diese isolierte Welt, in der es keinen Ausweg vor dem Grauen zugeben scheint. Spannung ist dementsprechend durchgehend vorhanden, das Farbspiel zwischen den roten und weißen Tönen ist toll anzusehen, vor allem bei der Kamerafahrt über der Kleinstadt und auch mit deftiger Brutalität, wird zu keinem Zeitpunkt gegeizt. Viel Tiefgang sollte man zwar nicht erwarten und wirklich große Überraschungen gibt es auch nicht, dafür entschädigt aber die exzellente Optik und die kompromisslose Verzweiflung, die am Ende im Angesicht der Sonne zu Staub zerfällt.

Fazit: David Slade ging mit seinen Vampiren vollkommen in die richtige Richtung, nur konnte er die Figuren nicht immer überzeugend aus den Comics übernehmen. Dafür gibt es eine extrem dichte Atmosphäre, ein tolles Setting, gute Schauspieler, einen starken Score und jede Menge Blut. Auch wenn ’30 Days of Night’ nicht unbedingt abwechslungsreich gestaltet wurde, sehenswert ist er, gerade in Anbetracht der heutigen schlechten wie banalen Horrorwellen.

Bewertung: 6/10 Sternen

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