Autor: facepalm

Filmkritiken

"Black Swan" (USA 2010) Kritik – "I felt it"

"Es war perfekt. Ich war perfekt." Eigentlich wollte ich eine Ausbildung zum professionellen Balletttänzer machen, aber nach "Black Swan" kann ich diesen Wunsch begraben. So anschaulich-menschlich wagen sich nicht viele Filme an die Leiden der Perfektion. Aronofsky traut sich das nicht nur, er präsentiert es wie einen Rausch aus dem sich der "weiße Schwan" genauso wenig befreien kann, wie der Zuschauer. Die beim Ballett angestrebte Vorführung ohne Makel legt dieser Film in seiner Aufmachung an den Tag, die Musik, die Kamera, die Effekte, die Spannung, die Atmosphäre - alles perfekt. Schon ein subtiler Seufzer aus dem Off lässt aufhorchen. Denn jeder weiß, was gleich geschieht. Und in depressiv-freudiger Erwartung staunt man nicht schlecht, wie sich eine Spannung aufbaut, die den ganzen ...
Filmkritiken

"Sin City" (USA 2005) Kritik – Willkommen in der Stadt der Sünde

"Ich mag Auftragsmörder. Egal was du mit ihnen machst, du fühlst dich nicht schlecht." "Sin City" ist einer der visuell beeindruckendsten Filme des letzten Jahrzehnts. Die Schwarz-Weiß-Optik verleiht dem ganzen Film genau die düstere Note, die er in diesem Moment braucht und ich bin mir sicher, dass diese Comicverfilmung in Farbe nicht funktioniert hätte. Wenn dann auch noch die Idee dazukommt, markante Stellen in Basin City farblich darzustellen (etwa Goldie als eine Art Engel oder gar Gott und die Erscheinung des liebevoll getauften "Yellow Bastard"), dann haben wir es hier mit einer ganz großen Ausnahme in Sachen Comicverfilmung zu tun, die nur Dank dieser Spielereien als solche funktioniert. Der - in beider Hinsicht - große Cast ist die Idealbesetzung schlechthin. Ja, es sind viele ...
Filmkritiken

"So finster die Nacht" (SE 2008) Kritik – So egal dieser Film

"Ich bin zwölf. Aber das bin ich schon sehr lange." Im Leben trifft man ja viele Menschen. Manche sind einem auf Anhieb sympathisch, manche gehen einem von der ersten Sekunde an auf die Eier und wieder andere sind so normal, dass man sie sofort wieder vergessen hat. Manche bleiben im Gedächtnis, ob positiv oder negativ, andere schaffen nicht mal den Absprung von "gesehen" zu "gemerkt". Die sind einem einfach scheiß egal und man hofft eigentlich nur, dass diese Person nicht einsam stirbt, weil es allen anderen auch so geht. Dass es irgendwo da draußen jemanden gibt, der diese Person mag oder sogar liebt, sie vielleicht in diesem Augenblick vermisst oder gar um sie weint. Und dann fragt man sich: Warum? Was ist an dieser Person so toll, was macht sie so einzigartig? Würde derjenige, der s...
Filmkritiken

"Mary & Max – oder Schrumpfen Schafe, wenn es regnet?" (AU2009) Kritik

"Mary Dinkles Augen ähnelten schmutzigen Pfützen und auf ihrer Stirn hatte sie ein kackafarbendes Muttermal." Auf der eine Seite irgendwie kindisch, wenn der Erzähler nochmal haarklein erklärt, was man schon vorher verstanden hat, auf der anderen Seite durchaus erwachsen. Aber "Mary und Max" ist vor allem mal eines: Nämlich absolut ehrlich. Hier wird nichts geschönt oder verheimlicht, es wird einfach so präsentiert, wie es nun mal ist. Auf der emotionalen Ebene kann dieser Film groß sein, wenn man sich als Zuschauer an seine Präsentation gewöhnt. Die Erzählweise, die Charaktere, die Formulierungen - all das zeigt sich auf sehr liebevolle Art und Weise. Die Geschichte ist durchgehend interessant und knabbert besonders rückwirkend am Gefühlszentrum. Noch Tage danach spucken Szenen aus M...
Filmkritiken

"Butterfly Effect" (2004) Kritik – Schmetterling mit Durchfall

"15. April: Heute lerne ich meinen Vater kennen. Sein Name ist Jason und er ist irre. Ich hoffe, ich darf ihn Dad nennen." Die Grundidee von "Butterfly Effect" ist extrem clever, das Drehbuch ausgefeilt und die Story interessant und das alleine kann schon ein Grund sein, sich diesen Film anzuschauen. Blöderweise sind die Schauspieler bis auf wenige Ausnahmen grottenschlecht, emotionale Szenen übertrieben und vieles an den Haaren herbeigezogen. Es wird auf die Sahne gehauen was das Zeug hält, scheint fast so als wolle dieser Film unbedingt im Genre "Mystery" zu Hause sein, was aber, wenn überhaupt, nur im Negativen gelingt. Das Ende entschädigt dann einen Großteil, denn das ist einfach subtil-genial. Kutcher ist übrigens der einzige in diesem Haufen von weichgespülten Emo-/Prostituierten...
Filmkritiken

Die besten Soundtracks aller Zeiten N°2 "Herr der Ringe"-Trilogie

Herrje, Herr Shore, das meinen Sie doch nicht ernst...? Ich bin ja der Meinung, dass an der Verfilmung zum "Herrn der Ringe" drei Personen beteiligt waren, die ich als Genies bezeichnen würde: Zum einen wäre da J.R.R. Tolkien selbst, der die Welt erschuf, Peter Jackson, Tolkiens Quasi-Inkarnation, der imstande war, dessen Kopfkino tatsächlich auf die Leinwand zu übertragen, und Howard Shore. Der Mann, der Jacksons Bilder mit Musik unterlegte. Er hat es geschafft, jede Stimmung perfekt in Noten einzufangen. Der Shire-Score zählt immer noch zu den tongewaltigsten Stücken der Soundtrack-Geschichte, das Rohan-Thema, Khazad-Dum, Sarumans Theme – was da in Shores Kopf vorging, als er den Stift aus der Hand legte und sich sein Meisterwerk nochmal durchsah, kann wohl keiner sagen. Ich glaube, ih...
Filmkritiken

New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde (2009) Kritik – Biss und Biss bis ins Grab

"Es tut mir Leid, dass ich nicht das richtige Monster für dich bin, Bella." Nach diesem Film hatte ich Verspannungen im Nacken, in den Händen, meine Augen waren hinüber und die Ohren mussten sich erst wieder umgewöhnen an normale Geräusche. Im Nacken hatte ich Verspannungen, weil ich eine Stunde lang mit dem Kopf schütteln musste - über die grandios schlechten Schauspieler, diese dicke Schicht Zucker auf allem und jedem. In den Händen, weil ich mich mit aller Kraft daran hindern versuchte, keinen Knopf mit den Fingern zu erreichen. Die Augen waren verklebt, verklebt von dem süßen Zeug, das so schön auf allem glitzert. Meine Ohren waren kaputt, weil die Musik laut, klar und gellend in ihnen drang. Dialoge auf der Herrentoilette sind tiefgehender und erinnerungswürdiger als in diesem Unfa...
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"Thank You For Smoking" (2005) Kritik – Bitte, bitte, gern geschehen

"Ich war '52 in Korea und hab Chinesen abgeknallt. Heute sind das unsere besten Kunden. Nächstes mal erschießen wir lieber nicht so viele von denen, was?" 2004 irgendwo in Amerika. Ein Mann im Alter von 28 Jahren schreibt ein Drehbuch, in dem es um Raucher, Nichtraucher und die politische Diskussion dahinter geht. Er wird durch aktuelle Debatten, Werbekampagnen und die tagesfrischen Nachrichten inspiriert. Was er nicht wissen kann: Sein Drehbuch wird auch Jahre später genauso aktuell sein, wie zu dem Zeitpunkt, an dem er den letzten Satz schrieb. 6. März 2011 in Deutschland: Im Fernsehen wird auf einem Klatschmohn-Sender namens RTL 2 "Thank You For Smoking" gezeigt. Das Drehbuch schrieb der damals 28-jährige Jason Reitman. Es stammt aus dem Jahr 2004. Auch heute ist das Thema des Films...
Filmkritiken

"Reservoir Dogs" (1992) Kritik: Little Pulp Fiction

"Wenn ich euch die Wahl der Namen überlasse, habe ich hier 5 Kerle sitzen, die sich darum streiten, wer Mr. Black sein darf." "Reservoir Dogs" ist in erster Linie enorm einfach gestrickt, die Story ist in wenigen Sätzen zusammengefasst, es gibt keine Nebengeschichten oder tiefgründige Gedanken. Der Cast kennt neben den sechs Farb-Fetischisten nur wenige weitere Beteiligte und während der Abspann läuft, ist man extrem enttäuscht. Das liegt vor allem daran, dass Tarantino in seinem Debüt noch nicht seinen vollen Stil gefunden hat. Anzeichen vom zwei Jahre darauf folgenden "Pulp Fiction" sind hingegen schon zu erkennen - offensichtlich scheint Quentin gemerkt zu haben, dass die Coolness der sechs Dogs genau das richtige ist und sich gedacht "Hey, entwerf ich halt Kultfiguren. Und nennen w...