Kritik: Blade Runner (USA 1982) – Die Klingen der Menschlichkeit

Blade Runner Film 1982

All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen…

Science-Fiction-Filme gibt es viele. Zu viele könnte man meinen, dabei kann es gar nicht so weit kommen. So vielschichtig und unendlich ist der Bereich. Ob wir fremde Planeten erforschen, durch Galaxien reisen oder eine einfache Zukunftsvision zu sehen bekommen – alles ist unglaublich interessant. Ridley Scott setzt mit seinem Dystopie-Meisterstück Blade Runner von 1982 genau in einer dieser Zukunftsvisionen an, inszenierte aber eine Geschichte, die in dieser Form bis heute einmalig und visionär ist.

Optisch zählt Blade Runner ohne weiteres zu dem Besten, was je auf irgendeinem Bildschirm oder einer Leinwand zu sehen war. Die dreckige, verrauschte, herzlose und apokalyptisch angehauchte Zukunftswelt im Jahre 2019 wurde einfach in unglaubliche atmosphärische Bilder gepackt, wie man sie in dieser Art wirklich noch nicht zu sehen bekommen hat. Alles stimmt, in jedem noch so kleinen Detail steckt die Liebe zum Film und genau das macht ihn in seiner Aufmachung einfach so satt und vollkommen. Eine Meisterleistung. Natürlich darf auch die fantastische Musik von Vangelis nicht unerwähnt bleiben. Auf dem höchsten Niveau wird der Film unterstrichen, nur angehaucht. An anderen Stellen überrumpelt und biegt sie den Film zurecht, grandios. Blade Runner ist eben einer dieser Filme, in denen Bilder und Musik den perfekten Einklang finden und so eines der besten Filmerlebnisse einleiten.

Besetzt ist Blade Runner in der Hauptrolle mit einem der prägendsten Gesichter der 80er: Harrison Ford. Er spielt den Blade Runner Rick Deckard, einen einsamen und schweigsamen Kämpfer der Nacht. Ford braucht nicht viele Worte, um seiner Figur unendliche Vielschichtigkeit einzuflößen und bringt durch seine zurückhaltende und stille, aber vollkommen kräftige Leistung seine vielleicht beste Karriereleistung. Rutger Hauer, der immer noch viel zu unbekannt ist, besitzt als Replikant Roy Batty ebenso viel Vielschichtigkeit, setzt aber durch sein eindringliches Schauspiel noch einen drauf und stiehlt Ford, vor allem gegen Ende, immer wieder die Show.

Ridley Scott, der nur drei Jahre zuvor mit Alien einen Meilenstein des Science-Fiction-Films inszenierte, kehrt mit Blade Runner zurück ins Genre, geht das Thema aber von Grund auf völlig anders an. Was Blade Runner so besonders und zu einem klaren Highlight des Genres macht, ist die Vielfalt, der Themenbereich und die Fragen, die aufgeworfen werden. Wir erleben Deckard, den Blade Runner wider Willen. Kompromisslos, hart und zielstrebig ist sein Auftreten, doch ein Blick in die traurigen Augen zeigt uns die wahre innere Stille von Deckard. Denn er ist ein vollkommen einsamer und zerrissener Mensch. Ein Mensch, der keine Wärme und Liebe im Leben kennt; verloren in einer Welt, die von Hektik, Schmutz, Verbrechen, Finsternis und ungestillten Sehnsüchten dominiert wird. Auf der Jagd nach den falschen Menschen, zu jeder Zeit. Doch was bedeutet Menschlichkeit? Was bedeutet es geboren worden zu sein und irgendwann zu sterben? Kein reguläres Verfallsdatum zu haben und doch so vergänglich zu sein?

Auf der Gegenseite die Replikanten: Mit bloßem Auge nicht vom Menschen zu unterscheiden. Verwechselbar, austauschbar, menschliche Unmenschlichkeit. Wenn Deckard erst auf Rachel trifft und sich selbst in Frage stellen muss und dann in der wohl besten Szene auf Roy Batty, verschmelzen die groben Unterschiede und alles wird eins. Ein Schrei nach Menschlichkeit durchbebt den Film und löst Gefühle aus, die man nach während der Erstsichtung womöglich noch gar nicht fühlen. Man muss durchgängig zwischen den Zeilen lesen können, durchgängig. Blade Runner lässt den Zuschauer nicht verkrümmt zurück. Er lässt ihn nicht ins offene Messer laufen, doch Blade Runner setzt das Messer von Anfang an immer wieder an, platziert es, nur um immer wieder die Position zu wechseln. Das erzeugt eine der bedrückendsten Atmosphären überhaupt. Am Ende stellt sich die Frage, was die eigene Existenz wirklich bedeutet, was sie letztendlich ausmacht. Doch diese Antwort muss jeder für sich selbst finden, denn der Schein trügt nicht nur einmal und das wahre Ich offenbart sich nur selten. Und wenn, dann nur im Ansatz.

… Zeit zu sterben.

Fazit: Blade Runner ist visionär, komplex, philosophisch und regt zum Nachdenken an. Ein Film mit tollen Darstellern, einer wirklich durch und durch perfekten Optik und einem mehr als grandiosen Soundtrack. Blade Runner lässt den Zuschauer nicht mehr los, entfaltet sich so richtig aber erst nach mehrmaligem Sehen.

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