"Buried" (ES 2010) Kritik – Ein Film zum Vergraben

“Sie müssen mir helfen, ich kriege keine Luft mehr!”

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Frischer Wind muss ins Kino! Irgendwie denkt man sich immer öfter, alles schon mal woanders gesehen zu haben. Der spanische Regisseur Rodrigo Cortés hatte mit dem Thriller ‘Buried’ von 2010 die Chance etwas Neues zu bieten, verliert sich aber leider in Langweile und Emotionslosigkeit.

Visuell gibt es gar nichts zu meckern. Die Bilder aus dem Sarg sind schön grob, dicht und authentisch. Kameramann Eduard Grau ist jedoch nicht nur einmal viel zu nah an Reynolds und sorgt, trotz des kleinen Raums, gelegentlich dafür, dass man die Übersicht verliert. Der Soundtrack von Victor Reyes bietet nichts Besonderes, sie soll eben den Nervenkitzel der schrecklichen Lage unterstreichen. Den gewünschten Nervenkitzel bekommt man nur leider nie zu spüren. Die Atmosphäre des Films kann nur in ganz seltenen Momenten fesseln, das hat aber andere Gründe.

Nun haben wir nur unseren engen Holzsarg. ‘Buried’ liegt also klar auf den Schultern der Darsteller. Genauer gesagt: auf dem Hauptdarsteller. Ryan Reynolds als Paul Conroy ist die einzige Person, die wir zu Gesicht bekommen. Alles andere wird am Telefon geregelt. Reynolds ist mit Sicherheit kein Totalausfall, bei weitem nicht, die Emotionen und das innere Chaos, die Todesängste, kann er jedoch nur ganz im Ansatz übertragen. Mitgefühl kommt für ihn nur selten auf, dafür ist sein Charakter aber auch einfach viel zu unsympathisch. Seine stärkste Karriereleistung ist es schon, insgesamt betrachtet jedoch nur eine solide Darstellung.

Was gibt es schlimmeres, als in einem Kasten ohne Ausweg zu erwachen? Der Bewegungsradios ist beschränkt. Extrem beschränkt. An Aufrichten ist gar nicht zu denken. In dieser furchtbaren Situation findet sich Paul Convoy wieder. Mit ihm im Sarg: ein Handy, ein Feuerzeug, ein Stief, Schnaps, ein Messer und eine Taschenlampe. Nachdem er vergeblich kreuz und quer durch die Weltgeschichte telefoniert hat und niemand ihm irgendwie helfen konnte, findet er eine unbekannte Nummer im Handy. Die Nummer von der Person, der ihn in diese unschöne Lage gebracht hat. Jetzt muss Paul klug handeln um sich und seine Familie wie Bekannten nicht in Gefahr zu bringen. Doch die Luft wird immer dünner und dünner…

Das klingt doch alles verdammt spannend. Das hätte unerträglich spannend werden können. Ist es aber nicht. Das liegt an der ersten und wichtigsten Stelle an Paul Conroy. Sein Charakter einfach unsympathisch ist und die Vielschichtigkeit fehlt, das liegt natürlich nicht an Reynolds. Das Conroy jedoch nur äußerst eingeschränkt irgendwas an Emotionalität übertragen kann, liegt an ihm. So kommt es eben auch dazu, das man schnell das Interesse an seiner Person verliert und die Lage immer mehr an Spannung verliert. Die eigentlich hochspannende Frage, wie er denn überhaupt in den Sarg gekommen ist, wird zur Nebensache. Das hoffen auf Rettung und das Mitleiden wird immer mehr vom Desinteresse verdeckt.

Dazu kommt, das Conroy LKW-Fahrer im Irak war. Dementsprechend kriegen der Irak-Krieg und die böse, böse US-Regierung ordentlich ihr Fett weg. Conroy telefoniert sich von A nach B und wieder zurück. Was soll er auch sonst tun. Richtig helfen tut ihm aber keiner, denn die Regierung, ach du Schreck, interessiert sich nur wenig für die kleinen Lichter im Irak-Krieg. Also werden ihm immer unnötige Hoffnungen gemacht, in dem ihm erzählt wird, dass irgendein Typ namens Mark White vor einigen Wochen gerettet wurde. Beruhigend, immerhin ist man nicht der einzige der in diese äußerst doofe Lage geraten ist.

Also haben wir hier einen uninteressanten Typen mit Luftnot, dessen jedes zweite Wort “Fuck” ist und dessen Todesangst meistens 0,0% auf den Zuschauer übertragen wird. Ganz zu schweigen davon, dass dadurch einfach keine konstante Atmosphäre aufkommen kann. Das was ‘Kill Bill Vol.2’ in 5 Minuten schafft, schafft ‘Buried’ nicht in 90.

Neben diesen Fehltritten, die ‘Buried’ schon mal schnell unter den Durschnitt ziehen, kommen noch die nicht nachvollziehbaren Handlungen von Conroy und die Logiklöcher. Der Sarg liegt nur einen Meter unter der Erde, als kann er doch irgendwie mit dem Messer und seinen Fäusten versuchen die Decke zu beschädigen. So robust scheint der Sarg ja nicht zu sein, immerhin hat er schon ein Loch, durch das eine Schlang reinkommt und Conroy Gesellschaft leisten will. Anstatt sich zu freuen holt Conroy sein Zippo raus und fackelt den halben Sarg ab. Das kann man so machen, muss man aber nicht. Das Feuerzeug selbst hat er dazu auch noch ungewöhnlich lange und oft an, trotz seiner schweren Luftnot. Und dann noch das Handy. Conroy liegt nur einen Meter unter dem Sand und es gibt keinen Profi, der das hochmoderne Handy irgendwie aufspüren und orten kann? Aber naja, was solls, immerhin wurde der gute Mark White ja gerettet.

Das zwar konsequente Ende ist trotzdem blöde. Der Sand rieselt lang genug in den Sarg, irgendwie hätte er sich rauswühlen können. Aber wenn man an dem Punkt angekommen ist, dan ist Conroy dem Zuschauer eh schon egal geworden. Bis zu dem Zeitpunkt muss man jedoch mit reichlich Langeweile kämpfen und man nimmt die Situation ohne irgendwelche Emotionen hin. Es ist halt so wie es ist. Entweder sie retten ihn noch oder eben nicht. Und die Einstellung, die man als Zuschauer dann einnimmt, ist mehr als traurig. ‘Buried’ hatte in jedem Fall das Zeug zu einem Highlight gehabt.

Fazit: Rodrigo Cortés klaustrophobischer Thriller glänzt durch fast durchgehende Eintönigkeit und Gefühlslosigkeit. Reynolds spielt zwar annehmbar, reißt aber nur in seltenen Fällen was raus. Die Atmosphäre ist furchtbar brüchig und kann kaum packen. Die Bilder sind hier noch das Beste, holen aber sicher nichts mehr raus. ‘Buried’ plätschert so vor sich und man verliert sich als Zuschauer im Desinteresse an Handlung und Person. Das tut zwar keinem weh, liegt aber trotzdem klar unter den Erwartungen. Der Film hätte was werden können. Schade.

Bewertung: 3/10 Sternen

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