Heimkino

Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Lucy (FR, US 2014)

Autor: Conrad Mildner "Ich bin zu Dingen fähig, die ich niemals zuvor getan habe." Die junge Lucy (Scarlett Johansson) gerät nach einer durchzechten Nacht in Taipeh in die Hände der Drogenmafia und soll eine neuartige Droge in ihrem Magen ins Ausland schmuggeln. Als Lucy von einem Mafiosi in den Bauch getreten wird, reißt der Plastikbeutel und die blaue, kristalline Droge breitet sich ungehindert in ihrem Inneren aus. Die Überdosis ist für sie allerdings nicht tödlich, sondern sprengt die bekannte (und wissenschaftlich falsche) 10%-Barriere ihres Gehirns. Lucy fühlt, denkt und erkennt auf einmal viel mehr als die Menschen um sie herum. Dass der Mensch nur zehn Prozent seines Gehirns benutzt ist ein weit verbreiteter urbaner Mythos. Glauben, sollte man ihn dennoch nicht, auch wenn der Ge...
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Kritik: Boyhood (USA 2014)

Autor: Conrad Mildner "Wer willst du sein, Mason? Welcher Film würde eine Diskussion über das Älterwerden deutlicher forcieren als Richard Linklaters Langzeitprojekt „Boyhood“? Der Film schildert die Entwicklung des jungen Mason (Ellar Coltrane), der zusammen mit seiner Schwester Samantha (Lorelei Linklater) bei seiner Mutter Olivia (Patricia Arquette) aufwächst, die sich vor kurzem vom Vater Mason Sr. (Ethan Hawke) getrennt hat. 39 Drehtage über 12 Jahre verteilt und zu einem 166 minütigen Film montiert, in dem alle Schauspieler_innen im fließenden Übergang altern. Was im dokumentarischen Bereich („Die Kinder von Golzow“) schon längst Mittel zum Zweck ist, wird im Spielfilmsegment zur Pionierleistung, denn das Altern im fiktionalen Kino war bisher nur mit Spezialeffekten möglich. Dabei...
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Kritik: X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (USA 2014)

Autor: Conrad Mildner "I don't want your suffering! I don't want your future!" Eine dunkle Zukunft: Mächtige Tötungsmaschinen, Sentinels genannt, machen Jagd auf Mutanten. Den wenigen X-Men bleibt nur noch die Flucht. Auch die ehemaligen Rivalen Prof. X (Patrick Stewart) und Magneto (Ian McKellen) haben sich verbündet. Mithilfe von Kitty Pride (Ellen Page) schicken sie Wolverines Bewusstsein zurück in die Vergangenheit, um die Geburtsstunde des Sentinel-Programms zu verhindern, was in den 70ern vom Militärwissenschaftler Bolivar Trask (Peter Dinklage) entwickelt wurde. Doch in der Vergangenheit angekommen, muss Wolverine zuerst den quasi drogenabhängigen Prof. X (James McAvoy) aus seiner Lethargie befreien. Zusammen mit Magneto (Michael Fassbender) versuchen sie Mystique (Jennifer Lawren...
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Kritik: Labor Day (US 2013)

Autor: Conrad Mildner "I don't think losing my father broke my mother's heart, but rather losing love itself." Auf dem BFI-Filmfest letztes Jahr in London herrschte bei der Vorführung von „Labor Day“ eine beklemmende Stille. Es war kaum zu erahnen, dass sich diese Stille in enttäuschte Pressestimmen verwandeln würde, die Jason Reitman zwar weiterhin gutmütig dessen Talent bestätigten, aber für seine stringente Adaption von Joyce Maynards „Der Duft des Sommers“ wenig übrig hatten. Der Sohn von „Ghostbusters“-Regisseur Ivan Reitman hat die Karriere seines Vaters in nur wenigen Jahren übertroffen, spielten doch bereits seine ersten drei Filme, von „Thank you for Smoking“ bis „Up in the Air“, eine erhebliche Rolle in Hollywoods alljährlichem Awardszirkus. Sein letzter und wahrlich bester Fi...
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Kritik: Muppets Most Wanted (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "It's not easy being mean." Die Muppets sind wieder vereint. Das Leben ist ein fröhliches Lied und schon kommt der nächste Fiesling um die Ecke, um das Konzert zu beenden. Im Fall von „Muppets Most Wanted“ sind es sogar zwei. Zum einen der zwielichtige Dominic Badguy (Ricky Gervais) und Constantine, der gefährlichste Frosch der Welt, der bis auf einem Muttermal Kermit täuschend ähnlich sieht. Diesen Umstand weiß das kriminelle Genie zu nutzen, flieht aus seinem russischen Gefängnis und übernimmt Kermits Rolle, der daraufhin unschuldig eingesperrt wird und Bekanntschaft mit der strengen Gulag-Leiterin Nadya (Tina Fey) macht. Die Muppets gehen derweil unter Anleitung von Constantine und Dominic auf Welttournee, ohne zu wissen, dass sie nur Teil eines legendären Diebst...
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Kritik: Enemy (CA, ES 2013)

Autor: Conrad Mildner "The last thing you need is meeting strange men in hotel rooms. You already have enough trouble sticking with one woman, don't you?" Das Leben des Geschichtsprofessor Adam Bell (Jake Gyllenhaal) besteht in erster Linie aus Arbeit und abendlichem Sex mit seiner Freundin Mary (Mélanie Laurent). In einem Film aus der Videothek entdeckt er eines Tages einen Kleindarsteller im Hintergrund, der ihm frappierend ähnlich sieht. Er schafft es über Umwege mit dem Mann Kontakt aufzunehmen, der Anthony Claire heißt und mit seiner Frau Helen (Sarah Gadon) ein Kind erwartet. Während Adam eher schüchtern und unsicher ist, gibt sich Anthony dominant und selbstbewusst. Als auch Helen Adam begegnet, kann sie die Ähnlichkeit kaum fassen und die Leben beider Doppelgänger beginnen unaufh...
Kritik: All Is Lost (USA 2013)
Filmkritiken, Heimkino, Retro

Kritik: All Is Lost (USA 2013)

Autor: Pascal Reis I'm sorry. I know that means little at this point, but I am. Es gibt rein gar nichts, was der generalisierten Weltbevölkerung so überdeutlich die kollektive Hilflosigkeit gnadenlos vor Augen hält, wie die destruktive Macht der Natur und der erbarmungslose Einfluss differenter Witterungsverhältnisse auf unsere behütete Existenz. Naturkatastrophen jeder Couleur, von brachialen Tornados in den Vereinigten Staaten, die ganze Landstriche verwüsten über Tsunamis in Südostasien, die tausende Menschenleben unter sich begraben, bis hin zu Vulkanausbrüchen in Island, die uns die Hölle auf Erden darbieten, sind natürlich die erste Anlaufstelle und sorgen reflexartig für Angstzustände. Doch auch die Tiefen des Dschungels in ihrer unberührten Form, die mit Schneestürmen ver...
Kritik: Die wilde Zeit (FR 2012) – Der magische Blick auf eine vergangene Gegenwart
Drama, Filmkritiken, Französischer Film, Heimkino

Kritik: Die wilde Zeit (FR 2012) – Der magische Blick auf eine vergangene Gegenwart

Ich lebe in meiner eigenen Fantasiewelt - wenn die Realität kommt und an meine Tür klopft, öffne ich ihr nicht. Im Frankreich der frühen 1970er-Jahre sind die pulsierenden Nachwirkungen des Pariser Mais noch in vielerlei Städten und Vororten spürbar. Dieser Mai im Jahr 1968 sorgte für das Lostreten einer Lawine der Unzufriedenheit des größtenteils jungen Volkes. Inmitten dieser Aufbruchstimmung verfolgen wir das aufregende Leben des kunstinteressierten Gilles und seiner Freunde. Stark an die eigene Jugend angelehnt (und somit partiell mit autobiographischem Habitus), entwirft der Regisseur und Autor Olivier Assayas mit „Die wilde Zeit“ (OT: Après mai) das vielschichtige Zeit-Portrait einer Dekade, deren Motto „Widerstand“ lautete. Ganz bewusst verschließt er sich einer herkömmliche...
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Kritik: Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "Some people are worth melting for." In vielerlei Hinsicht war Disneys „Rapunzel – Neu verföhnt“ eine Überraschung. Nachdem das Studio mit „Küss den Frosch“ den Schulterschluss mit seiner Zeichentrickvergangenheit suchte und sich gleichzeitig zu neuen Ufern aufmachte, indem es die erste Schwarze Disney-Prinzessin präsentierte, waren die Erwartungen groß, was der nächste Animationsfilm bereit halten sollte. Die Ernüchterung kam bereits mit der Ankündigung, dass „Rapunzel“ rein computeranimiert sein wird, hatte man doch auf eine längere Rückkehr zum Zeichentrick gehofft. Der Film entpuppte sich letztendlich als überraschend rasantes Musical-Abenteuer mit Hitchcock-Anleihen. Die Geschichte der Vorlage rückte noch mehr in den Hintergrund, so dass der Film in den USA nur...
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Kritik: Tore tanzt (DE 2013)

Autor: Conrad Mildner"Wenn ich nicht glauben könnte, dann hätte ich gar nichts." Ab dem 20. November wird die ehrwürdige MOMA in New York der "Neuen Berliner Schule" ein Programm widmen. Die analytisch-ästhetisierten Werke dieser "Schule" sind auf Festivals gern gesehene Gäste, schaffen es nur nicht diese Anerkennung auch im eigenen Land zu generieren. Woran das liegt und ob die Filme daran schuld sind, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden, wohl aber der internationale Eindruck das "deutsche" (Arthouse-)Kino sei nur durch die Brille dieser sogenannten "Schule" interessant. Die Antipoden zu Arslan, Schanelec und Co. finden sich nämlich nicht nur im Zentrum gut-bürgerlicher Spießer-Komödien eines Til Schweigers und auch nicht im US-Replikkino der Eichinger-Dynastie.Dieses Jahr gewäh...