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Kritik: Sully (USA 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Sully (USA 2016)

I've had 40 years in the air but in the end, I'm going to be judged by 208 seconds. Es ist ein Bild, welches um die Welt ging und später von den Medien zum Wunder vom Hudson erhoben wurde: Ein Passierflugzeug treibt dort im Wellengang des Hudson Rivers. Menschen sammeln sich auf den Tragflächen des Luftfahrzeugs. Die eigentliche Tragödie wurde in ein Mirakel aufgelöst, denn: Dass eine Notwasserung, wie sie Captain Chelsey Sullenbeger infolge eines Vogelschlags, der beide Triebwerke außer Kraft setzte, am 15. Januar 2009 erfolgreich umsetzte, noch unwahrscheinlicher als ein Absturz ist, zeigt die hypothetische Unvorstellbarkeit dieses Landemanövers doch eigentlich ganz wunderbar auf. Der Tod der 155 Insassen des Airbus A320-214 wäre, bleibt man theoretischen Parametern treu, beschlossene...
Kritik: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (GB/US 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (GB/US 2016)

I love house elves. My uncle is a house elf. Harry Potter ist ein Phänomen, anders kann man es nicht sagen. Die Buchreihe von J.K. Rowling darf angesichts ihrer Massenwirksamkeit guten Gewissens zu den wichtigsten literarischen Ergüssen der jüngeren Vergangenheit gezählt werden und hat mir ihrer magischen Welt den Nerv zahlreicher junger, aber auch erwachsener Leser getroffen. Völlig zu Recht gilt Harry Potter als prägendes Werk für unzählige junge Erwachsene, die in ihrer Kindheit und Jugend mit den Abenteuern des bekannten Zauberers groß geworden sind und auch wenn man sich über die Qualität der dazugehörigen Filme streiten kann, so gehören sie dennoch dazu. Nachdem es nach dem Ende des letzten Teils eine Zeit lang still um das magische Universum wurde, folgte alsbald das Unvermeidlic...
Kritik: Nerve (USA 2016)
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Kritik: Nerve (USA 2016)

Are you a watcher or a player? Wer hätte gedacht, dass sich Henry Joost und Ariel Schulman nach Paranormal Activity 3 und Paranormal Activity 4 noch einmal derartig rehabilitieren können? Mit Nerve knüpfen die beiden Regisseure mühelos an die bestechenden Qualitäten ihres Debüts Catfish an, in dem das Duo bereits 2010 auf innovative Weise einen zurecht hohe Wellen schlagenden Kommentar zur brandaktuellen "Social Media"–Thematik lieferten. Mit der Verfilmung des Romans von Jeanne Ryan ist den beiden nun wieder ein beeindruckender, von pulsierendem Lebensgefühl durchzogener Film geglückt, dessen Veröffentlichung kaum passender geschehen konnte als momentan, wo Pokémon Go Millionen von Menschen mit dem Smartphone wie getrieben durch die Öffentlichkeit jagt. Nerve ist bunt, laut und schri...
Kritik: Snowden (DE/FR/US 2016)
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Kritik: Snowden (DE/FR/US 2016)

The modern battlefield is everywhere. Zuerst emuliert Snowden Bilder, die uns noch allen bestens aus Laura Poitras' Oscar-prämierter Dokumentation Citizenfour in Erinnerungen geblieben sind: Ein steriles Hotelzimmer in der City von Hongkong, in dem sich zwei Reporter des britischen Guardian und ein unscheinbarer, barfüßiger, mit runder Hornbrille ausgestatteter Mann zusammenfinden. Der Türspalt wird mit Kissen versiegelt, die Mobiltelefone in einer Mikrowelle verstaut, um UHF-Frequenzen zu unterbinden, und wenn ein Kennwort in den Laptop eingegeben wird, dann nur mit übergeworfener Decke – die unsichtbaren Augen sind überall. Edward Snowden, der via verschlüsselter Mails ein Treffen mit Laura Poitras und Glenn Greenwald arrangierte, sollte diese Augen, jedenfalls im übertragenen Sinne, ...
Kritik: War Dogs (USA 2016)
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Kritik: War Dogs (USA 2016)

Everyone's fighting over the same pie and ignoring the crumbs. I live off crumbs. Es gibt eine emblematische Szene in War Dogs, die die Tonalität des Filmes adäquat auf den Punkt bringt. Während eines Ausfluges zur Waffenmesse von Las Vegas, ein regelrechtes Schlaraffenland für Narren großkalibriger Gebrauchsgegenstände, treffen die beiden Hauptakteure, Efraim Diveroli (Jonah Hill, Das ist das Ende) und David Packouz (Miles Teller, Whiplash) auf Henry Girard (Bradley Cooper, American Hustle), einem in der Branche ikonengleichen Waffenschieber, der es sogar auf die Terrorliste der Vereinigten Staaten geschafft hat. Efraim jedenfalls stellt diese sinistre Erscheinung aus dem Off als jene Person vor, die 2006 den Strick für Saddam Husseins Hinrichtung besorgt hat. Hier geht es nicht mehr ...
Kritik: Paterson (USA 2016)
Drama, Filme, Filmkritiken

Kritik: Paterson (USA 2016)

When you’re a child you learn there are three dimensions: height, width and depth, like a shoebox. Then later you hear there’s a fourth dimension: time. Jim Jarmusch ist ein Meister darin, einfache, alltägliche Routinen aus ihrer einfachen Alltäglichkeit zu erheben. Wir haben es hier schließlich mit einem Filmemacher zu tun, der in Coffee and Cigarettes einen ganzen Film eben diesen zwei Lastern und den zufälligen Gesprächen die darum entstehen gewidmet hat. Seine Figuren legen großen Wert auf Gemütlichkeit, auf gewohnte Abläufe und kleine Rituale. Sollten diese einmal gestört werden, was Jarmusch selten zulässt, so scheint dies plötzlich ein wahrhaft großer Konfliktpunkt zu sein. Es ist dabei seltsam beruhigend, Figuren, wie den Hotelrezeptionisten in Mystery Train, den Taxifahrern...
Kritik: Der Nachtmahr (DE 2015)
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Kritik: Der Nachtmahr (DE 2015)

„Gott würfelt nicht.“ Es gehört inzwischen zum guten Ton, dem deutschen Kino jeden Anspruch auf eine horizontsprengende Vision abzuerkennen, da sich die hiesige Filmkultur – angeblich - nur über zwei despektierliche Elemente zu artikulieren weiß: Das der Didaktik und das der Biederkeit. Der erhobene Zeigefinger darf also nicht fehlen, so die Unkenrufe, und nur selten scheinen Regisseure heutzutage noch in der Lage, eine von Leidenschaft angeheizte Erzählung abseits der langwährenden Norm zu justieren. Dass derlei Urteile vollkommener Nonsense sind und weniger über das deutsche Kino an sich als über die Person, die jene Diffamierungen bemühte, aussagt, versteht sich von allein – gerade wenn man sich einmal zu Gemüte führt, mit welcher stürmischen Lust am Schöpfen der teutonische Markt in...
Kritik: Desierto – Tödliche Hetzjagd (FR/MX 2015)
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Kritik: Desierto – Tödliche Hetzjagd (FR/MX 2015)

Welcome to the land of the free. Zuerst ist da nur trügerische Schwärze; keine Hoffnung, nur Leere. In dem Moment aber, in dem sich die Morgensonne zentral über den Bergkuppen des amerikanisch-mexikanischen Grenzlandes erhebt und ihre durchwärmenden Strahlen dem Zuschauer ein rurales Tal eröffnen, spricht Desierto – Tödliche Hetzjagd von einer reellen Möglichkeit. Einer Möglichkeit, die eine neue Existenzgrundlage bereithält. Und während das Licht die Dunkelheit langsam durchbricht, treffen wir auf eine Gruppe Migranten, darunter auch Moises (Gael García Bernal, The Limits of Control), die vom Laderaum eines Transporters leise vom Leben in den Vereinigten Staaten träumen dürfen. Parallel dazu wird Sam (Jeffrey Dean Morgan, The Losers) vorgestellt, ein mit Whiskeyflasche und Präzisio...
Kritik: Doctor Strange (USA 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Doctor Strange (USA 2016)

This isn't Medicine. This is Mania. Kevin Feige, sozusagen der Chef der Marvel Studios, hält die Zügel fest in der Hand. Warum auch nicht, denn aus wirtschaftlicher Sicht hat sich das noch recht junge Filmstudio bislang keinen Fauxpas geleistet. Jeder Film erweist sich an den internationalen Kinokassen als Erfolg, so dass der Produzent sich nun auch traute riskante Marvel-Helden auf die Leinwand zu bringen. Riskant in der Hinsicht, dass sie neue Welten ins cineastische Universum des Konzerns einfügen. Kannten wir bislang die Welt von Captain America und Iron Man, kam später mit den Guardians of the Galaxy auch eine Sci-Fi-Ebene hinzu, die nun mit der Welt der Magie in Doctor Strange erweitert wird. Doch viel Neues fügt das Reich der Magie nicht ins Marvel Cinematic Universe ein. Da...
Kritik: Inferno (USA 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Inferno (USA 2016)

Humanity is the disease, Inferno is the cure. Das kam zusammen, was zusammen gehört: Ron Howard, erfolgreicher Hollywood-Regisseur von Gefälligkeitsware wie A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn oder Rush – Alles für den Sieg inszenierte mit dem wohl niemals negativ behafteten Tom Hanks die Verfilmung eines der erfolgreichsten Bücher der letzten Jahre. Als 2006  Sakrileg – The DaVinci Code in die Kinos kam löste der Film einen rigorosen Boom aus. Überall ging es um Verschwörungen, Illuminaten, Freimaurer und die Geheimnisse der Kirche. Ein Trend der sich einige Zeit hielt und erneut aufkochte, als die Fortsetzung Illuminati (eigentlich ein Prequel) über die Leinwände flimmerte. Da verwunderte es schon, dass die nächste Dan Brown-Verfilmung stolze acht Jahre auf sich warten ließ. Doc...