"Escape Plan" (USA 2013) Kritik – Stallone und Schwarzenegger hinter schwedischen Gardinen

Autor: Pascal Reis

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You hit like a vegetarian.

Eigentlich ist Ray Breslin (Sylvester Stallone) ein Experte in Sachen Sicherheitsvorkehrungen und nur wenige Leute können ihm in diesem Metier das Wasser reichen. Seine Kompetenzen sorgen dafür, die Hohlräume in Gefängnissen aufzuspüren und konsequent auszumerzen. Als sich Breslin in einem High-Tech-Hochsicherheitstrakt, dem sogenannten „Grab“, einschleusen lässt, um quasi verdeckt die Schwachstellen zu analysieren, bemerkt der Fachmann plötzlich, dass ihm eine Falle gestellt wurde und mit seiner baldigen Entlassung nicht mehr zu rechnen ist. Unter der Fuchtel des sadistischen Anstaltsleiter Hobbes (Jim Cavenziel), wird Breslin das Leben zusätzlich immer schwerer gemacht, bis er den eigenwilligen Mitgefangenen Emil Rottmayer (Arnold Schwarzenegger) kennenlernt, der ihm die selige Chance offenbart, einen Ausbruch zu planen. Gemeinsam machen sie sich ans Werk, doch die Verantwortlichen der Einrichtungen haben die Augen fortwährend auf den beiden Muskelbergen…

Erst Ende Februar dieses Kinojahres musste sich Hollywoods Enfant Terrible Mel Gibson in Adrian Grunberg selbstironischen Action-Knaller „Get the Gringo“ hinter die Gitter eines mexikanischen Knastes sperren lassen, um im Strafvollzug feststellen, dass ein Gefängnis einen ganz eigenen Mikrokosmos darstellt und fortwährend nach eigenen Regeln funktioniert. Diese Erfahrung mussten auch schon Steve McQueen im unsterblichen Klassiker „Papillon“, Sean Penn im rohen Drama „Bad Boys“ und ganz besonders Tahar Rahim in Jacques Audiards versierter Solzialstudie „Ein Prophet“ machen. Inspiziert ein Film die Mechanismen des Kittchens, dann ist das für sich genommen schon äußerst interessant in eine Welt zu blicken, von der man selber – im besten Fall – nie Teil wird. Dramaturgisch aufoktroyierter ist es in einem solchen Fall aber, den penibel geplanten Ausbruch als Klimax zu kredenzen und den Zuschauer mit dem fokussierten Häftling bis zum endgültigen (Miss-)Erfolg mitfiebern zu lassen.

In „Escape Plan“ ruft der Bau nun auch nach den beiden Genre-Heroen Sylvester Stallone („Rambo“) und Arnold Schwarzenegger („Terminator“), allerdings kann Mikael Hafstörms („Zimmer 1408“) Action-Thriller qualitativ mit keinem der oben erwähnten Werke mithalten. Und wie so oft, liegt das größte Problem von „Escape Plan“ ebenfalls im eher dürftig ausgearbeiteten Plot begraben. Während sich Mikael Hafström in der Vergangenheit den Ruf als durchaus fähiger, aber nie Ewigkeiten überstehender Handwerker herausarbeitete, versuchen die beiden Autoren Jason Keller und Miles Chapman der Geschichte um den großen Ausbruch reichlich Cleverness einzuflößen, scheitern aber schon im Ansatz, die die verheerende Ungereimtheit der ganzen Lage immer dringlicher an das Tageslicht pressen. Das beginnt allein mit der Strukturierung, der Konstruktion und dem Usus im Gefängnis allgemein, denn während die Insassen ihre Einzelhaft in Glaskäfigen ausharren, sind die Freigänge ohne jede Grenze und das Schmieden von Plänen eine abstruse Leichtigkeit.

Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger haben im Gegensatz ihrer neumodischen Nachfolgern vor allem in einer Sache die Nase weit voraus: Ihre Charaktere besitzen ein Profil, welches nicht nur als austauschbare Massenware abgestempelt werden darf, sondern immer das nötige Charisma aufblitzen lassen, um die Sympathien des Zuschauers auf ihre Seite zu ziehen, anstatt diesen nur unbeteiligt dem matten Geschehen folgen zu lassen. In „Escape Plan“ wissen die beiden Relikte ebenfalls zu überzeugen und ihr Zusammenspiel ist es auch, welches den noch über Wasser hält, denn gerade dieser nostalgische Charme, der nicht zuletzt in „The Expendables“ und „The Expendables 2“ bis zum Exzess zelebriert wurde, sorgt einfach für gute Laune und Kurzweil. Interessant ist auch die Rollenauslegung, denn wo wir bereits wissen, dass die beiden Ikonen eher stoisch in Sachen Mimik agieren, platzt Arnold Schwarzeneggers Schauspiel zuweilen aus allen Nähten. Selten konnte der Mr. Universum aus der Steiermark befreiter aufdrehen.

Es ist nur so, dass „Escape Plan“ nicht allein von seiner Heldenstilisierung leben kann und das Drehbuch sich dabei erst extrem in seiner auferlegten Intelligenz und Konzeption verschätzt, es danach aber auch immer wieder zwingend notwendig sieht, Stallone und Schwarzenegger einen weiteren großen Auftritt zu spendieren, obwohl dieser im Kontext der unausweichlichen Komprimiertheit mehr deplatziert denn cool wirkt. Wenn selbst Logiklöcher zunehmend negativ auffallen, dann lässt sich wohl unschwer erkennen, dass dem Film der nötige Drall fehlt, um durch Unterhaltung inhaltliche Schwäche zu kaschieren und legitimieren. „Escape Plan“ fährt jedoch lieber auf Sparflamme, sucht Podeste um seine beiden Stars zu bestrahlen und um dann wieder in den Leerlauf zu schalten. Wirklich packend ist „Escape Plan“ nie, weil zu keiner Sekunde Zweifel aufkommen, die die Fehlbarkeit des Duos auch mal in den Mittelpunkt rücken könnten. Zu klar konstruiert um wirklich spannend zu sein und eben auch zu lasch und leise, um als triftiges Männerkino durchzugehen.

Fazit: Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger machen wiedermal eine gute Figur als sympathische Knast-Heroen und scheinen noch lange nicht mit physischen Beeinträchtigungen zu ringen. Die Geschichte von „Escape Plan“ ist jedoch so ermüdend konstruiert und in ihrer Ausrichtung so vorhersehbar gehemmt, dass weder Spannung, noch der wünschenswerte Drive in die Sache gelangt. Am Ende ist es Stallone und Schwarzenegger zu verdanken, dass das Projekt nicht gänzlich untergeht, aber wirklich von Belang ist hier rein gar nichts – Nicht für den Zuschauer von heute, nicht für die Old School-Garde.

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