Kritik: Evil Dead (USA 2013) – Es wird Blut fließen, eine Menge Blut

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You’re all going to die tonight!

Jeder Horrorfan kennt die Erzählung von der verfluchten Blockhütte mitten im Wald. Bereits vor über 30 Jahren gelang Sam Raimi mit seinem Tanz der Teufel ein Genrestreich, der nur noch von Tanz der Teufel 2 übertreffen werden konnte, in welchem sich B-Movie-Ikone Bruce Campbell alleine den Untoten entgegenstellt. Bei dem Erfolg von damals und der damit aufgebauten, bis heute anhaltenden fanatischen Verehrung, war ein Remake nur eine Frage der Zeit. Doch wo es letztes Jahr The Cabin in the Woods auf brillante Weise gelang, Sam Raimis Hüttenhorror etwas Neues abzugewinnen, muss man Fede Alvarez Evil Dead-Remake diese Qualität größtenteils aberkennen. So steht die überlange Einleitung, die frei von Humor und neuen Ideen daherkommt, leider in jeder Hinsicht im Schatten des Originals. Erst spät, fast zu spät, zeigt Fede Alvarez, welches Können wirklich in ihm steckt und lässt ein Blutbad auf den Zuschauer regnen, welches das Terrorkino in ungeahnte Sphären hebt.

Ich möchte gar nicht erst anfangen, Evil Dead näher mit den Originalen zu vergleichen. Zwar bedient Fede Alvarez anfangs nur die typischen Genreklischees und verrennt sicht überwiegend in Anspielungen auf das Original, darin liegt aber nicht das Hauptproblem seines Langfilmdebüts. Viel dramatischer ist es, dass der Zuschauer so gut wie keine emotionale Bindung zu den Opfern aufbauen kann. Wo es zum Beispiel The Cabin in the Woods innerhalb von nur wenigen Minuten gelang, die Figuren greifbar zu machen, sind einem die Schicksale der drei Mädels und zwei Jungs in Evil Dead total egal. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Fede Alvarez versucht gar nicht erst, die Stimmung mit dezentem Humor aufzulockern, sondern versteift sich ab der ersten Minute in grauenhafter Ernsthaftigkeit. Diese Ernsthaftigkeit zieht er dann aber auch umso konsequenter bis zum blutrünstigen Finale durch. In dieser Hinsicht wurde das Thema Drogenentzug in der Filmgeschichte wohl kein zweites Mal ebenso erbamungslos auf Zelluloid gebannt.

Wenn sich doch mal der schwarze Humor blicken lässt, dann in Form von Zitaten. Die berühmt berüchtigte “Gimme Back My Hand”-Szene aus Tanz der Teufel 2 erfährt beispielsweise eine äußerst spannende Renaissance, die das Herz jedes Gorefans höher schlagen lassen wird. Und irgendwann gibt es dann überhaupt kein Halten mehr. Da werden Gliedmaßen verloren, Gesichter bis zur schlimmsten Unkenntlichkeit entstellt, doch das ist noch lange nicht der Höhepunkt, sondern nur der Anfang einer zweiten Filmhälfte, die es wahrhaftig in sich hat und alle anfänglichen Schwächen fast vergessen macht. Leider nur fast, denn was Fede Alvarez am Ende vergisst, ist etwas zu liefern, auf das sich seine bereits angekündigte Fortsetzung aufbauen ließe. Das soll es jetzt also gewesen sein? Man darf wirklich gespannt sein, was da nun noch folgen soll, denn die Story von Evil Dead haut einen, trotz der gelungenen zweiten Hälfte, leider überhaupt nicht vom Hocker.

Kaum Handlung, eine ärgerliche Charakterzeichnung, und doch hält der Film neben den einfallsreichen Goreszenen noch die ein oder andere Überraschung, vertreten durch die Hauptfigur Mia bereit. Sie ist die einzige unter den Fünf, die so etwas wie eine Entwicklung durchmacht. Anfangs ist sie die Drogensüchtige, der scheinbar niemand mehr helfen kann, doch wie der Junkie in The Cabin in the Woods ist sie letzten Endes die einzige, die bei Verstand bleibt. Zwar muss sie mit Abstand am meisten leiden, aber um eine Sucht loszuwerden, muss man eben erst durch die Hölle gehen. Und in welch traumhafte schaurige Bilder Fede Alvarez dieses Höllenfeuer hüllt, ist einfach ein Augenschmaus für sich, welches das inszenatorische Potential des Regisseurs mehr als nur andeutet. Ein Drogenentzug als Höllentrip getarnt hat, wenn er so fies umgesetzt wird wie hier, eben durchaus seinen Reiz.

Fazit: Fede Alvarez’ Evil Dead ist kein Vergleich zu Sam Raimis Originalen. Dazu darf der Zuschauer leider zu wenig mit den Figuren bangen, die im besten Fall zweidimensional skizziert sind. Hat man jedoch die gewöhnliche erste Hälfte des Films hinter sich gebracht, erwartet einen ein Gorefestival vom Feinsten, denn dermaßen gnadenlos und atmosphärisch überwältigend war Terrorkino zuletzt nur in Rob Zombies Halloween II. So wird Evil Dead letzten Endes seinem Versprechen “The most terrifying film you will ever experience.” zumindest noch in Teilen gerecht. Für Horrorfans mit starken Mägen trotz der genannten Schwächen ein durchaus sehenswertes Horrorspektakel. Für Freunde subtileren Schreckens hingegen eher nicht zu empfehlen.

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