Kritik: Die Unfassbaren 2 (USA, CHN, CAN, UK 2016)

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We are going out with a show people will never forget.

Bühnenmagie kann nicht auf die Leinwand übertragen werden, jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne. Dem Zuschauer durch vorgegebene Kameraeinstellung die Illusion zu nehmen, einen untrügbaren Blick auf das Geschehen zu besitzen, sprich Herr der Lage zu sein, ist der Tod jeder Leinwand-Zauberei. Höchstens als Gleichnis, wie in Christopher Nolans wunderbarem Drama Prestige kann der magische Funke auf den Zuschauer überspringen. Auch als an Effekten reicher Blockbuster lässt sich Bühnenmagie schwer verkaufen, da das Publikum nicht über die Magie als solche in Erstaunen versetzt werden kann, denn wer lässt sich schon durch ein paar am Computer erzeugte Zaubertricks aus dem Sessel reißen? 2013 versuchte sich Louis Leterrier (Der unglaubliche Hulk) mit Die Unfassbaren genau an diesem Kunststück und inszenierte ein Caper-Film im Magier-Milieu, mit dem er zumindest an den Kinokassen erfolge feiern konnte. Letztlich war die Kriminalkomödie in ungewohntem Setting mehr müder CGI-Hokus-Pokus als magisches Popcorn-Kino und verblüffte insbesondere durch hanebüchene Twists, nichtsdestotrotz startet dieses Jahr mit Die Unfassbaren 2 nun die unvermeidbare Fortsetzung in den Lichtspielhäusern. Natürlich setzt das Sequel dabei den Weg seines Vorgängers konsequent und unbeirrt fort: Unnötig aufgebauschte CGI-Zaubertricks und eine Handlungswendung aus der „M. Night Shyamalan-Drehbuchschule für ambitionierte Autoren“, die die Ereignisse des ersten Teils fast vollständig negiert, lassen Die Unfassbaren 2 zu einem der unnötigsten Blockbuster dieses Sommers werden.

Die Unfassbaren 2 ist erzählerischer Leerlauf. Erschien der erste Teil am Ende nur wie ein Prolog zu einem weit größeren Spektakel, weiß Drehbuchautor Ed Solomon (Men in Black) nichts aus der Idee der ominösen Geheim-Magier-Organisation des Auges zu machen. Noch immer tappen die vier Reiter J. Daniel Atlas (Jesse Eisenberg), Merritt McKinney (Woody Harrelson) und Jack Wilder (Dave Franco) und Lula (Lizzy Caplan, Ersatz-Reiter für Isla Fisher) im Dunkeln, wer sich hinter der mysteriösen Fassade des Geheimbunds verbirgt. Dass die vier Reiter ja im Finale des Vorgängers dabei ja eigentlich in den Geheimbund aufgenommen wurden, spielt dabei ebenso wenig eine Rolle, wie die mysteriöse After-Credit-Szene, die im neuen Teil einfach geflissentlich ignoriert wird. Mit zunehmender Laufzeit wird dabei mehr und mehr ersichtlich, dass es trotz Cliffhanger-Ende und Franchise-Ausrichtung nie eine echte Idee gab, wie die Geschichte um die vier Robin-Hood-Showmagier weiterentwickeln werden sollte. Am Ende von Die Unfassbaren 2 ist der Zuschauer so schlau wie zuvor – lediglich ein wenig verwirrter. Es bleibt zweifelhaft, ob den Drehbuchautoren mit dem angekündigten dritten Teil eine Besserung gelingen kann, denn bereits jetzt hat sich die Reihe durch haarsträubende Wendungen in eine erzählerische Sackgasse manövriert.

Inszenatorisch kann Action-Spezialist Jon M. Chu (G.I. Joe – Die Abrechnung) keine neuen Akzente setzen, sondern verfährt nach dem üblichen Blockbuster-Sequel-Motto: Mehr vom Gleichen. Schwachstelle auch dieses Mal: Die Zaubertricks der Bühnenmagier. Die Kunststücke können noch so spektakulär und bombastisch in Szene gesetzt sein, dies ändert aber nichts daran, dass es sich doch nur um billigen CGI-Budenzauber handelt, der die Zuschauer von der eigentlichen Nichtigkeit des hier Gezeigten ablenken soll. Warum sollte mir als Zuschauer der Mund offen stehen bleiben, wenn Daniel Atlas (Jesse Eisenberg) CGI-Regentropfen in der Luft zum Stillstand bringt? Die technischen Voraussetzungen und die Durchführung wären dabei wesentlich interessanter als der Trick als solcher, doch diese werden allzu oft nur schwammig umschrieben. Bezeichnend für diesen faulen Inszenierungszauber ist eine Szene, in der die Vier Reiter einen Computerchip aus einem Hochsicherheitstrakt schmuggeln sollen. An einer Spielkarte befestigt lassen die Protagonisten den Chip in einem Katz-und-Maus-Spiel stets an den Wachmännern vorbei zirkulieren. Eigentlich eine gute Grundidee, doch das Ganze wird bis ins Lächerliche überzogen und verkommt dabei zum inszenatorischer Selbstzweck: Abgelenkt durch die rasante Schnitte, die halsbrecherischen Kamerafahrten und einer Prise Humor soll der Zuschauer gar nicht auf den Gedanken kommen, das „Warum“ dieser Szene (oder des ganzen Films), die den Raubzug unnötig risikobehaftet werden lässt, zu hinterfragen.

Fazit: Regisseur Jon M. Chu ist ein Meister der Zauberei: Er täuscht sein Publikum wie einst David Copperfield und verkauft heiße Luft als astreines Unterhaltungskino. Zwar kann die filmische Illusion eine Zeit lang von dem namhaften Cast, reichlich Action und flotten Sprüchen aufrecht erhalten werden, doch allzu schnell enttarnt sich Die Unfassbaren 2 als billiger Budenzauber. Darauf ein müdes „Tadaaaa…“

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