Heimkino-Kritik: Ocean’s 8 (USA 2018)

© Warner Bros.

Taylor Swift? Can’t we just go to this? Do we have to steal stuff?

In Ocean’s 8, der ursprünglich als Reboot der Ocean’s-Trilogie von Regisseur Steven Soderbergh angekündigt wurde, letztendlich aber doch eher Spin-off oder gar Sequel ist, wird sich mit der Vergangenheit nicht allzu lange aufgehalten. Nachdem Danny Oceans Schwester Debbie direkt zu Beginn des Films nach einer 5-jährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen wird, begibt sie sich zum Grab ihres Bruders. Wie die Inschrift verrät, ist der offenbar im Jahr 2018 verstorben, doch so wirklich mag der Zuschauer nicht an dessen Tod glauben. Eine überraschende Rückkehr, die den Tod des Meisterdiebs nur als einen weiteren seiner geschickten Tricks entlarvt, bleibt allerdings aus. Stattdessen blickt Debbie Ocean, die ihrem Bruder anscheinend mehr als ähnlich ist, nach diesem kurzen andächtigen Abstecher in die Zukunft, wo ein umfassend angelegter Diamantenraub während der berüchtigten Met Gala in New York mit 150 Millionen Dollar als Beutewert lockt.

Für Ocean’s 8 tauscht Gary Ross die männliche Besetzung aus Soderberghs Trilogie gegen einen Cast aus, in dem diesmal ausschließlich Frauen das große Verbrechen planen. Dieser Produktionsumstand ist hierbei bereits die progressivste Komponente, die sich in Bezug auf den locker-leichten Heist-Blockbuster benennen lässt. Bis auf ein paar wenige genüssliche Seitenhiebe gegen das vermeintlich stärkere Geschlecht, das die Frauen bei ihrer Planung für den möglichst unerkannt sowie elegant ausgeführten Raubzug, abgesehen von einem Racheakt gegen den verräterischen Ex-Liebhaber, lieber komplett außen vor lassen, konzentriert sich der Regisseur auf Basis des Drehbuchs, das er zusammen mit Olivia Milch geschrieben hat, viel lieber auf die flotte, stromlinienförmige Plot-Mechanik aus Soderberghs Trilogie als offensichtliches Vorbild.

Die überaus exklusive Met Gala, bei der sich jedes Jahr etliche Stars in sündhaft teurer, möglichst extravaganter Abendgarderobe tummeln, gibt den idealen ästhetischen Rahmen für Ross’ Film ab. Nach einem holprigen Auftakt, bei dem es dem Regisseur eher mühselig gelingt, sein sehr spielfreudig aufgelegtes Ensemble gleichzeitig stimmig einzuführen und unter Kontrolle zu halten, findet Ocean’s 8 als butterweich vor sich hin gleitende Heist-Komödie zumindest inszenatorisch einen bestechenden Puls. Mithilfe von eleganten Kamerafahrten, ausgeklügelten Einstellungen und der makellosen Ausstattung, die wenig überraschend vor allem in den jederzeit perfekt ausgesuchten Outfits der Darstellerinnen zur Geltung kommt, fühlt sich der Film bisweilen wie das Blättern durch ein stilvoll arrangiertes Hochglanz-Lifestyle-Magazin an. Ein Eindruck, der wiederum auffällig zum boulevardesken Crime-Setting des Films passt, das vor Glanz und Glamour nur so strotzt.

Hinter all den Posen, die Ross in zahlreichen Gelegenheiten geradezu forciert, entblättert der Regisseur nichtsdestotrotz eine immer wieder unwiderstehliche Dynamik und Chemie zwischen seinem weiblichen Ensemble, das bedauerlicherweise nie vollständig zur Höchstform auflaufen darf. Wo Sandra Bullock und Cate Blanchett gerade im Zusammenspiel noch zum knisternden Duo avancieren, in dem gewisse sexuelle Spannungen sicherlich nicht rein zufällig spürbar sind, müssen sich die restlichen Schauspielerinnen wie Mindy Kaling, Awkwafina, Rihanna und Sarah Paulson recht deutlich auf ihre eindimensional festgelegten Charakterfacetten beschränken. Hervorstechender ist diesbezüglich noch Helena Bonham Carter, die sich geradezu dankbar in ihre Rolle der abgebrannten Designerin stürzt, die im viktorianischen Look mit spitzer britischer Zunge brilliert, während Anne Hathaway schlichtweg eine der Überraschungen des Films überhaupt ist.

Dem zwischen verschlagener Lässigkeit, humorvoller Selbstironie und angemessen aufreizender Laszivität pendelnden Cast steht jedoch immer noch eine Handlung gegenüber, die sich bestenfalls als akzeptables Mindestmaß umschreiben lässt. Recht früh wird deutlich, dass sich hinter der edlen Aufmachung und dem schwungvollen Taktgefühl lediglich unambitionierte Erzählkonventionen verbergen, denen jegliche Art von überraschendem Spannungsbogen vollkommen fehlt. Vielmehr fühlt sich Ocean’s 8 in Momenten, in denen die von Rihanna gespielte Hackerin beispielsweise vom schicken New Yorker Imbiss aus ihrer Arbeit nachgeht, oder die von Bullock und Blanchett gespielten Freundinnen im Café Details des Plans besprechen, wie eine gemütliche Zusammenkunft gut gelaunter Freundinnen an, die zusammen einfach nur ihren Spaß haben wollen. Spätestens am Ende, wenn noch Twist an Twist gereiht wird, dominiert aber trotzdem stets der Zwang, unbedingt einen Blockbuster nach allen Regeln des Formats abliefern zu wollen. In einer Szene des Films, in der Kalings Figur erfährt, dass Taylor Swift ebenfalls bei der Met Gala zu Gast sein wird, fragt sie enttäuscht, ob die Gruppe überhaupt etwas stehlen müsse und warum sie nicht einfach so zur Gala gehen könnten. Einer der ehrlichsten Momente des Films, dem man sich als Zuschauer gerne fragend anschließt.

Ocean’s 8 ist ab dem 8. November 2018 auf Blu-ray und DVD erhältlich. Falls unsere Kritik dein Interesse geweckt hat, dann unterstütze CinemaForever gerne, indem du den Film via einer der folgenden Links bestellst!

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