Kritik: Papillon (USA, CZ, ES 2018)

Papillion, right? You got money? Get some. You’ll never escape without it.

Ein Remake aus dem Nichts (oder wollte ich es einfach nur nicht wahrhaben?): Am 26. Juli 2018 startet die Neuverfilmung von Franklin J. Schaffners zeitlosem Meisterwerk Papillon in den deutschen Kinos – ob wir wollen oder nicht. Statt Steve McQueen als unbeugsamer Häftling Henri Charrière (Papillon) und Dustin Hoffman in der Rolle seines schrulligen Leidensgenossen Louis Dega stehen diesmal Charlie Hunnam und Rami Malek vor der Kamera. Das Ergebnis ist ein solide inszeniertes Gefängnis-Drama, das sich stoisch an seine Vorlage hält, der bekannten Geschichte jedoch keinerlei neue Facetten hinzufügen kann und sich somit als filmische Redundanz in Reinform erweist.

Paris im Jahre 1931: Der Tresorknacker Henri Charrière (Charlie Hunnam), der aufgrund eines überlebensgroßen Schmetterlingstattoos auf der Brust überall als Papillon bekannt ist, wird Opfer eines Komplotts der Pariser Unterwelt. Für einen angeblichen Mord wird „Papi“ zu lebenslanger Haft in der Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guyana verurteilt. Bereits auf der Überfahrt trifft der hartgesottene Kleinverbrecher auf Louis Dega (Rami Malek), einem schmächtig gebauten Geldfälscher mit feingeistiger Ausdrucksweise, der zwischen all den finsteren Gestalten eine exotische Sonderstellung einzunehmen scheint. Dega besitzt andere Überlebensqualitäten, denn dieser weiß nicht nur mit seiner spitzen Zunge umzugehen, sondern hat auch noch ein ganzes Bündel Geldscheine mit in die Strafkolonie geschmuggelt. Dega und Henri Charrière gehen eine ungleiche Partnerschaft ein, während Papillon für die Sicherheit des schmächtigen Geldfälschers garantiert, sichert ihm dieser die Finanzierung seines Fluchtvorhabens zu, auch wenn dieses bei einem Fehlschlag aufs Härteste bestraft wird…

Warum es dieses Remake gebraucht hat, erschließt sich mir auch nach längeren Überlegungen nicht. Gut, der dänische Regisseur Michael Noer kann mit einer Kamera umgehen, inszeniert Dreck, Gewalt und Leid auf Saint-Laurent und der Teufelsinsel in eigentlich zu schönen Hochglanzbildern und auch Hunnam und Malek machen einen annehmbaren Job. Aber ein Remake eines Klassikers von der Größe eines Papillon darf nicht nur annehmbar sein. Natürlich sollte ein Remake als eigenständiges Werk betrachtet werden, die Papillon-Neuverfilmung unternimmt jedoch wenig, um sich vom übergroßen Vorbild zu emanzipieren, wodurch er sich fast zwangsläufig dem direkten Vergleich stellen muss. Brav wird die erzählerische Struktur von Franklin J. Schaffners Erstverfilmung übernommen – neue Ansätze? Fehlanzeige. Lediglich am Gewaltgrad ist ein wenig geschraubt worden, wobei hier insbesondere die Überfahrt auf die Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guyana dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben wird. Im Bauch des Schiffes spielen sich kleine Dramen ab, die ihr blutiges Ende zumeist im toten Winkel der Wachmannschaft finden. Wenn ein Gefangener für eine kleine Wertschatulle mit geschmuggelten Geldscheinen, die er vor der Abfahrt aus Sicherheitsgründen verschluckt hat, wie Schlachtvieh ausgenommen wird, bekommt der Zuschauer einen aufschlussreichen Eindruck davon, welche Gangart auf der Gefängnisinsel herrschen wird. Auch sonst darf Charlie Hunnam die Fäuste öfters fliegen lassen, als sein Counterpart Steve McQueen. Keine schlechte Entscheidung, denn Charlie Hunnam weiß in der Rolle des Papillon immer dann zu überzeugen, wenn er seine eindrucksvolle physische Präsenz ausspielen kann.

All diese Kritikpunkte lassen mich unweigerlich die Frage nach der Zielgruppe stellen. Wer wird und soll sich dieses Remake im Kino anschauen? Freunde des Klassikers haben bereits nach den ersten Trailern verächtlich die Nase gerümpft, während das Blockbusterpublikum trotz hipper Castingentscheidungen das größtenteils ruhig erzählte Gefängnis-Drama mit rigorosem Desinteresse strafen wird. Um neue Zielgruppen anzusprechen, gestaltet sich die Inszenierung zu werkgetreu, Risiken wurden keine eingegangen. Und so kann Papillon nur eines der Remakes sein, die als flotter Cashgrab gedacht worden waren, dabei jedoch schlichtweg am Zielpublikum und Zeitgeist vorbei produziert worden sind.

Fazit: Ich hätte es mir anders gewünscht, aber das Papillon-Remake ist ein Film, den wirklich niemand braucht. Eine solide inszenierte Neuauflage des bekannten Filmklassikers, die sich formelhaft an seine Vorlage klammert und wenig Mut zur Eigenständigkeit aufweist. Papillon ist kein schlechter Film, er ist nur einfach schlichtweg überflüssig.

Papillon ist ab dem 29. November 2018 auf Blu-ray und DVD erhältlich.

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