Kritik: Unlocked (GB 2017)

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We are all in god’s hands now.

Die Angst vor Terrorismus überwiegt in Deutschland. Das jedenfalls möchte eine Langzeitstudie ermittelt haben. Dass es sich dabei mit Sicherheit nicht um eine aus der Luft gegriffene Erkenntnis handeln mag, macht sich selbstverständlich nicht nur in Deutschland bemerkbar, sondern auf der ganzen Welt, indem Landesoberhäupter an die Spitze gewählt werden, die nur äußerst wenig von Diplomatie verstehen, dafür aber mit verschärfter Rhetorik versprechen, die eigenen Ängste durch ihre Regierungsadministration entschieden zu reduzieren. Angst allerdings ist nicht nur Nährboden für Gewalt und Trotzreaktionen, sondern auch eine Quelle der Inspiration, wie das Kino seit jeher bewiesen hat. Und der Terrorismus spielt dort innerhalb des Kinos natürlich schon seit Dekaden eine bedeutungsvolle Rolle – ob innerhalb eines dokumentarisches Diskurses oder als rustikale Genre-Aufbereitung.

Mit Unlocked mischt sich nun ein weiterer Film in die nach wie vor wachsende Galerie an Werken, die sich mit den Auswüchsen respektive Erscheinungsformen des Terrorismus beschäftigen. Dass die Regiearbeit des inzwischen weit über 70-jährigen Michael Apted (James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug) dabei leider nicht an die Qualität von, um in der jüngeren Vergangenheit zu bleiben, Peter Bergs Boston herankommt, sondern sich eher im Dunstkreis des DTV-Thrillers Survivor mit Milla Jovovich und Pierce Brosnan bewegt, stimmt verdrießlich. Gerade auch aus dem Grund, weil die (im Kern gut recherchierte) Drehbuchvorlage von Peter O’Brien jahrelang auf der Black List verzeichnet war. Also auf jener Liste, die Drehbücher beinhaltet, denen man in Hollywood durchaus mit Wohlgefallen begegnet, die bis dato aber unverfilmt blieben.

Was schnell auffällt, ist die unausgegorene Narration, mit der sich Unlocked eigentlich über seine gesamte Laufzeit herumplagen muss. Dem Drehbuch scheint es unmöglich gewesen zu sein, all die (im Wesentlichen bekannten) Versatzstücke der Handlung unter einen stimmigen Hut zu bekommen und so die dramatische Fallhöhe des Bedrohungsszenarios greifbar zu machen, was Peter O’Brien offenkundig dazu nötige, erzählerische Unzulänglichkeiten hinter einigen Finten und Wendungen zu verbergen, was hier natürlich doppelt in die Hose geht. Dennoch wäre es ein Akt der Ungerechtigkeit, Unlocked als ein gescheitertes Projekt herabzuwürdigen, dafür nämlich ist der Thriller immer noch zu wertig inszeniert – und zu gut besetzt. Man merkt Michael Apteds Ägide an, dass der Regisseur seine filmische Sozialisation in einem weitaus früheren Jahrzehnt erfahren hat, denn Unlocked beschäftigt sich weniger damit, Gegenwartsspiegelung denn klassischer Spionage-Flic zu sein.

Und das hat, trotz aller Mängel, durchaus seine Reize. Michael Apted nämlich versteht es, immer wieder gekonnt Geschwindigkeit aus seiner Geschichte zu nehmen und dem Zuschauer so einen Blick auf all die verworrenen Beziehungsgeflechte zu schenken, die sich im Inneren von Unlocked inzwischen angestaut haben. Vor allem aber ist es Noomi Rapace (What Happened to Monday?) geschuldet, dass Unlocked sich im gehobenen Durchschnitt breitmachen darf. Die schwedische Schauspielerin, die einst ihren Durchbruch als Lisbeth Salander feiern durfte, zählt zu den kernigsten Künstlerinnen, die das weibliche Filmgeschäft momentan aufzubieten hat. Sie ist die Triebfeder, um Unlocked nicht nur Körperlichkeit einzuverleiben, sondern auch den Anflug von schuldbeladener Verletzlichkeit. Da ziehen namhafte Kollegen wie Michael Douglas, John Malkovich und ein unverschämt gutaussehender Orlando Bloom natürlich zwangsläufig den Kürzeren.

Unlocked ist seit dem 20. Oktober 2017 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

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