Kurzfilm-Tipp: Ein andalusischer Hund (FR 1929) – Der Ursprung des filmischen Surrealismus

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Der Ursprung des filmischen Surrealismus. Ein andalusischer Hund, der 1929 seine Uraufführung in Paris feierte, ging als erster Skandalfilm in die Kinogeschichte ein und prägte das Horror- und Fantasykino nachhaltig. Auch heute noch hat Luis Buñuels Avantgardefilm nichts von seiner Kraft verloren und schafft es, fast ein Jahrhundert später, immer noch die Leute ohne Halt in seinen völlig eigenwilligen, aber doch so anziehenden Bann zu reißen. Luis Buñuel wollte hier einen seiner Träume und einen Traum des Künstlers Salvador Dali verfilmen und verweben.

Ab hier enthält der Text Spoiler, am besten ihr schaut euch daher zuerst unten den Film an.

Die berühmte Anfangsszene, in der einem Mädchen mit einem Rasiermesser das Auge durchtrennt wird, gehört zu den unvergesslichsten Momenten der Filmgeschichte. Heute wie damals brennt sich dieser Moment einfach in die Köpfe, denn so erschreckend und unerwartet er auftaucht, so eiskalt und unerschrocken verschwindet er wieder. Wir sehen zwei Menschen, die sich in ihrer Wohnung streiten und kurze Zeit später schon durch die Natur laufen, um sich schlussendlich eingegraben am Strand wiederzufinden. Eine Hand, aus der Ameisen krabbeln, eine abgetrennte Hand auf dem Boden und ein Eselskadaver, der aus einem Piano hängt. Luis Buñuel beschwört ein Spiel aus Licht und Schatten herauf, getaucht in klare Schwarz-Weiß-Muster und unterstrichen von grandioser Tangomusik, oder den Klängen von Richard Wagner. Die Bilder belegen sich langsam mit einem blassen Schleier und verschmelzen in sich. Was bleibt, ist nicht nur die bloße Verwirrung, sondern auch einige Interpretationsansätze, die in die Richtung der damaligen Weltansicht, den Werten der Menschheit und den auferlegten Normen zielte.

Ein andalusischer Hund ist eine Vermischung aus schwarzer Realität und weißer Traumwelt. Alles verquirlt sich und wird gewürzt mit Emotionen, Begierde, Angst und Abscheu. Wir springen durch die Zeit, durch Räume und Aufenthaltsorte und sind am Ende eigentlich genauso schlau wie vorher, mit dem Unterschied, dass wir einen Kurzfilm zu sehen bekommen haben, der seiner Zeit Lichtjahre voraus war und für sein Entstehungsjahr 1929 nicht nur mutig und provakant war, sondern auch wegweisend für viele andere Regisseure mit surrealistischen Vorlieben. Als Cineast und Filmlieber sollte man diesen prägenden Kurz- und Stummfilm unbedingt gesehen haben. Er wird natürlich nicht jedem gefallen, genau wie die Filme von David Lynch (Mulholland Drive), Alain Resnais (Letztes Jahr in Marienbad) oder Andrzej Zulawski (Possession) ist auch Ein andalusischer Hund Geschmackssache, doch diese gut 18 Minuten sind sicherlich keine verschenkte Zeit.

Wie gesagt, könnt ihr euch Ein andalusischer Hund weiter unten bei Youtube anschauen. Am besten aber ihr bestellt euch den Film gemeinsam mit Luis Buñuels Das goldene Zeitalter auf Blu-ray bei Amazon*, denn diese beiden Kurzfilme sollte jeder Cineast in bester Qualität in seiner Sammlung haben.

Weitere Kurzfilm-Tipps habe ich hier für euch zusammengetragen. Und hier könnt ihr euch einen Überblick über weitere meiner liebsten französischen Filmklassiker verschaffen.

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