"Parker" (USA 2013) Kritik – Der Actionstar und das Pop-Sternchen

Autor: Stefan Geisler

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“I don’t steal from people who can’t afford it, and I don’t hurt people that don’t deserve it.”

Einer der beliebtesten Actionstars des neuen Jahrtausends ist zweifelsohne Jason Statham. Mit seiner kantig-ungehobelten Art erinnert der britische Muskelprotz fast ein wenig an den jungen Bruce Willis. Dabei schien Stathams Stern in einer ganz anderen Disziplin aufzugehen: Dem Wasserspringen. Ganze zwölf Jahre war er als professioneller Wasserspringer Mitglied des britischen Nationalkaders, bis er von einem der „Bube, Dame, König, Gras“-Produzenten entdeckt wurde und prompt für Guy Ritchies Gauner-Komödie angeheuert wurde. Inzwischen hat sich Statham auch in den USA als Action-Instanz etabliert und durfte bereits an der Seite von Hollywoodikonen wie Robert De Niro („Killer Elite“) und Sylvester Stallone („The Expendables“) vor die Kamera treten. Statham-Filme sind zumeist rasante Nonstop-Actioner der Marke „Wenig Worte, viele Schläge“, doch kann Jason Statham auch anders? In Taylor Hackfords („Im Auftrag des Teufels“) „Parker“ schlüpft die britische Kampfmaschine in die Rolle des vom Kriminalautoren Donald E. Westlake geschaffenen Verbrechers Parker, der neben Schlössern auch gerne Frauenherzen bricht. Leider erweist sich Statham nicht gerade als Idealbesetzung für die Rolle, denn dieser versprüht wie üblich so viel Charme wie ein rostiges Stahlrohr. Normalerweise würde dies ja auch reichen, doch die Rolle des Gangsters mit Herz und Frauenverführers par excellence kauft man dem sympathischen Glatzkopf nicht ganz ab. Somit erweist sich die Action-Romanze als lauer Rohrkrepierer, der außer einigen spaßigen Actionsequenzen wenig Sehenswertes zu bieten hat.

Parker (Jason Statham) ist ein Gauner mit Moral. Denn der knüppelharte Gangster beklaut nur die Reichen und nimmt nur Aufträge an, wenn er sich sicher sein kann, dass keine Unschuldigen zu Schaden kommen. Seine Aufträge erhält er dabei zumeist von Hurley, dem Vater (Nick Nolte) seiner Freundin Claire (Emma Booth). Doch dieser hat ihn diesmal an eine überaus unfähige Bande vermittelt, denn durch eine fahrlässige Aktion kam während des Coups ein Zivilist ums Leben. Kein Wunder also, dass Parker keine Lust hat, ein weiteres Ding mit dieser unfähigen Truppe zu drehen und sich lieber mit seinem Anteil auf und davon machen würde. Doch so einfach lassen ihn die Gauner nicht gehen, denn diese haben Parkers Anteil bereits komplett für ihr nächstes Projekt verplant…

Jetzt mal ehrlich, was erwartet man, wenn man in einen Jason-Statham-Film geht? Doch wohl in erster Linie kurzweilige, adrenalingeladene und testosterongeschwängerte Action-Unterhaltung der derberen Sorte. Auch „Parker“ fängt vielversprechend an: Nach einem Überfall auf ein Volksfest in herrlich schräger Maskerade kommt es zu einer blutigen Auseinandersetzung mit seinen Komplizen. Von da an bewegt sich Parker in bester Dr.-Richard-Kimble-Manier („Auf der Flucht“) quer durchs Land, natürlich inklusive gewagter Flucht aus einem Krankenhaus, nur um seinen ehrenlosen Ex-Kollegen einen gehörigen Denkzettel zu verpassen.

Kann die erste halbe Stunde noch durch Stathams vergnüglichen Mummenschanz unterhalten, verliert das Ganze deutlich an Fahrt, wenn die toughe, aber erfolglose Immobilienmaklerin Leslie (Jennifer Lopez) auf der Bildfläche erscheint. Zwar wird diese als schlagfertige Self-Made-Frau mit ordentlich Ellenbogen eingeführt, erweist sich aber bereits nach kurzer Zeit als naive Träumerin, die sich am liebsten einen neureichen Schnösel angeln würde, um endlich ihrem bisherigem Leben entfliehen zu können. Frauenpower sieht anders aus und so ist Leslie letzten Endes eher ein Klotz am Bein als eine Bereicherung für den Film, zumal auch der romantische Funke zwischen Jason Statham und Jennifer Lopez nie richtig zünden möchte.

Theoretisch wäre auch die Figur des von Jason Statham verkörperten Parker nicht gänzlich uninteressant, denn der knallharte Gangster bewegt sich auf seinen ganz eigenen moralischen Pfaden. Der schlagfertige Ganove nimmt lediglich von den Wohlhabenden und lässt sich nur unter der Bedingung auf ein Verbrechen ein, dass kein Unbeteiligter dabei zu Schaden kommt. Dennoch kann man ihn kaum als modernen Robin Hood bezeichnen, schließlich wirtschaftet Parker in erster Linie immer fleißig in die eigene Tasche, übt Selbstjustiz, sofern ihm diese angemessen erscheint und auch sein moralischer Kodex ist keineswegs so fest verankert, wie es anfangs erscheinen mag, sondern wird im Notfall schon einmal kräftig gebogen. Letztendlich bleibt die zweifelhafte Doppelmoral des Protagonisten weitestgehend unangesprochen und somit wird die Chance verschenkt, aus Parker einen Charakter mit Persönlichkeit zu machen. Schade eigentlich, denn Jason Statham hat sich bereits dazu verpflichtet noch einmal in die Rolle des Gangsters Parker zu schlüpfen, sollte der Film ein Erfolg werden. Fraglich nur, ob irgendjemand diesen Abziehbild-Gangster noch ein weiteres Mal auf der großen Leinwand sehen will.

Fazit: Jason Statham und Jennifer Lopez? Kein Duo, das man unbedingt zusammen auf der Leinwand erwarten würde. Und auch das Endresultat wirkt unentschlossen: Kein rasanter Jason-Statham-Adrenalin-Klopper, sondern lediglich Action auf Sparflamme und maue Romantik-Einlagen. Bleibt zu hoffen, dass Statham im nächsten Film das Action-Gaspedal wieder bis zum Anschlag durchdrückt.

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