„Percy Jackson 2: Im Bann des Zyklopen“ (USA 2013) Kritik – Auge zu und durch

Autor: Jan Görner

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„We will resurrect Kronos then Olympians will know death.“

Sequel, Branding, Franchise. Das ist das Mantra in Hollywood dieser Tage. Mehr noch als früher werden Produktionen vom Start weg als Mehrteiler ausgelegt. Einen Plan B scheint man in der Traumfabrik auch gar nicht mehr zu haben. So gesellte sich zuletzt der Kassenflop „Lone Ranger“ bei Disney mit „Duell der Magier“, „Prince of Persia“ und „John Carter“ in die stattliche Ahnengalerie verpfuschter Reihenstarts. Und trotzdem ist abzusehen, dass Studios weiterhin auf Verfilmungen bereits als „Marken“ etablierter Stoffe setzen werden. Auftritt „Percy Jackson“. Vor drei Jahren startete der erste Teil, um bei voller Fahrt auf den „Harry Potter“-Zug aufzuspringen. Der Erfolg war moderat. Dennoch versucht man nach der Kinorente des Zauberlehrlings mit „Percy Jackson 2: Im Bann des Zyklopen“ einen erneuten Anlauf.

Einige Jahre sind vergangen seit Percy Jackson (Logan Lerman) erfahren hat, dass er in Wirklichkeit ein Halbblut ist, also der Sohn einer griechischen Gottheit und einer Sterblichen. Um dem unehelichen Halbgötternachwuchs eine Heimat zu geben, wurde einst von Zeus das Camp Halfblood ins Leben gerufen. Geschützt von einer vermeintlich undurchdringbaren Barriere sollen die Jugendlichen hier auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Doch als das Lager von Percys altem Widersacher Luke (Jake Abel) angegriffen und der Schutzwall zerstört wird, gerät das Leben aller Bewohner in Gefahr. Er plant dem Zyklopen Polyphem das Goldene Vlies zu stehlen, um den Titanen Kronos zu erwecken und die olympische Götterwelt zu vernichten. Gemeinsam mit seinen treuen Freunden Annabeth (Alexandra Daddario), Grover (Brandon T. Jackson) und seinem Halbbruder Tyson (Douglas Smith) macht Percy sich auf den Weg, den Übeltäter zu stoppen. Dabei steht der Schicksalsgemeinschaft nicht zuletzt Percys Konkurrentin Clarisse (Leven Rambin) im Weg.

Es überrascht nicht, dass sich Hollywood immer wieder des altgriechischen Mythenschatzes bedient, um seine Geschichten zu erzählen. Schließlich gehen zahlreiche Genres auf antike Wurzeln zurück. Herkules bspw., Prototyp des Superhelden schlechthin, widmen sich 2014 gleich zwei Großproduktionen. Dass der Aufzug übernatürlicher Helden in „Percy Jackson 2“ es mit der Geschichte nicht ganz so genau nimmt, ist freilich zu erwarten. Der antike Schöpfungsmythos um den rabiaten Titanen Kronos wird dabei als klassische Abnabelung rezipiert. Der Sagenkatalog des Altertums dient mehr als Stichwortgeber für abgefahrene Ungeheuer denn als Grundlage abendländischer Erzählkultur. Überraschen sollte das niemanden. Mit all dem Bombast und der Tragik, die damit unweigerlich einhergeht, wirkt die Erzählung von „Percy Jackson 2“ mitunter allerdings reichlich überladen. Eine Vertiefung der Charaktere bringt die Fortsetzung jedenfalls nicht.

Statt auf gestandene Hollywood-Granden des ersten Teils wie Pierce Brosnan, Sean Bean oder Uma Thurman zu setzen, rückt das Sequel Logan Lerman noch mehr in den Mittelpunkt, auch wenn dieser und insbesondere Kollegin Alexandra Daddario (inzwischen immerhin 27) nur noch mit reichlich Augenzudrücken als Jugendliche durchgehen. Die Neuzugänge Stanley Tucci als Dionysus und „Buffy“-Alumnus Anthony Head als Brosnan-Ersatz können den Cast mit ihrer Erfahrung erden. Für den heimlichen Höhepunkt des Films sorgt allerdings Nathan Fillion als Götterbote Hermes, dem es gelingt eine „Firefly“-Referenz in seinem kurzen Auftritt unterzubringen.

Ebenfalls neu dabei ist Percys Halbbruder Tyson (Douglas Smith), welcher aus einer Verbindung des Meeresgottes und einer Nymphe entstand. Das gibt, so die übernatürliche Vererbungslehre, einen Zyklop. Dass diese in der Welt der Halbgötter alles andere als gern gesehen sind, muss der treuherzige Tollpatsch am eigenen Leib erfahren. Ohne übermäßig auf die Moralkeule zu vertrauen, gelingt es dem Drehbuch von Marc Guggenheim („Arrow“) die Geschichte des aufgrund seines Äußeren zum Außenseiter Gemachten durchaus gut und nachvollziehbar zu veranschaulichen. Im Vordergrund steht bei „Percy Jackson 2: Im Bann des Zyklopen“ aber eindeutig die Action.

Regisseur Thor Freudenthal scheint in „Percy Jackson 2“ endlich die Chance zu sehen, sich als ernsthafter Filmschaffender zu profilieren, ist er doch bisher neben seiner Tätigkeit als Trickkünstler bestenfalls durch seichten Familienspaß wie „Das Hundehotel“ bekannt. Mit einem stattlichen Budget von 90 Mio. Dollar ausgestattet, geht es quer durch die US-Ostküste und darüber hinaus. Das ist flott und ohne allzu große Überraschungen inszeniert. Selten nimmt sich der Film die nötige Zeit, seine einzelnen Reisestationen auszuerzählen. Symptomatisch dafür ist eine Szene, in der Percy im Bauch des Meeresungeheuers Charybdis auf die untote Crew eines Südstaaten-Kriegsschiffes trifft. Hier wird der derzeitige Zombie-Hype erfrischend gegen den Strich gebürstet, handelt es sich doch um eine äußerst zuvorkommende Truppe. Doch damit kann sich Freudenthal nicht aufhalten, es muss schnell weitergehen. Dass die Story dabei unangenehm auf der Stelle tritt, fällt dem atemlosen Tempo zum Opfer. Und zurück bleibt der profunde Wunsch des Zuschauers, eines Tages ein maritimes Zombie-Spinoff zu erleben.

Fazit: „Percy Jackson 2: Im Bann den Zyklopen“ ist ein zahnloser Familienfilm ohne Ecken und Kanten. Trotz interessanter Ansätze ist Thor Freudenthals Fantasy-Unterhaltung nämlich vor allem eines: Unentschlossen und ein 90 Millionen Dollar verschlingendes Armutszeugnis Hollywoods, welches, wenn überhaupt, nur für die ganz Kleinen einen gewissen Reiz versprühen dürfte.

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