Schlagwort: 2013

Filmkritiken

"Jeder hat einen Plan" (AR, GER, ES 2013) Kritik – Viggo Mortensen²

Autor: Stefan Geisler "Seit wann trägst du denn nen Bart?" Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, einfach sein bisheriges Leben an den Nagel zu hängen und in die Identität eines anderen Menschen zu schlüpfen. Die eigenen Problemen und Sorgen hinter sich lassen und noch einmal bei Null beginnen. Allzu oft vergisst man bei solchen Gedankenspielereien jedoch, dass sprichwörtlich jeder sein Kreuz zu tragen hat und auch ein Rollentausch nicht zwingend eine Besserung der gegebenen Lebensumstände bewirken muss. Mit einem solchen Identitätstausch-Thriller gibt nun die argentinische Regisseurin Ana Piterbarg ihr Leinwanddebüt. Auch wenn sich „Jeder hat einen Plan“ der Beschreibung nach auch als abgefahrener Science-Fiction-Film lesen lassen könnte, handelt es sich hier eigentlich um einen äuß...
Filmkritiken

"Der Dieb der Worte" (USA 2013) Kritik – Der Guttenberg-Effekt

Autor: Stefan Geisler "We all make difficult choices in life. The hard thing is to live with them." Schon das siebte Gebot der Bibel besagt „Du sollst nicht stehlen“. Eine klare Ansage und abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen ist Diebstahl natürlich unrecht und belastet zudem das eigene Gewissen. Eigentlich müsste man hierüber auch gar keine vielen Worte verlieren, hätten sich nicht die Drehbuchautoren/Regisseure Brian Klugman (Drehbuch „Tron: Legacy“) und Lee Sternthal (ebenfalls Drehbuchautor bei „Tron: Legacy“) irgendwann einmal die Frage gestellt, ob und inwieweit der Diebstahl von geistigem Eigentum eigentlich verwerflich ist. Herausgekommen ist das Literaturdrama „Der Dieb der Worte“, in welchem dem Zuschauer die Erkenntnis, dass auch der Diebstahl von Gedankengut kein Kavaliers...
Filmkritiken

"Epic – Verborgenes Königreich" (USA 2013) Kritik – Kleinkrieg am Waldesrand

Autor: Stefan Geisler "Oh, look. It’s Ronin. Defender of the weak, pooper of parties." Trickfilm mit Ökobotschaft – Ein zweischneidiges Schwert, denn gerne wird der moralische grüne Daumen den Kindern so stark ins Gesicht gedrückt, dass dabei jeder Spaß für die kleinen und großen Zuschauer flöten geht. Einer der bekanntesten Vertreter des Nischengenres Öko-Zeichentrick dürfte der nervige Superheldenverschnitt „Captain Planet“ sein, der in den 90er Jahren gemeinsam mit seinen naturverbundenen Wunderkindern Umwelt-Terroristen das Handwerk legte. Dass auch Zeichentrick-/Animationsfilme mit Ökobotschaft nicht in derselbigen ertrinken müssen, beweisen zum Beispiel Filme wie „Prinzessin Mononoke“ oder „Wall-E“, deren grüner Kern zwar immer deutlich erkennbar, jedoch selten wirklich im Fokus st...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Upstream Color (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "I have to apologize. I was born with a disfigurement where my head is made of the same material as the sun." An diesem Wochenende war ich mit unserem Co-Autor Florian im Kino um mir den angeblich schlechtesten Film aller Zeiten anzusehen. „The Room“ von Tommy Wiseau aus dem Jahre 2003 genießt spätestens seit dem halbstündigen Video-Verriss des NostalgiaCritic Kultstatus, inklusive mitternächtlicher Screenings und Rituale wie bei „The Rocky Horror Picture Show“. Mit Fug und Recht kann ich mich nun „glücklich“ schätzen „The Room“ gesehen zu haben, der wahrlich so schlecht ist, wie alle sagen, aber dadurch auch besonders viel Spaß gemacht hat. Nur warum beginne ich meine Kritik zu „Upstream Color“ mit einem Absatz über Tommy Wiseaus Filmdebakel? Zwei Gründe: Erstens, ...
Filmkritiken

"Iron Man 3" (USA, CH 2013) Kritik – Im Kampfanzug gegen den Terror

Autor: Stefan Geisler "Mr. Stark, today is the first day of what's left of your life." Als 2008 „Iron Man“ in die Kinos kam, ließen sich selbst gutgläubig-optimistische Comic-Fans nicht dazu hinreißen, sich auszumalen, welche Früchte Marvels Comic-Blockbuster-Konzept „Phase One“ noch tragen sollte. Doch als dann 2012 alles in dem fulminanten Blockbuster „Marvels The Avengers“ gipfelte, waren alle Zweifel wie weggeblasen. Disney/Marvel hat mit der Vision eines zusammenhängenden Leinwand-Superhelden-Universums nicht nur aus künstlerischer Sicht vieles, sondern besonders im Hinblick auf die Einspielergebnisse in den letzten Jahren einfach alles richtig gemacht. Doch wie geht es weiter? Kann es ein Leinwandleben für Thor, Captain America, Iron Man und Co. nach den Avengers geben? Die Antwort...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Side Effects (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "Depression is the inability to construct a future." Es ist eher untypisch, dass ein Regisseur oder eine Regisseurin sich entschließt vorzeitig in „Rente“ zu gehen. Jedenfalls erst recht, wenn der- oder diejenige als fester Bestandteil des Weltkinos gilt und mit seiner/ihrer Arbeit mühelos die eigenen Brötchen verdienen kann. Steven Soderbergh, das amerikanische Indie-Urgestein, hat nun genau das getan. Mit fünfzig Jahren soll Schluss sein und dieser runde Geburtstag war bereits am 14. Januar. Die letzten Jahre waren auch eine einzige Hatz, die mit 10 Filmen in 6 Jahren einem Endspurt vor der Zielgeraden gleicht. „Side Effects“, Soderberghs 26. Film, markiert das (vorzeitige) Ende einer außergewöhnlichen Hollywood-Karriere. Der Film erzählt die Geschichte von Emi...
Filmkritiken

"Unterwegs mit Mum" (USA 2013) Kritik – Mit der Mutter durch die USA

Autor: Stefan Geisler "You ungrateful little shit." Autofahrten mit der eigenen Mutter können, besonders in den pubertären Phasen der Menschwerdung, zu einer echten Qual werden – für alle Beteiligten. Doch auch später herrscht dieser Fahrer-Beifahrer-Kombination eine ganz besondere Magie inne, denn eingezwängt auf engstem Raum, zum Stillsitzen verdammt, ist man plötzlich wieder ganz Kind. Auch Regisseurin Anne Fletcher („27 Dresses“) widmet sich in ihrem neusten Film „Unterwegs mit Mum“ diesem Thema und schickt mit Barbra Streisand („Is’ was, Doc?“) und Seth Rogen („Ananas Express“) zwei Comedygrößen aus unterschiedlichen Generationen als schräges Mutter-Sohn-Duo gemeinsam auf einen Road-Trip durch die USA. Herausgekommen ist eine harmlose, aber charmante Komödie, die einzig und allein v...
Kritik: Evil Dead (USA 2013) – Es wird Blut fließen, eine Menge Blut
Filmkritiken, Horror

Kritik: Evil Dead (USA 2013) – Es wird Blut fließen, eine Menge Blut

You're all going to die tonight! Jeder Horrorfan kennt die Erzählung von der verfluchten Blockhütte mitten im Wald. Bereits vor über 30 Jahren gelang Sam Raimi mit seinem Tanz der Teufel ein Genrestreich, der nur noch von Tanz der Teufel 2 übertreffen werden konnte, in welchem sich B-Movie-Ikone Bruce Campbell alleine den Untoten entgegenstellt. Bei dem Erfolg von damals und der damit aufgebauten, bis heute anhaltenden fanatischen Verehrung, war ein Remake nur eine Frage der Zeit. Doch wo es letztes Jahr The Cabin in the Woods auf brillante Weise gelang, Sam Raimis Hüttenhorror etwas Neues abzugewinnen, muss man Fede Alvarez Evil Dead-Remake diese Qualität größtenteils aberkennen. So steht die überlange Einleitung, die frei von Humor und neuen Ideen daherkommt, leider in jeder Hinsi...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: To The Wonder (USA 2012)

Autor: Conrad Mildner "You gathered me up from earth. You've brought me back to life." Urplötzlich befindet sich Olga Kurylenkos Figur Marina wieder an der französischen Küste am Mont-Saint-Michel. Sie ist allein, dreht sich um und ein warmes Licht strahlt in ihr Gesicht. Es ist die letzte Szene in Terrence Malicks neuem Film „To The Wonder“, wenn man hier überhaupt noch von „Szenen“ sprechen kann. Eine Szene definiert sich bekanntlich durch die Einheit von Raum, Zeit und Personen. In Malicks Film gibt es solch eine Einheit nicht, jedenfalls nicht im Kontext mehrerer Kameraeinstellungen und schon gar nicht im bewussten Verlauf einer Geschichte. Chronologie existiert höchstens im eigenen Kinosessel. Auf der Leinwand sind dagegen Zeitreisen angesagt und so verliert Marinas Schlussbild jegl...
Filme, Filmkritiken

"Mama" (ES,CA 2013) Kritik – Grusel-Mutter im Kleiderschrank

Autor: Stefan Geisler "Don't go in the closet..." Der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro ist ein Vollzeit-Nerd. Wenn er nicht gerade selber fantastische Filme dreht oder Fantasy-Romane schreibt, dann gibt der ambitionierte Filmemacher jungen Nachwuchsregisseuren die Chance sich einmal auf der großen Leinwand zu probieren. Dass die Del-Toro-Produktionen dabei qualitativen Schwankungen unterliegen, ist dementsprechend kaum verwunderlich und doch sind die meisten Endprodukte immerhin ansehnliche Fingerübungen, die manchem Regisseur schon den Sprung nach Hollywood ermöglicht haben. Natürlich trägt auch „Mama“, die neuste Produktion des mexikanischen Fantasten, wieder dessen unverkennbare Handschrift und hat überdies sogar noch äußerst erfolgreich an den amerikanischen Kinokassen abges...