Schlagwort: Horror

Filmkritiken

"Dracula Untold" (USA 2014) Kritik – Zahnlose Geburtsstunde des Fürsten der Dunkelheit

Autor: Pascal Reis „What kind of man crawls into his own grave in search of hope?“ Mit weit über 250 Auftritten in den verschiedensten Filmen zählt Graf Dracula wenig überraschend zu den prominentesten Literaturfigur, die jemals ihr Unwesen auf der Leinwand treiben durften. Die Qualität der jeweiligen Werke lässt sich wohl in jeder Güteklasse antreffen, vom miserablen Trash, zur zielgruppenorientierten Nullnummer bis hin zur fundierten Meisterleistung. Den Grafen respektive den Fokus der Narration jedoch erleben wir immerzu in einer Phase, in der die Metamorphose vom Menschen zum Fürsten der Dunkelheit längst abgeschlossen scheint. Es ist die mühsame Akzeptanz der eigenen Untersterblichkeit, den der dramaturgischen Effekt ins Visier nimmt, Gesetz dem Fall, man manifestiert Dracula als ei...
Filmkritiken

"The Sacrament" (USA 2013) Kritik – Kameraschwenk hinter den Vorhang der Scheinheiligkeit

Autor: Pascal Reis „We were doing something great down here. We were gonna change the world.“ Nicht unscheinbar in seinem Gebaren, aber doch reichlich übergangen musste Ti West seine ersten Gehversuche in der Filmwelt erfahren: „The Roost – Angriff der Fledermäuse“ und „Trigger Man“ wurden zwar hier und da mit positiven Stimmen versehen, wirklich ins Blickfeld eines öffentlichen Interesses haben es diese Filme aber gewiss nicht geschafft. Von „Cabin Fever 2: Spring Fever“, der Fortsetzung von Eli Roth gewiefter Retro-Party „Cabin Fever“, distanzierte sich West anschließend auch echt bald, hat ihm das Studio doch einige gewaltige Stöcke zwischen die Beine geworfen, die seinem künstlerischen Ausdruck einen massiven Riegel vorschoben. 2009 sorgte Ti West dann aber für Furore, wenngleich s...
Filmkritiken

"Horns" (CA/US 2013) Kritik – Wenn das Gute nicht hilft, muss eben das Böse herhalten

Autor: Pascal Reis „I'm gonna love you for the rest of my life.“ - „Just love me for the rest of mine.“ Dass sich hinter dem Pseudonym 'Joe Hill' der Sohnemann von Literaturikone Stephen King verbirgt, lässt sich auf dem Papier vielleicht noch verheimlichen, sieht man sich dem Mann jedoch ins Gesicht, ist die physiognomische Ähnlichkeit zu seinem renommierten Vater doch frappierend. Selbstredend verdient sich Joe Hill den Mammon ebenfalls als Schriftsteller und dass er Romane zwar toll einführen, aber nicht adäquat zum Ende bringen kann, soll er passenderweise von seinem Erzeuger geerbt haben. Stephen King ist natürlich auch in der Filmwelt seit vier Dekaden kein unbeschriebenes Blatt mehr und geschätzte Regisseure wie Brian De Palma („Carrie – Des Satans jüngste Tochter“), Stanley Kubri...
Filmkritiken

"Annabelle" (USA 2014) Kritik – Puppenterror aus der Retorte

Autor: Pascal Reis „May God have mercy on your soul!“ Dass James Wan das kontemporäre Horrorkino für sich in Anspruch genommen hat, würde man zu gerne als Schnellschussgerücht herunterbrechen, doch es ist genau die Person des in Malaysia geborenen und in Australien aufgewachsenen Filmemachers, die in den letzten Jahren die kommerziellen Erfolge in diesem doch reichlich abgebrannten Genre einfahren durfte. Nachdem sein spottbillig produzierter Indie-Streifen „Saw“ 2004 auf reichlich Gegenliebe gestoßen ist und ein unsägliches Franchise auf den Plan rief, folgte im Jahre 2010 „Insidious“. Angelehnt an den altmodischen Grusel, wie man ihn in den ehrenvollen 1970er Jahren noch in qualitativer Verlässlichkeit um die Ohren geschlagen bekommen hat, bewies Wan mit „Insidious“ vor allem, dass in ...
Filmkritiken

"Erlöse uns von dem Bösen" (AT 2014) Kritik – In New York fauchen die Dämonen

Autor: Pascal Reis „I've seen some horrible things, nothing that can't be explained by human nature.“ - „Then you haven't seen true evil.“ Manchmal, da packt einen einfach die Lust auf einen guten, mitreißenden Thriller. Überwiegend finden die sich aber in der heimischen Filmsammlung wieder, zumeist in der Reihe, in der die etwas älteren Jahrgänge untergebracht werden. Und mal ehrlich: Wenn es um wirklich starke, originelle Thriller-Kost geht, dann hat der internationale Markt schon lange nichts wirklich mehr zu melden und lässt die Kontinuität vermissen, die in den 1970er, 1980er und auch die 1990er Jahre vorzufinden war. Im letzten Jahr sorgte Denis Villeneuves starbesetzter „Prisoners“ für Aufsehen. Tatsächlich hat der Mann hier einen Psycho-Thriller geboten, der wirklich formidabel...
Filmkritiken

"Open Grave" (USA 2013) Kritik – Das Zeitalter der Finsternis

Autor: Pascal Reis „We were here to help. But we failed.“ Es sind keine Wirbelstürme an Kreativität, die Gonzalo Lopez-Gallego auf das mehr oder weniger cinephile Publikum eindreschen lässt. Der Spanien beherrscht es hingegen, in seinen Filmen mit einer schroffen, partiell gar naturalistischen Atmosphäre aufzuwarten, die den handelsüblichen Genre-Kolportagen, wie sie den internationalen Markt allmonatlich heimsuchen, dahingehend einen groß Schritt voraus sind. Da wäre beispielsweise der brüske Thriller „King of the Hill“ von 2007, in dem sich ein Mann irgendwo in einem verworrenen Waldgebiet plötzlich im Fadenkreuz eines augenscheinlich Wahnsinnigen wiederfindet. Eigentlich ein Film, der maximal für den hohlen Zahn taugt, seine atmosphärische Suggestion, die ganz auf ein realitätsnahes K...
Filmkritiken

"Magic, Magic" (USA 2013) Kritik – Roman Polanski hat einen Erben gefunden

Autor: Pascal Reis "Please don't shoot." Chile, das Land am „Ende der Welt, wo der Teufel seinen Poncho verlor“, so ein Sprichwort, ist gerade aufgrund seiner klimatischen Kontradiktion für Globe-Trotter interessant: Dort gibt es nämlich nicht nur die Anmut des pazifischen Ozeans zu bestaunen, sondern auch die schneebedeckten Gipfel der Anden, grüne Seenregionen und spröde Wüsten – Für Naturdokumentationen also ein echtes Schlaraffenland. Filmisch aber konnte uns der letzte Ausflug in das südamerikanische Land im Januar mit „Aftershock“ nicht gerade in Verzückung setzen. Eli Roth, der dort als Hauptdarsteller, Co-Autor und Produzent in Personalunion fungierte, präsentierte einen blutig-zynischen Genre-Film, dem so ziemlich alles missraten ist, was einem solchen Projekt nur missraten kann...
Filmkritiken, Serien

"Hannibal" 1. Staffel (USA 2013) Kritik – Geschichte wird mit Blut geschrieben

Autor: Pascal Reis „Who's hungry?“ Wenn literarische Entitäten auf die Leinwand projiziert werden, sind es, logischerweise, die Anhänger jenes Stoffes, deren Welt erst mal einmal ins Wanken gerät, die sich das laute Aufschreien nicht verkneifen und dem Projekt per se jedwede Daseinsberechtigung abzusprechen versuchen. Natürlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, einen Roman bis ins kleinste Detail ganz und gar vorlagengetreu filmisch umzusetzen, würde diese Behandlungsweise doch eigentlich jeglichen zeitlichen wie dramaturgischen Rahmen des Kinos an und für sich sprengen. Wie aber würde der Umgang mit einer Buchvorlage aussehen, wenn man sie in Serie gießt, um ihr so eine enorme künstlerische Spannweite zur Entfaltung entgegenzubringen? Das BBC-Format „Sherlock“ beweist mit ihrer launige...
Filmkritiken

"Wolf Creek 2" (AU 2013) Kritik – Touristen raus! Touristen raus! Touristen raus!

Autor: Pascal Reis „We're stuck in the middle of nowhere and this place gives me the creeps.“ Beinahe ganze zehn Jahre sollten erst verstreichen, bis es der von Genre-Geeks heißerwartete zweite Teil vom australischen Terror-Manifest „Wolf Creek“ auch in Deutschland in die Kinos schaffen würde. Aber wie soll eine solche Fortsetzung, gerade auch bei diesen relativ „einfachen“ Verhältnissen, die „Wolf Creek“ aber überdurchschnittlich zu pflegen wusste, schon ausfallen? Wie soll man diesen Stoff noch reizend weiterentwickeln, ohne sich in gängigen Kaskaden der Gewalt zu verstricken und jene nach Strich und Faden zu zelebrieren? „Wolf Creek 2“ zeigt, dass es auch heutzutage durchaus möglich ist, einen Horror-Film angemessen weiterzudenken, in dem man Schwerpunkte konsequent verlagert, um sich...
Filmkritiken

"100 Bloody Acres" (AU 2012) Kritik – Blut und Knochen für den heimischen Garten

Autor: Pascal Reis „He wants my potassium!“ 2005 war es Greg McLean, der uns mit „Wolf Creek“ entlang der sonnigen Westküste hinein in die Abgründe des australischen Hinterlandes führte. „100 Bloody Acres“ von Cameron und Colin Cairnes, der erneut Down Under mit zwei eigenwilligen Ausgeburten des Hinterlandes auf einen Nenner bringt, sieht die Sache mit dem Grauen dieser Areale nicht ganz so eng wie Greg McLean und folgt einer von Grund auf makaberen Prämisse. Lustigerweise, und das hat gewiss seine Gründe, schenken die Regie-Brüder John Jarratt, dem diabolischen Redneck aus „Wolf Creek“, einen konträren Auftritt als Gesetzeshüter, bevor wir ihn Mitte Mai in der Fortsetzung zum erfolgreichen Survival-Terror wieder in seiner fiesen Paraderolle erleben dürfen. Ein wohl interessanterer T...