Schlagwort: Kritik

Filmkritiken

"Shutter Island" (USA 2010) Kritik – Im Angesicht des Wahnsinns

"Was wäre schlimmer, zu leben wie ein Monster, oder als guter Mann zu sterben?" Die gemeinsamen Jahre zwischen Martin Scorsese und Robert De Niro sind lang vorbei. Doch der Meisterregisseur hat einen neuen Stammschauspieler gefunden: Leonardo DiCaprio. Die Qualität von De Niro hat er zwar noch nicht ganz erreicht, doch das ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Nach 'Gangs of New York', 'Aviator' und 'Departed' kam es 2010 zur vierten und bis lang letzten Zusammenarbeit des Traumgespanns in 'Shutter Island'. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dennis Lehane erweist sich als nervenzerrender und äußerst vielschichtiger Psycho-Thriller. Kameramann Robert Richardson leistet vorzügliche Arbeit. Die Bilder sind unheimlich düster und ein unwohles und angespanntes Gefühl tritt durchgeh...
Filmkritiken

"Running Scared" (USA 2006) Kritik – Eine brutale Nacht

"Es tut mir Leid, dass ich dich nicht richtig getroffen habe." Das Gangster-Kino hat inzwischen viele Gesichter. Früher trugen sie Trenchcoats und die Hüte saßen tief im Gesicht. Von der geheimnisvollen Ausstrahlung ganz zu schweigen. Heute sind es die lockeren Klamotten und das noch lockere Mundwerk. Zeitgenössisch ist das schon, aber ob es nun unbedingt besser ist, sei mal dahingestellt. Mit dem Thriller 'Running Scared' inszeniert Regisseur Wayne Kramer einen dieser neumodischen Gangster-Thriller, der zwar spannend und kurzweilig daherkommt, aber leider dann doch im Gesamteindruck zu oft enttäuscht. 'Running Scared' schafft es schnell, durch seine irren Kameraschwenkt und rasanten Schnitte die Aufmerksamkeit des Zuschauers voll auf sich zu ziehen. Hier gibt es dann wirklich alles, w...
Drama, Filmkritiken

Kritik: Good Will Hunting (USA 1997) – Ein Genie zwischen Mathematik und Liebe

You're not perfect, sport, and let me save you the suspense: this girl you've met, she's not perfect either. But the question is whether or not you're perfect for each other. Der Traum von Unendlichkeit: Manche brauchen dafür nicht einmal ihre Augen schließen und sind mittendrin, während andere ihm Zeit ihres Lebens hinterher eifern und infolgedessen unter ihm begraben werden. Good Will Hunting berichtet von beiden Segmenten, um seinen Fokus aber auf eine weitere Möglichkeit zu legen, die sich quasi zwischen alle Stühle setzt: Will Hunting (Matt Damon) nämlich könnte sich durch sein kognitives Vermögen problemlos für die Nachwelt unsterblich machen. Er könnte nicht nur das Titelplatt renommierter Zeitschriften zieren, ihm würden ganze Bücher gewidmet, Kapitel in Geschichtsbüchern wü...
Drama, Filmkritiken

Kritik: Tödliche Versprechen (USA 2007) – Cronenberg und die russische Mafia

Manchmal liegen Geburt und Tod nah beieinander. David Cronenberg ist mit Sicherheit kein Regisseur für die breite Zuschauermasse. Mit Filmen wie Videodrome, Die Fliege und Naked Lunch* sicherte sich Cronenberg eine nicht allzu große, aber treue Fanschar um sich. 2005 ging der kanadische Regisseur mit A History of Violence auf größeres Publikum zu und überzeugte dabei ebenfalls in allen Punkten. Doch 2007 schaffte er mit Tödliche Versprechen für mich sein ganz besonderes Highlight und inszeniert einen der besten Mafiafilme überhaupt. Die Londoner Hebamme Anna muss miterleben, wie eine namenlose osteuropäische Prostituierte bei der Geburt ihres Babys stirbt. Anna setzt alles daran, die Angehörigen des verlassenen Säuglings zu finden. Ihre einzigen Hinweise sind ein russisches Tagebuch un...
Kritik: Catch Me If You Can (USA 2002)
Filme, Filmkritiken, Heimkino, Retro

Kritik: Catch Me If You Can (USA 2002)

Frank, look. Nobody's chasing you. Man hatte die Hoffnungen ja schon irgendwie aufgegeben, dass Steven Spielberg mal wieder Interesse daran zeigt, das Herz der Zuschauer in den Sälen der Lichtspielhäuser in den höchsten Tönen schlagen zu lassen. Sein Eskapismus war nicht mehr locker-leicht konzipiert, er war von einer entsättigten Düsternis gezeichnet, die den Kleinen der Familie konsequent den Riegel vorschob: Auf „Schindlers Liste“ folge das Sklaven-Drama „Amistad“, nach „Der Soldat James Ryan“ kam die hervorragende Dystopie „Minority Report“. Zwischendurch durfte zwar „A.I. - Künstliche Intelligenz“ noch einmal etwas Magie versprühen, doch von dem federleichten Gestus eines „E.T. - Der Außerirdische“, „Jurassic Park“ oder der „Indiana Jones“-Trilogie waren seine Werke bis zum Jah...
Filmkritiken

"The Woman" (2011) Kritik – Feministische Urgewalt

Wird man heutzutage nur noch von Hollywoodremakes alter, für die Jugend vielleicht zu alter, Horrorklassiker "bestraft" und durchgehend von nie enden wollender Franchise-Vergewaltigungen genervt, bekommt man mit THE WOMAN einen originären und ungemein interessanten, sowie brettharten Schocker geboten. Im Kern dreht sich die Geschichte um die Familie Cleek, dessen Vater eine wilde unzivilisierte Frau im Wald beim Jagen fängt und in seinem Keller gefangen hält, um sie der Gesellschaft anzupassen. Die (scheinbar) heile Familie wird in das "Projekt" einbezogen und soll helfen die Frau zu "entwildern". Doch die Menschenfleisch fressende Frau scheint nicht das einzige Problem der Cleeks zu sein… Die Handlung erscheint grotesk. Und das ist sie durchaus: Ständig muss sich der Zuschauer mit Frag...
Kritik: Charlie und die Schokoladenfabrik (USA 2005)
Filme, Filmkritiken, Komödie, Regisseure, Science Fiction / Fantasy, Tim Burton

Kritik: Charlie und die Schokoladenfabrik (USA 2005)

Süßigkeiten müssen keinen Nutzen haben, deswegen sind sie ja Süßigkeiten! Wenn Johnny Depp und Tim Burton einen Film zusammen machen, ist das eigentlich schon eine Garantie für einen guten Film. So auch 2005 in ihrer vierten Zusammenarbeit in der Romanverfilmung 'Charlie und die Schokoladenfabrik'. Burton widmet sich dem ganz kleinen Publikum, verzaubert aber mit seinem Film die ganze Familie. Dass Burtons Filme immer ein absolutes optisches Highlight sind, dürfte jedem bekannt sein. So auch hier. 'Charlie und die Schokoladenfabrik' ist ein knallbuntes Bonbon der Extraklasse. Satte und glanzvolle Bilder prägen den Film und der Besuch der Schokoladenfabrik wird zum absoluten Hochgenuss, nicht nur für die Augen sondern auch für die eigene Fantasie. Die musikalische Untermalung findet...
Filmkritiken

"Shame" (GB 2011) Kritik – Im Schatten der Sucht

Autor: Pascal Reis „We're not bad people. We just come from a bad place.“ Immer wieder hat er, Brandon (Michael Fassbender), es seiner Schwester, Sissy (Carey Mulligan) versprochen, zu einem ihrer Auftritte zu kommen – Und immer wieder hat er sie enttäuschen müssen. Nicht jedoch diesen Abend, hat sich seine Schwester doch nach einigen unbeantworteten Nachrichten auf dem Anrufbeantworter in einem Appartement einquartiert. Zusammen mit seinem Kumpel und Chef David (James Badge Dales), der es mit der Treue nicht ganz so eng sieht, frequentiert er die Bar, in der seine Sissy eine faszinierende Neuinterpretation des Frank Sinatra Klassiker „New York, New York“ zum Besten gibt. Fragiler hat man die Zeilen dieses Liedes noch über keine Lippen kommen hören, und wie uns „Shame“ später v...
Filmkritiken

"American History X" (USA 1998) Kritik – Edward Norton und die verlorene Generation

Autor: Pascal Reis "I'm ashamed that you came out of my body." Trompeten werden durch laue Stöße angekurbelt, die repetitiven Trommelschläge wirken wie Gewehrschüsse, bis die sakrale Chormusik ertönt und die in traurigem Schwarz-Weiß gehaltene Aufnahme der Strandpromenade von Venice Beach in ihrer bleiernen Schwere abrundet. Später hören wir das lustvolle Stöhnen einer junge Frau, sehen sie beim Geschlechtsverkehr, bis kurz darauf wirklich Schüsse aufschreien und die Leichen dreier Afroamerikaner die Auffahrt der Familie Vinyard zieren: Ein Verbrechen aus ideologischer Überzeugung, keine Notwehr, kein Akt der Verzweiflung. Die ersten Minuten von „American History X“ fordern den Zuschauer bereits einiges ab und führen ihm seine Stärken konkret vor Augen. Die Bildsprache nämlich ist derart...
Filmkritiken

"The Town" (USA 2010) Kritik – Gefangen in der Stadt ohne Gnade

"9 Jahre hab ich gesessen. Du brauchst mir dafür nicht zu danken, aber du wirst nicht weggehen." Nach 'Heat' konnte man als Zuschauer aus dem "Cop-gegen-Gangster"-Genre nicht mehr viel Besseres erwarten. Bis ins kleine Detail inszenierte Michael Mann 1996 seinen Kampf der Giganten perfekt. Dementsprechend schwierig gestaltete es sich in diesem Genre endlich wieder etwas Innovatives zu bieten. 2010 versuchte sich Ben Affleck in besagtem Genre und er schaffte es tatsächlich mit seinem Thriller Drama 'The Town' zu überzeugen und zu begeistern. Vom 'Heat'-Status ist 'The Town' aber natürlich dennoch noch einige Schritte entfernt. Afflecks Heimatstadt Boston, in dem 'The Town' spielt, gibt hier den Dreh und Angelpunkt der Geschichte. Robert Elswit fängt raue und gleichermaßen stilsichere Bi...