"Teenage Mutant Ninja Turtles" (USA 2014) Kritik – Go Ninja, Go Ninja Go…

Autor: Stefan Geisler

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“Whoa, whoa, whoa! Chill! It’s just a mask, see? Don’t freak out.”

Als bekannt wurde, dass ausgerechnet Krawall-Regisseur Michael Bay eine Neuauflage der Turtles in die Kinos bringen wollte, war die Skepsis groß. Zwar war es dem Regisseur gelungen, mit „Transformers“ eine andere Kult-Serie der Achtziger charmant für die Leinwand zu adaptieren, gab sich danach aber alle Mühe, mit den folgenden Sequels die Reihe gegen die Wand zu fahren. Ein erster, entrüsteter Aufschrei ging durch die Internet-Foren, als durchsickerte, dass Bay gar barbarische Änderungen an der Origins-Story der grünen Kampf-Kröten vornehmen wollte: Aus den „Teenage Mutant Ninja Turtles“ sollten nun die „Teenage Space Ninja Turtles“ werden. Die Pläne wurden aber schnell wieder verworfen, nachdem ein wahrer Shitstorm über die Produzenten hereinbrach. Dabei hätte man im Nachhinein betrachtet doch einigermaßen gut mit den extraterrestrischen Schildkröten leben können. Lieber hätte die Internet-Gemeinde ihre Stimme gegen die Wahl des Regisseurs (Jonathan Liebesman „,Zorn der Titanen“) oder Megan Fox als April O’Neil erheben sollen, dann hätte aus „Teenage Mutant Ninja Turtles“ ein zumindest annehmbarer Film werden können.

Die frisch gebackene Reporterin April O’Neil (Megan Fox) möchte in der New Yorker Medienlandschaft den Durchbruch schaffen, doch statt brisanten Interviews und waghalsigen Reportagen darf sie bisher nur über die neusten Fitness-Trends und andere Nichtigkeiten berichten. Doch O’Neil wittert eine Chance: Eine dubiose Organisation, die sich selbst der „Foot-Clan“ nennt, terrorisiert des Nachts die Bewohner von New York. Gemeinsam mit ihrem Kameramann Vernon Fenwick (Will Arnett) versucht die taffe Reporterin der ominösen Bande auf die Schliche zu kommen und stößt dabei versehentlich auf ein noch viel größeres Geheimnis: Übergroße sprechende Kampf-Schildkröten, besser bekannt als die Teenage Mutant Ninja Turtles…

„Teenage Mutant Ninja Turtles“ fühlt sich an wie ein schlechter Abklatsch der erfolgreichen Superhelden-Blockbuster-Filme der letzten Jahre und verrät leider genau damit den eigentlichen Geist der Turtles. Als Parodie auf die Retorten-Superhelden erblickten die Turtles 1984 als Underground-Comic das Licht der Welt. Schnell entwickelte sich die Serie zum Hit und obwohl das Format alsbald kinderfreundlich als Zeichentrickserie umgesetzt wurde, konnte der ursprüngliche Gedanke der „TMNT“ erhalten bleiben. Egal ob Käsereiben-Erzfeinde, sprechende Gehirne, Ratten-Kampfkunstmeister oder Punk-Warzenschweine, bei den Nunchaku-schwingenden Reptilien schien nichts unmöglich. Gerade diese Loslösung von Genre-Konventionen sucht man in Jonathan Liebesmans Reboot vergebens und bekommt stattdessen eine langweilige Materialschlacht à la „Transformers“ geboten.

Erstaunlicherweise sind nicht Turtles das Hauptproblem des krawalligen Action-Films. Klar, irgendwie steht den Ninja-Schildkröten der neue Hipster-Look überhaupt nicht und stellenweise gestalten sich die hektisch-unkoordinierten Dialoge als ziemlich nervig, aber das verzeiht man den grünen Kampf-Mutanten dann irgendwie doch. Denn trotz ihres gruseligen Aussehens stellen sich die neuen Turtles nach einer kurzen Aufwärmphase als ganz sympathische, wenn auch klischeebehaftete Zeitgenossen heraus und wenn man einmal ehrlich ist, dann konnten einem auch die Oldschool-Turtles zeitweilig schon einmal gehörig auf den Senkel gehen. Unverzeihlich hingegen ist die Figurenzeichnung der von Megan Fox („Transformers“) verkörperten April O’Neil. Die charmante, rasende Reporterin im zitronengelben Outfit verkommt in „Teenage Mutant Ninja Turtles“ zu einer einfältigen Nervensäge mit extremen Geltungsbedürfnis, die überdies auch noch lediglich auf ihr Äußeres reduziert wird. Irgendwie wirkt es schon sehr befremdlich, wenn die Turtles plump um die Gunst der Reporterin wetteifern oder Will Arnett („Arrested Development“) in gefühlt jedem zweiten Satz eine Anzüglichkeit vom Stapel lassen muss. Umso erstaunlicher, dass gerade eine solche Figur, die sich lediglich durch Äußerlichkeiten zu profilieren weiß, auch noch zur emotionalen Leitfigur des Films auserkoren wird.

Die fragwürdige Wahl der Hauptfigur bleibt nicht das einzige Problem von „Teenage Mutant Ninja Turtles“. Neben schlechter 3D-Konvertierung, wodurch gerade in hektischen Szenen die Bilder zu einem schwammigen Brei verschwimmen, schlägt einem auch die fehlende Fokussierung auf eine Zielgruppe irgendwann sauer auf. Durch härtere Action-Szenen und einen düsteren Gesamtlook versucht „Teenage Mutant Ninja Turtles“ zwar den Ton der aktueller Comic-Verfilmungen zu treffen, wirkt aber durch durch eingestreute Pups-Witze und die infantilen Albereien der Turtles doch eher, als wäre das Original-Konzept auf ein deutlich jüngeres Publikum zugeschnitten gewesen.

Fazit: Viel Krawall und nichts dahinter: „Teenage Mutant Ninja Turtles“ ist seelenloser Action-Einheitsbrei der Marke „Michael Bay“. Nach Liebesmans „Tennage Mutant Ninja Turtles“ sehnt man sich fast wieder in die Zeiten zurück, in denen die grünen Panzerkröten gemeinsam mit Vanilla Ice „Go Ninja“ auf den Kinoleinwänden zum Besten gaben. Das war vielleicht nicht gut, aber immerhin noch ausreichend bekloppt, um letztendlich irgendwie unterhaltsam zu sein. Eine Qualität, die der Turtles-Neuauflage leider vollends fehlt.

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