Schlagwort: Pascal Reis

Filmkritiken

"28 Days Later" (GB/US 2002) Kritik – Die Menschheit ist dem Ende nah

"Niemand kommt jemals zurück." In der Filmwelt gibt es nicht gerade viele Regisseure, denen man es auch wirklich zutrauen kann, dass sie in jedem Genre einen Hit landen könnten. Viele Filmemacher spezialisieren sich auf einen Bereich und ziehen ihr eigenes Ding immer wieder durch, doch einer von diesen abwechslungsreichen Regisseuren ist der Brite Danny Boyle, der eine erstaunliche Vielseitigkeit an den Tag legt und mit jedem neuen Film ein anderes Genre austestet. Von der schwarzen Komödie 'Kleine Morde unter Freunden', über den Drogenfilm 'Trainspotting', zum visionären Sci-Fi-Prunkstück 'Sunshine' und dem intensiven Abenteurer-Drama '127 Hours'. Danny Boye kann so einiges, auch wenn er sich ab und an etwas zu viel zu mutet, wie in seinem fragwürdigen und enttäuschenden Oscar-Erfolg '...
Filmkritiken

"Nach der Hochzeit" (DK 2006) Kritik – Mads Mikkelsen wird von seiner Vergangenheit eingeholt

"Schau mich an, Jacob! Verstehst du das denn nicht? Siehst du nicht, dass das alles einen Sinn hat!" Die dänische Kombination aus Regisseurin Susanne Bier und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen, kann eigentlich nur einen guten Film versprechen. Bier, die in ihrer Karriere bereits das hervorragende Drama 'Brothers' inszenierte, so wie den feinen 'Open Hearts', bewies in diesen Filmen, das sie viel Fingerspitzengefühl und Sensibilität in ihrer Führung legen konnte, um so den Zuschauer in ihre Geschichte zu locken und auch genauso zu fesseln. Anders Thomas Jensen ist da noch ein anderes Kaliber, denn er zählt schon zu den ganz großen in Dänemark. Die Drehbücher zu 'In China essen sie Hunde', 'Dänische Delikatessen', 'Das Genie und der Wahnsin'n und ganz besonders 'Adams Äpfel', bei dem er ...
Filmkritiken

"Punch-Drunk Love" (USA 2002) Kritik – Adam Sandler spielt groß auf

"Was rennst du so schnell, du Idiot? Wir wissen wo du wohnst!" Paul Thomas Anderson hat sich mit nur zwei Filmen zu einem Koloss unter den Regisseuren gemacht. Mit 'Boogie Nights' von 1997 und 'Magnolia' von 1999 machte er sich schon jetzt unsterblich und zählt ohne weiteres zu den besten Filmemachern unserer Zeit. Ein Kritikerliebling, ein Publikumsmagnet und ein einmaliger Könner, der es immer wieder eindrucksvoll versteht, die visuelle Klasse mit seiner erzählerischen Brillanz zu verknüpfen und ein pures Meisterwerk daraus zu entwerfen. Aber Anderson kann nicht nur diese zwei grandiosen Filme vorweisen. Mit 'There Will Be Blood' erreichte er 2007 wieder die Dimensionen eines brachialen und kraftraubenden Glanzstückes, welches nicht von wenigen als Andersons bestes Werk betitelt wird...
Filmkritiken

"Inside a Skinhead" (USA 2001) Kritik – Ryan Gosling als jüdischer Nazi

"Hätte es Hitler nicht gegeben, die Juden hätten ihn erfunden." Wenn man das Jahr 2011 Revue passieren lässt, dann bleibt einem ein ganz bestimmter Mann im Gedächtnis, der sich zum Superstar des Filmgeschäfts etablierte: Ryan Gosling. Mit Filmen wie 'Drive', 'Blue Valentine', 'Ides of March' und 'Crazy, Stupid, Love' bewies er seine Vielschichtigkeit und wurde immer zum Highlight. Vor allem in 'Drive' leistete er großartiges und festigte seinen Ruf als einer der besten Jungschauspieler unserer Zeit. Schaut man sich Goslings Karriere jedoch mal genauer an, wird man feststellen, dass er schon immer auf hohem Niveau war. 'Lars und die Frauen', 'Half Nelson' und 'Stay' sind da Beispiele und Beweise genug. Gosling war sofort präsent und nutze seine Chance eindrucksvoll. Doch gehen wir zurück...
Filmkritiken

"Blutzbrüdaz" (DE 2011) Kritik – Sido zwischen Freundschaft und Karriere

"Sowas lass ich nicht mit mir machen, ich bin doch kein Opfer!" Musiker versuchen sich immer wieder im Filmgeschäft und lassen sich mit Vorliebe dazu hinreißen, ihre eigene Geschichte irgendwie verfilmen zu lassen. Die Ergebnisse davon sind zumeist ziemlich durchwachsen, was auch vor allem an dem talentlosen Schauspiel diverser Sänger liegt. Ganz besonders gefragt sind inzwischen die Biografien von HipHoppern und Rappern. Eminem gab dazu 2002 unter der Regie von Curtis Hanson in '8 Mile' den sehr guten Startschuss. Kollege 50 Cent zog nach, scheiterte mit seinem 'Get Rich Or Die Tryin' aber auf ganzer Linie. Und auch in Deutschland ist es angekommen, dass man die Rapper auf die Leinwand schicken kann, um richtig Kohle zu machen. 2010 schaffte es dann Rüpel-Rapper Bushido in Bernd Eichin...
Filmkritiken

"Habemus Papam" (FR/IT 2011) Kritik – Michel Piccoli wird zum neuen Papst

"Ich habe ein Zuwendungsdefizit, aber ich weiß nicht was das sein soll." Stirbt ein Papst, hält die Welt die Luft an. Nicht nur auf Grund der schweren Trauer um das verstorbene Oberhaupt, sondern auch aus Vorfreude und Ewartung an der bevorstehenden Neuwahl. Inzwischen werden auf dieser Wahl sogar schon Unmengen von Geld gewettet und in die Richtung des Glücksspiel gedrückt. Aber auch der Papst selbst hat heute einen völlig anderen Stand als vor hunderten von Jahren, was natürlich verständlich ist. Das soll allerdings nicht heißen, dass die katholische Kirche mit der Zeit geht und alles etwas lockerer sieht, Respekt und Anerkennung des Heiligen Vaters sind das oberste Gebot, aber der Papst wird bei seinen öffentlichen Auftritten vom sämtlichen Nationen gefeiert wie ein Superstar, der ei...
Kritik: Adams Äpfel (DK 2005)
Filmkritiken, Komödie

Kritik: Adams Äpfel (DK 2005)

Evil has many faces and it can be difficult to tell them apart and choose sides. Especially these days where so many things are said in this and that town. Everything has so many nuances. Also we humans. If the game of chess had undergone the same development as humans the queen would be in front, the rooks would be crooked, and the pawn would be the main piece. We no longer know who we are and this rootlessness... Das skandinavische Kino ist angesagter denn je. Kein Wunder, denn was uns Länder wie Schweden und Dänemark regelmäßig vor den Latz knallen, ist schon auf einem ganz hohen Niveau. 'So finster die Nacht', 'Evil', 'Dogville' oder 'Walhalla Rising'. In diesen Ländern steckt extrem viel Qualität, auf die wir uns auch in den kommenden Jahren noch freuen können. Zu den großen Regiss...
Filmkritiken

"Memento" (USA 2000) Kritik – Tätersuche mit Gedächtnisverlust

Autor: Pascal Reis "We all lie to ourselves to be happy." Wie weit ein Mann bereit wäre zu gehen, um den Tod seiner Frau zu rächen, hat uns die Filmwelt schon in unzähligen Male vor Augen geführt. Dass sich ein solcher Film aber nicht nur in einer gar reaktionären Denke erschöpfen muss, sondern vor allem durch seine Menschlichkeit überzeugt, vergisst man angesichts dessen nur zu gerne: Rache ist letzten Endes nicht weniger nachvollziehbar, als die auslaugende Trauer um das Ableben eines nahen Verwandten. Die Frage ist nur, wie sich diese brennende Vergeltungssucht filmisch kanalisieren lässt, ob sie als Fundament stiernackiger Genre-Action dienen soll oder den moralischen Engpass aufzeigt, der den vermeidlichen Rächer nach und nach in die Selbstzerstörung geleiten wird. Beide intentional...
Filmkritiken

"Young Adult" (USA 2011) Kritik – Charlize Theron muss endlich erwachsen werden

"Männer wie ich wurden geboren um Frauen wie dich zu lieben." Jason Reitman mauserte sich zu einem Filmemacher, der es verstand, seine Charaktere zu entfalten und auf sympathische und lebensnahe Art und Weise dem Zuschauer näher zu bringen. Ohne jegliche Effekthascherei, überschlagenen Übertreibungen oder sonstigen ungünstigen Beilagen legte er den gesamten Wert auf seine Figuren und blühte auf zu einem der begehrtesten Indie-Regisseure der heutigen Zeit. Alles begann 2000 mit der zynischen Komödie 'Thank You for Smoking', ging über zur gefeierter und ausgezeichneten Komödie 'Juno' und der tollen Tragikomödie 'Up in the Air' mit George Clooney aus dem Jahr 2009. Der Mann hat was auf dem Kasten, auch als Drehbuchautor. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen und die Vorfreude, als Rei...
Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Hundstage" (USA 1975) Kritik – Al Pacino begeht ein Verbrechen aus Liebe

"Verhaltet euch ruhig und gelassen und wir werden aus der Sache rauskommen." Al Pacino hat in seiner Karriere nicht nur eine denkwürdige Performance abgeliefert, sondern gleich ein Dutzend. Vor allem in den 70er Jahren wurde er für so gut wie jede Rolle für einen internationalen Preis nominiert, oder konnte ihn im besten Fall sogar auch gewinnen. Das er heute nur noch ein grauer Schatten seiner strahlenden Jahre ist, hat inzwischen jeder Begriffen, und das er sich in grausigen Adam Sandler Filmen herumschlägt, schmerzt noch viel mehr, gerade im Anbetracht auf die ruhmreiche Zeit, in denen er sich mit Robert De Niro den Schauspielthron teilte. In dieser Glanzzeit arbeitete er zweimal mit dem Meisterregisseur Sidney Lumet zusammen, der aus ihm natürlich das Maximum herauskitzelte. 1973 fi...