Drama

Kritik: Take This Waltz (CA 2011)
Drama, Filmkritiken, Komödie

Kritik: Take This Waltz (CA 2011)

I just bought a new melon baller and I'd like to gouge out your eyes with it. Es ist schon ein Trauerspiel: Während seichte Teenie-Romanzen beinahe Schlag auf Schlag das moderne Kino überschwemmen, dürfen wirklich reife Auseinandersetzungen über die Liebe und ihre Auswirkungen nur sporadisch über die Leinwände flimmern. Und werden dann auch noch vom Publikum weitestgehend übergangen, weil entweder die heuchlerischen Posterboy-Illusionen nicht gefüttert werden oder die Geschichte einfach zu real wirkt und dem Zuschauer zu nahe treten könnte, weil er sich wiedererkennen und gegebenenfalls so manches schmerzhaftes Eingeständnis bewerkstelligen müsste. Qualitätsware der Marke Liebe von Michael Haneke oder auch Derek Cianfrance Indie-Meisterwerk Blue Valentine lassen den geneigten Cineas...
Kritik: Das siebente Siegel (SE 1957) – Ein anachronisches Schachspiel um Leben und Tod
Drama, Filmklassiker, Filmkritiken

Kritik: Das siebente Siegel (SE 1957) – Ein anachronisches Schachspiel um Leben und Tod

Wisch die Tränen weg und gefall' Dir in Deiner Gleichgültigkeit. Philosophiestunde à la Ingmar Bergman, verknüpft mit den essenziellen Motiven des generalisierten Menschentums. Dabei kann der Schwede in „Das siebente Siegel“ von seiner leibeigenen Effizienz Gebrauch machen, die anderen Regisseuren in Anbetracht der demonstrativen Metaphorik und der allegorischen Laxheit die nicht den analytischen Kern beinhalten, den man von Bergmans psychologischen Sondierungen der menschlichen Verhaltensmuster durch andere Werke kennenlernte, gefehlt und so in die Knie gezwungen hätte. Ja, „Das siebente Siegel“ erhebt sich nicht durch seine spitzfindige Komplexität, die jedes optionale Charakter-Drama aus dem europäischen Raum in den Schatten stellen würde. Und doch schafft es der Meisterregisseur...
Kritik: Silver Linings (USA 2012) – Bradley Cooper im Wechselbad der Gefühle
Amazon Prime, Drama, Filmkritiken, Komödie

Kritik: Silver Linings (USA 2012) – Bradley Cooper im Wechselbad der Gefühle

It can still be a date, even if you order Raisin Bran. Wenn sich in Three Kings drei amerikanische Soldaten inmitten des Iraks auf eine Schatzsuche begeben oder Jason Schwartzman sich in I Heart Huckabees einer existenzialistischen Durchleuchtung unterzieht, wird klar: Regisseur David O. Russell ist kein Thema zu absurd, um daraus einen Film zu machen. In diesem Punkt ähnelt der Regiesonderling vor allem seinem Kollegen Wes Anderson (Der fantastische Mr. Fox), doch anders als Wes Anderson lässt sich David O. Russell lange nicht so eindeutig festlegen. Schließlich sticht gerade sein größter Erfolg, das 2010 angelaufene Boxerdrama The Fighter, durch seinen ernsteren Grundton deutlich aus David O. Russells bisheriger Filmografie heraus und doch schlug gerade dieser Film bei Publikum un...
Kritik: Anna Karenina (GB 2012) – Eine Romanadaption der etwas anderen Art
Drama, Filmkritiken

Kritik: Anna Karenina (GB 2012) – Eine Romanadaption der etwas anderen Art

Romantic love will be the last delusion of the old order. Kaum ein Regisseur zeigt sich aktuell künstlerisch so vielseitig wie Joe Wright. Bereits mit seinem vielerorts missverstanden Arthouse-Actioner Wer ist Hanna? kam er bei der Masse nicht gut an. Dass ihm das aber keinen Abbruch tut, macht ihn weiterhin zu einem der interessantesten Regisseure unserer Zeit. Wer erwartet hatte, dass Wright mit Anna Karenina, einer für Herzschmerz prädestinierten Geschichte, an seine emotional packenden Literaturadaptionen Abbitte* und Stolz und Vorurteil anschließen würde, der könnte nicht falscher liegen. Joe Wright erfindet sich erneut neu und Anna Karenina ist seine eiskalte Abrechnung mit gesellschaftlichen Zuständen, der es - trotz Fokus auf das große Thema Liebe - kaum daran gelegen ist de...
Kritik: Der Aufsteiger (FR 2011) – In den Fängen der Politik
Amazon Prime, Drama, Filme, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Der Aufsteiger (FR 2011) – In den Fängen der Politik

Das Volk hat das Recht misstrauisch zu sein, solange es nicht selbst politische Macht besitzt. Wenn ein Regisseur fast sieben Jahre an einem Film arbeitet, dann ist das entweder ein schlechtes Zeichen oder eben das genaue Gegenteil. Im Falle von Der Aufsteiger dürfen wir uns darüber freuen, dass es sich um Letzteres handelt, denn Pierre Schoeller hat mit seiner dritten Regiearbeit den vielleicht besten Politfilm seit Jahrzehnten abgeliefert, der uns einen kompromisslosen Einblick in den Arbeitsalltag eines Ministers liefert - surreal, schockierend, lehrreich, aber zum Glück niemals belehrend. Ein Busunfall zwingt den französischen Verkehrsminister Bertrand Saint-Jean (Olivier Gourmet) mitten in der Nacht aufzustehen und zum Unfallort zu fahren. Er soll sich dort vor den Medien und somi...
Kritik: Der Geschmack von Rost und Knochen (FR 2012) – Jacques Audiard schlägt ein neues Kapitel auf
Drama, Filme, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Der Geschmack von Rost und Knochen (FR 2012) – Jacques Audiard schlägt ein neues Kapitel auf

Do you even realize what you say? Der Aufstieg des Franzosen Jacques Audiard ist eine bewundernswerte Geschichte. Bereits seit 1974 ist er im Filmgeschäft tätig. Als sein erster großer Erfolg gilt das Drehbuch zum französischen Kultactioner "Der Profi" mit Jean-Paul Belmondo. Danach wurde es leider ruhig um Audiard. Hier schrieb er ein Drehbuch zu einer Serie, dort zu einem unbedeutenden Film, aber in der Kinolandschaft richtig Fuß zu fassen gelang ihm nicht. 10 Jahre nach "Der Profi" bekam er schließlich doch seinen ersten Film "Wenn Männer fallen" finanziert, in dem bereits sein gutes Gespür für Charakterzeichnung erkennbar wurde. Nach ein paar weiteren sehr guten Arbeiten, darunter "Das Leben - Eine Lüge" und "Der wilde Schlag meines Herzens" stellte er 15 Jahre später schließlic...
Kritik: The Help (USA 2011)
Drama, Filmkritiken

Kritik: The Help (USA 2011)

Mut heißt nicht immer, dass man tapfer ist. Mut ist das Wagnis etwas Neues zu tun, obwohl unser Fleisch schwach ist. Jackson, 1962: Aibileen Clark, Minny Jackson und Constantine sind dunkelhäutige Dienstmädchen, die ihre Arbeiten im Haus von weißen, angesehen Frauen verrichten. Ihre Arbeit besteht aus kochen, dem aufräumen und putzen, sowieso dem Hüten und die Erziehung der Kinder. Die eigentlichen Mütter haben längst den Draht zu ihren Sprösslingen verloren und die wahren Bezugspersonen sind die Dienstmädchen. Wahrhaben will das natürlich keiner. Eugenia ist eines der Kinder, die von Constantine aufgezogen wurde und sich zur Journalistin gemausert hat, nicht zuletzt dank der liebevollen Erziehung Constatines. Doch Eugenia findet ihre Heimat als einen Ort der Diskriminierung wieder,...
Kritik: Liebe (FR 2012) – Wenn das Altern zum Horror wird
Drama, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Liebe (FR 2012) – Wenn das Altern zum Horror wird

Autor: Philippe Paturel Sicherlich gibt es einige klare Definitionen des Begriffs „Liebe“. Wenn man jedoch mehrere Personen fragen würde, was speziell für sie „Liebe“ bedeutet, so würde man mit Sicherheit verschiedenste Antworten zu hören bekommen. Für den einen ist die Liebe das sich ergebende Gefühl aus der Identifikation mit einem anderen Menschen, gegenseitige Anerkennung und wechselseitiges Verständnis. Für andere bedeutet es, sich bei der besseren Hälfte geborgen zu fühlen, egal wann und wo. Haneke hat nun eine Einsicht auf die „Liebe“ geöffnet, über die sich bisher wohl die wenigsten von uns Gedanken gemacht haben. 70 Jahre hat der österreichische Regisseur bereits auf dem Buckel. Und das vermittelt er überdeutlich. Persönlicher hätte seine neueste Arbeit kaum ausfallen könne...
Kritik: Romeo + Julia (USA 1996) – William Shakespeare in modernem Gewand
Drama, Filmkritiken

Kritik: Romeo + Julia (USA 1996) – William Shakespeare in modernem Gewand

Um Hass geht es hier, doch mehr um Liebe noch. Zänkische Liebe, Liebe voller Hass, du alles aus dem nichts zuerst erschaffen. Oh schwere Leichtigkeit. Oh ärmste Tändelei. Entstelltes Chaos, scheinbar wohlgeformt. Wenn man sich mit den prägendsten und bekanntesten Personen der Weltliteratur beschäftigten will, dann stößt man auf die üblich Verdächtigen, was in diesem Fall jedoch in keiner Weise negativ gemeint ist, denn hier besteht die Ausnahme, das Popularität wirklich gleichbedeutend mit Qualität ist. Wir sprechen also von Menschen wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Lord Byron, Edgar Allan Poe, Charles Baudelaire und John Keats. Männer, deren Ruf als Dramatiker, Philosophen, Lyriker, Dichter, Denker oder ganz einfach Autoren auf der ganzen Welt zu Recht bekannt ist. J...
Kritik: Aviator (US/JP 2004)
Drama, Filmkritiken

Kritik: Aviator (US/JP 2004)

The way of the future. Zwei Jahre nachdem Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio ihr für 10 Oscars nominiertes Historien-Epos Gangs of New York 2002 in die Kinos brachten, kehrte das Dreamteam 2004 zurück in die Kinos. Ihre erste Zusammenarbeit war nicht das erhoffte Meisterwerk, welches auch dazu diente, Leonardo DiCaprio wieder zu einem ernstzunehmenden Darsteller zu machen, erwies sich aber dennoch als äußerst sehenswerter und kraftvoller Film. Nun standen DiCaprio und Scorsese mit "Aviator" vor den Türen, eine Biografie über die amerikanische Legende Howard Hughes (1905-1976). Die Sorge, dass eine Biografie von einem Regisseur nich passend auf die Leinwand gebracht wird, ist immer groß, doch Scorsese bewies in der Vergangenheit Gegenteiliges. An erster Stelle steht natürlich sein...