Monat: November 2011

Filmkritiken

Klassiker-Tipp der Woche "Beim Sterben ist jeder der Erste" (USA 1972) – In fremden Gewässern

"Das ist einer der letzten wilden, unberührten, unverdreckten, unzerstörten, unverseuchten Flüsse des Südens. Versteht ihr, was das bedeutet?!" John Boorman ist auch einer dieser Regisseure, die immer im Dunkeln geblieben sind. Wahrscheinlich ist das in diesem Fall auch gerechtfertigt. Nach seinem ordentlichen Debütfilm 'Point Blank' mit Lee Marvin in der Hauptrolle, gab es fünf Jahre später, 1972, das ganz große Meisterstück in Boormans Schaffen: 'Beim Sterben ist jeder der Erste'. Danach erreichte er nie wieder diese einmalige Qualität. Boorman inszeniert hier einen erschreckenden, gesellschaftskritischen und hochspannenden Backwood-Psycho-Thriller, dem bis heute kein anderer Genre-Streifen das Wasser reichen konnte. Kameramann Vilmos Zsigmond liefert grandiose Naturaufnahmen rund u...
Filmkritiken

"Number 23" (USA 2007) Kritik – Die Qual der Zahl

"Natürlich ist die Zeit nur ein System von Zahlen. Ziffern denen eine Bedeutung zugewiesen wird. Oder?" Joel Schumachers 'Number 23' ist ein streckenweise spannender Mystery-Thriller, der uns wieder einen Jim Carrey in einer ernsten Rolle zeigt. Der Film kann aber nicht an Schuhmachers große 'Falling Down'-Zeiten anknüpfen, was vor allem am Filmende liegt. Die Comichaften Bilder, wenn Sparrow sich in Fingerling versetzt, sind stark überzeichnet und mach einiges an Optik her. Auch der Film-Score von Harry Gregson-Williams ist gut gewählt uns passt sich den wechselnden Sequenzen ohne Probleme an. Jim Carrey, der zum einen den Familienvater Walter Sparrow darstellt und auf der anderen Seite die Romanfigur Fingerling, bringt weitestgehend eine gute Leistung. Aber die Szenen, in denen Carr...
Filmkritiken

Kinostarts der Woche (ab 10. November)

Eine dunkle Begierde Inhalt: Carl Gustav Jung (Michael Fassbender) hat so gut wie all seine Ziele erreicht - er ist Leiter der psychiatrischen Klinik Burghölzli, glücklich verheiratet und erwartet sein erstes Kind. Alles soll sich jedoch ändern, als die junge Russin Sabina Spielren (Keira Knightley) wegen Hysterie in die Züricher Klinik eingeliefert wird. Bei den zahlreichen therapeutischen Sitzungen kommen sich Jung und sein schöne Patientin immer näher. Als die Affäre droht an die Öffentlichkeit zu gelangen, wendet sich Jung von Sabina ab, um seinen guten Ruf als Wissenschaftler nicht zu verlieren. Sabina verspürt währrenddessen den Drang, selbst Psychoanalytikerin zu werden. Also bewirbt sie sich bei Jungs langjährigem Kollegen und Mentor Sigmund Freud (Viggo Mortensen). Dieser nimmt si...
Filmkritiken

"One Hour Photo" (USA 2002) Kritik – Robin Williams zwischen Sucht und Einsamkeit

"Die wenigsten Leute machen Schnappschüsse von den kleinen Dingen, einem benutzten Heftpflaster, vom Tankwart an der Ecke, der Wespe auf dem Marmeladenbrot. Aber gerade diese Dinge sind es, die das wahre Bild unseres Lebens wiedergeben." Es gibt immer wieder diese Schauspieler, von denen man gewisse Rollen nicht unbedingt erwartet hätte. Einer dieser Schauspieler ist Robin Williams. Den meisten wohl eher im Komödien-Genre ein Begriff. Doch immer wieder zeigte er sein Können im ernsten Bereich, zum Beispiel in 'König der Fischer' oder auch 'Good Will Hunting'. Wobei er in beiden Filmen auch den einen oder anderen Lacher gewinnen kann. Anders als in 'One Hour Photo' von 2002. Im Psycho-Thriller von Mark Romanek fährt Williams ganz groß auf, doch das allein macht leider keinen großen Film ...
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"Die Verdammten des Krieges" (USA 1989) Kritik – Zwischen Moral und Pflicht

Autor: Pascal Reis „Diese Männer haben Scheiße gebaut. Aber wenn Sie jetzt formell gegen sie Anzeige erstatten, ist dem Mädchen damit in irgendeiner Weise geholfen?“ Brian DePalma's 'Die Verdammten des Krieges' von 1989 basiert auf einem wahren Vorfall während des Vietnamkrieges im Jahr 1966. Ein emotionales Meisterwerk über ein moralisches Dilemma während des Krieges. In 'Die Verdammten des Krieges' geht es um den Frischling Eriksson der einem Trupp angehört, der eine junge Vietnamesin entführt und nacheinander vergewaltigt. Eriksson fühlt die meisten Schuldgefühle, obwohl er das Mädchen als einziger nicht vergewaltigt hat. Die Hauptrollen des Films übernehmen Michael J. Fox und Sean Penn. Fox spielt den unerfahrenen, warmherzigen von Schuldgefühlen geplagten und mehr und mehr traumati...
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"Der Mann, der niemals lebte" (USA 2008) Kritik – Kampf um Leben und Tod

"You Americans, you are incapable of secrecy because you are a democracy." Meisterregisseur Ridley Scott, der Filmgeschichte mit Filmen wie 'Alien', 'Blade Runner' und 'Gladiator' geschrieben hat, bringt nach drei zusammenarbeiten mit Russel Crowe, einen neuen Film, wieder mit Crowe in der Besetzungsliste. 'Der Mann, der niemals lebte' ist eine Romanverfilmung mit Superstar Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle. Zwar ist der Film spannend und durchgehend unterhaltsam, hat aber eine große Schwäche in Sachen Glaubwürdigkeit. Der Film sieht, wie alles von Ridley Scott, hervorragend aus. Die klaren und düsteren Bilder sind ein Hochgenuss und der geniale Sound macht den Film zu einem absolutem Highlight. Leonardo DiCaprio, einer der besten Schauspieler unserer Zeit, spielt den eiskalten und ...
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"Kokowääh" (D 2011) Kritik – Auf ein Neues, Herr Schweiger

"Du bist also genau acht Jahre alt?" - "Wie kann man denn ungenau acht Jahre alt sein?" Puh, das war er also. Der neuste Geniestreich von Til Schweiger. Nach dem recht gelungenen und frischen 'Keinohrhasen' ging es deutlich Bergab. 'Zweiohrküken' war noch ok, '1 1/2 Ritter' PFUI! Und jetzt 'Kokowääh'. Kriegt Schweiger denn endlich wieder die Kurve und bringt etwas frischen Wind in die deutschen Kinos? Nö! Wieder der gewohnte Schweiger-Quark mit dem kleinen Unterschied, dass er seiner Tochter, die zwar wirklich süß ist, eine große Rolle gegeben hat und so der sicherer Erfolg vorprogrammiert war. Hmm, was gibt es zur Kameraarbeit oder zur Schnitttechnik zu sagen? Eigentlich nichts. Kein Lob, keine Kritik. Sie erfüllt ihren Zweck ohne irgendwelche Besonderheiten oder schöne Einstellungen...
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"Der König der Löwen" (USA 1994) Kritik – Lang lebe der König!

"Alles, was das Licht berührt." Sollten irgendwann mal Aliens auf die Erde kommen, muss es einige Dinge geben, auf die wir Menschen stolz sind. Dann können wir sie in die Hand nehmen und sagen „Hier, schaut mal. Das haben wir erschaffen“. Ich für meinen Teil werde dann zum DVD-Regal (oder was es dann auch gibt) schlendern und den „König der Löwen“ hochhalten. Dann werde ich laut rufen „Hier, das haben wir gemacht!“. Dann hole ich Popcorn, dimme das Licht, schiebe die DVD in den Player und lasse die Show beginnen. Klingt in der Theorie gar nicht schlecht, aber ich bin gespannt, ob ich das mal in der Praxis ausprobieren darf. Was ein völlig umständlicher Versuch ist, zu erklären, dass „Der König der Löwen“ nicht nur der beste Zeichentrick-Film aller Zeiten, sondern eins der schönsten Ki...
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"Fight Club" (USA 1999) Kritik – Der Weg in die Unendlichkeit

"Du hast einen Weg gesucht, dein Leben zu verändern, und allein hast du’s nicht geschafft. All das, was du immer sein wolltest, das bin ich. Ich sehe aus, wie du aussehen willst. Ich ficke, wie du ficken willst. Ich bin intelligent, begabt und das Wichtigste: Ich hab all die Freiheiten, die du nicht hast." David Fincher scheint zu alternieren. Nach einem mittelmäßigen, keines falls schlechten Film, folgt ein großartiges Meisterwerk. 'Alien³', 'Sieben', 'The Game' und 'Fight Club' bestätigen das aus meiner Sicht. Um noch weiterzugehen, kann ich sagen, dass Finchers nächster Film wieder eine Enttäuschung war, der darauffolgenden aber, welch Überraschung, ein Meisterwerk. Aber darum geht es hier gar nicht. Es geht um Finchers vierten Film 'Fight Club' aus dem Jahr 1999, um eines der größte...