Monat: Dezember 2012

Filmkritiken

Ein Rückblick auf das Kinojahr 2012 – Filme, Erinnerungen und Emotionen

Autor: Pascal Reis Wie doch die Zeit vergeht. Schon wieder neigt sich ein ereignisreiches Jahr dem Ende entgegen und 2013 klopft unaufhaltsam an die Tore. Um 0 Uhr dürfen die Himmel in aller Welt wieder in den schönsten Farben erstrahlen und sich mit dem knalligsten Feuerwerksgetöse verbinden. Die Straßenwärter bereuen am morgigen Tag erneut ihre Berufswahl und die feierwütige Meute liegt mit dem altbekannten Kater im oder neben dem Bett, denn der Alkoholpegel des letzten Jahres wurde mal wieder, natürlich vollkommen ungeplant, überboten. Zeit also seine guten Vorsätze schon mal feinsäuberlich zu dokumentieren um sie spätestens am 2. Januar über den Haufen zu werfen und zu schwören, dass 2013 endlich alles anders wird. Dieses Mal wirklich! (Wer's glaubt). Aber 2012 war aus filmischer Sich...
Filmkritiken

Oscar-Prognose 2013 – Ein weiterer Kampf der Giganten

Autoren: Philippe Paturel, Pascal Reis Am 24. Februar ist es wieder soweit. Die heißbegehrten Academy Awards werden im Dolby Theatre von Los Angeles zum 85. Mal verliehen. Als Moderator wird das weltweite Publikum „Family Guy“ und „Ted“-Entwickler Seth McFarlane durch den Abend führen, doch wenn wir ganz ehrlich sind, dann zählt nur eine Sache: Die Gewinner und Verlierer des Abends. Wie uns die Vergangenheit bereits zu genüge gelehrt hat, sind mit den Oscars auch die verschiedensten Gefühlslagen verbunden. Wir freuen uns wenn unser Liebling die goldene Trophäe entgegennehmen darf, regen uns gerne tierisch darüber auf, wenn wir eine Entscheidung für vollkommen ungerechtfertigt halten und schwören uns dann immer wieder aufs Neue, dieser Verleihung nicht mehr zu verfolgen. Die Wahrheit sie...
Filmkritiken

"Hellraiser" (USA 1987) Kritik – Das religiöse Schaf im blutigen Wolfspelz

Autor: Florian Feick "The box. You opened it. We came." Liebe und Schmerz. Zwei Begriffe, die beinahe zwingend zusammengehören. Denn das Erste zieht meist unweigerlich irgendwann das Zweite nach sich. Schmerz bedeutet Leidenschaft, bedeutet sexuelle Erfüllung, bedeutet Liebe? Clive Barkers HELLRAISER kommt als einer der sicherlich ungewöhnlichsten Gruselfilme der 1980er-Jahre daher, denn als zentrales Horror-Element steht nicht die Angst als solches, sondern der absolute Schmerz. Die Quintessenz des Horrofilms ist die Angst. Die Angst vor dem eigenen Tod und den damit einhergehenden Schmerzen. HELLRAISER schafft es, den unvorstellbaren Schmerz visuell herauszukristallisieren und als das Wesen seines Terrors zu verwenden. Barkers England ist ein pervertiertes und sexualisiertes England...
Filmkritiken

"Jack Reacher" (USA 2012) Kritik – Tom gegen alle

Autor: Stefan Geisler "You think I'm a hero? I am not a hero. And if you're smart, that scares you. Because I have nothing to lose." Tom Cruise scheint die Rolle des absoluten Agenten/Soldaten einfach auf den Leib geschrieben zu sein – das jedenfalls könnte man glauben, wenn man einen Blick auf die bisherigen Arbeiten des Hollywood-Stars wirft. Dabei dürfte der Scientology-Strahlemann auf Grund seiner Körpergröße von 1,70 Metern in diesem Berufszweig eigentlich eher schlechte Karten haben. Natürlich kommt es im Endeffekt nur darauf an, wie man sich verkauft und das Cruise weiß, wie man den Super-Agenten erfolgreich verkauft, ist kein Geheimnis, schließlich ist er 2011 bereits zum vierten Mal in der Rolle des knallharten Agenten Ethan Hunt zu sehen gewesen. Und auch wenn die negativen S...
Filmkritiken

"Lincoln" (USA/IN 2012) Kritik – Daniel Day-Lewis wächst erneut über sich hinaus

Autor: Pascal Reis "I could write shorter sermons but when I get started I'm too lazy to stop." Wenn sich Steven Spielberg einer historisch relevanten Thematik annimmt, dann gibt es zumeist das unverkennbare Problem, dass sich Regisseur Spielberg weniger um die Historie kümmert, als um das unterhaltsame Inszenieren der umrandeten Geschichte selbst. Als lehrreich oder gar zum Zweck der Aufklärung sollte man sich Werke wie „Schindlers Liste“, „Der Soldat James Ryan“ oder gar „Gefährten“ keinesfalls ansehen. Viel zu manipulativ, patriotisch und gerne auch verlogen geht Spielberg in diesen Filmen vor, nur um den Zuschauer gefesselt vor den Bildschirmen zu halten, um überstiIisiertes Identitfikationsmaterial zu ermöglichen, ohne dabei auf eine ambivalente und durchgehend ehrliche Zeichnung...
Kritik: The Innkeepers (USA 2011)
Filme, Filmkritiken, Heimkino, Horror

Kritik: The Innkeepers (USA 2011)

Everything happens for a reason Claire. Nobody just ends up at the Yankee Pedlar. „Sie wollen das gleiche wie sie, leben.“ Claire lauscht der Erklärung der etwas verschrobenen und angeblich hellsichtigen Schauspielerin, die sich für ein paar Nächte im heruntergekommenen The Yankee Pedlar Inn einquartiert hat. Das Hotel soll bald schließen wegen zu wenig Gästen und viel zu vielen grausamen Geschichten aus der Vergangenheit. Ein geheimnisvoller Ort an dem der Geist einer Selbstmörderin sein Unheil treiben soll und die beiden Hotelpagen Claire und Luke wollen das letzte Wochenende nutzen um diesen Geist aufzuspüren. Claire gelingt es Kontakt zur Verstorbenen aufzunehmen und ist ebenso fasziniert wie ängstlich. Sie will wissen was die Geister wollen und der hellseherische Gast gibt ihr ...
Filmkritiken

"Dogville" (SE/NL/IT/FR/DE/US/NO/JP/GB/FI/DK 2003) Kritik – Willkommen im Dorf der Hunde

"All I see is a beautiful little town in the midst of magnificent mountains. A place where people have hopes and dreams even under the hardest conditions." Lars von Trier empfängt den Zuschauer mit einer mehr als kargen und ungewöhnlichen Theaterkulisse, die sich lediglich durch Kreidestriche als Trennlinien auf dem Boden, einigen Einrichtungsgegenständen und den Türen zusammensetzt. Das wir es hier mit einem ganz besonderen Film zu tun bekommen, der mit exzellenter Konsequenz und ohne jede Scheu die verstaubten Sehgewohnheiten auf interessante Weise zerbricht, ist für jeden Betrachter schnell klar. Was Regisseur von Trier dem Zuschauer dann in den folgenden 180 Minuten serviert, ist eine Geschichte über den Menschen und über sein Benehmen und die charakterliche Verwandlung. Im Fokus s...
Kritik: Frankenweenie (USA 2012) – Tim Burtons magisches Horror-Revival
Filme, Filmkritiken, Horror, Komödie

Kritik: Frankenweenie (USA 2012) – Tim Burtons magisches Horror-Revival

When you lose someone you love, they never really leave you. They move into a special place in your heart. - I don’t want him in my heart. I want him here with me. Seit James Whales Ur-FRANKENSTEIN sind bereits über 80 Jahre vergangen und dieser Film sollte wie kaum ein zweiter seines Genres für Populärkultur im Allgemeinen und Filme im Besonderen zum stilprägenden Fundament des düsteren Horrors werden. Doch trotz der beachtlichen dazwischenliegenden Zeitspanne von FRANKENWEENIE und FRANKENSTEIN unterscheiden sich beide bis auf die jeweiligen Zeiten, in der die Werke spielen, thematisch kaum voneinander. Burton entlarvt den reaktionären Charakter seiner den American Dream auslebenden Gesellschaft mit lakonischem Humor, gewohnter Schärfe und für ihn typischen Motiven, versetzt den Zus...
Filmkritiken

Regisseure im Fokus: Verführung, Politik, Freiheit, Rise & Fall – Vier Werke des Stanley Kubrick

Autoren: Sebastian Groß, Pascal Reis "Spartacus" (USA 1960) "And maybe there's no peace in this world, for us or for anyone else, I don't know. But I do know that, as long as we live, we must remain true to ourselves." „Spartacus“ – Die einzige Auftragsarbeit des legendären Visionärs Stanley Kubrick. Mit gebundenen Händen und den wachsamen Augen von Kirk Douglas im Nacken, der „Spartacus“ produzierte, musste sich Kubrick am Drehbuch von Dalton Trumbos entlanghangeln und gleichzeitig auf die künstlerischen Freiheiten verzichten, die ihn in seiner späteren Laufbahn zu der unantastbaren Koryphäe machten, die er heute für die Filmwelt darstellt. Geschadet haben ihm diese Beschränkungen letzten Endes nicht, hat er doch zum einen im Jahre 1975 mit „Barry Lyndon“ sein ganz eigenes Epos inszeni...
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Meine Lieblingsfilme 2012: Conrad-Mildner stellt seine 10 Spitzenreiter vor

Nur noch drei Tage, dann heißt es 2013. Ich bin mal so frei und ignoriere diese wenigen noch kommenden Tage und küre meine zehn Lieblingsfilme 2012. Rückblickend gefiel mir das Jahr recht gut. Es gab viele Star-Regisseure, die zu alter Stärke gelangten sowie auch vielversprechende, junge Filmemacher zu sehen. Leider hat es kein Film einer Regisseurin in meine Liste geschafft. Dafür entschuldige ich mich schon jetzt. Platz 10: "Prometheus" von Ridley Scott Natürlich stand 2012 noch stärker als die letzten Jahre im Zeichen des Weltuntergangs, einem Phänomen, das besonders in den wenigen Tagen vor dem 21. Dezember gehörig anfing zu nerven. Auch Ridley Scotts Sci-Fi-Comeback konnte es sich nicht verkneifen das Thema zu streifen. "Prometheus", der sich glücklicherweise inhaltlich möglichst...