Filme

Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Enemy (CA, ES 2013)

Autor: Conrad Mildner "The last thing you need is meeting strange men in hotel rooms. You already have enough trouble sticking with one woman, don't you?" Das Leben des Geschichtsprofessor Adam Bell (Jake Gyllenhaal) besteht in erster Linie aus Arbeit und abendlichem Sex mit seiner Freundin Mary (Mélanie Laurent). In einem Film aus der Videothek entdeckt er eines Tages einen Kleindarsteller im Hintergrund, der ihm frappierend ähnlich sieht. Er schafft es über Umwege mit dem Mann Kontakt aufzunehmen, der Anthony Claire heißt und mit seiner Frau Helen (Sarah Gadon) ein Kind erwartet. Während Adam eher schüchtern und unsicher ist, gibt sich Anthony dominant und selbstbewusst. Als auch Helen Adam begegnet, kann sie die Ähnlichkeit kaum fassen und die Leben beider Doppelgänger beginnen unaufh...
Kritik: Nymphomaniac Vol. 2 (DK, FR, GB 2013)
Drama, Filmkritiken

Kritik: Nymphomaniac Vol. 2 (DK, FR, GB 2013)

Der einzige Unterschied zwischen mir und anderen Menschen ist vielleicht, dass ich immer mehr vom Sonnenuntergang erwartet habe. Das ist vielleicht meine einzige Sünde. Zur Kritik der ersten Teils geht es HIER. Am Ende meiner Kritik zum ersten Teil musste ich anerkennen, wie schwer es fällt einen Film zu beurteilen, der sichtlich unfertig ist und nachdem ich nun beide Teile von „Nymphomaniac“ in einem Double-Feature sehen konnte, ist das für mich auch die einzige Form wie man Lars von Triers bisher umfangreichsten Film konsumieren sollte. Die Zweiteilung scheint wirklich nur wirtschaftlichen Interessen zu folgen. Im standardisierten Kinobetrieb ist eben wenig Platz für überlange Filme. Doch darüber hinaus verdoppelt sich die Anzahl der Filme nochmal durch die unterschiedlichen Schn...
Kritik: Nymphomaniac Vol. 1 (DK, FR, GB 2013)
Drama, Filme, Filmkritiken

Kritik: Nymphomaniac Vol. 1 (DK, FR, GB 2013)

Ich fühle nichts. Anstatt einer Kritik würde ich an dieser Stelle viel lieber über den Formalismus in Lars von Triers Filmen schreiben. Denn auch im neuen Film des beliebten Regisseurs ist die Form wieder einmal der größte Hingucker und beeinflusst die Narration sogar weitaus stärker als gewohnt. Auch wenn man gerne glaubt, alles schon gesehen zu haben, gelingt es Lars von Trier immer zu überraschen. Als „Erneuerer des Kinos“ konnten seine Filme nie zu einer festen Form finden, so wie es anderen Filmemacher_innen, wie Michael Haneke, gelungen ist und trotz des brisanten Inhalts von Nymphomaniac liegt dessen Provokation doch ganz woanders. „Ein Film sollte wie ein Stein im Schuh sein.“ - Lars von Trier Beispielhaft war bereits das erste Plakat, das am Anfang einer immer zermürbend...
Kritik: All Is Lost (USA 2013)
Filmkritiken, Heimkino

Kritik: All Is Lost (USA 2013)

Autor: Pascal Reis I'm sorry. I know that means little at this point, but I am. Es gibt rein gar nichts, was der generalisierten Weltbevölkerung so überdeutlich die kollektive Hilflosigkeit gnadenlos vor Augen hält, wie die destruktive Macht der Natur und der erbarmungslose Einfluss differenter Witterungsverhältnisse auf unsere behütete Existenz. Naturkatastrophen jeder Couleur, von brachialen Tornados in den Vereinigten Staaten, die ganze Landstriche verwüsten über Tsunamis in Südostasien, die tausende Menschenleben unter sich begraben, bis hin zu Vulkanausbrüchen in Island, die uns die Hölle auf Erden darbieten, sind natürlich die erste Anlaufstelle und sorgen reflexartig für Angstzustände. Doch auch die Tiefen des Dschungels in ihrer unberührten Form, die mit Schneestürmen ver...
Kritik: Der Hobbit – Smaugs Einöde (NZ/USA 2013)
Filmkritiken, Science Fiction / Fantasy

Kritik: Der Hobbit – Smaugs Einöde (NZ/USA 2013)

It never ceases to amaze me, the courage of Hobbits... Der letztjährige Auftakt der „Der Hobbit“-Trilogie ließ den Großteil der Kritiker und Zuschauer gleichermaßen unbeeindruckt und enttäuscht die Kinosäle verlassen. Wie ich damals in meiner Kritik schrieb, konnte mich der „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ aber – selbst wenn die große Begeisterung ausblieb – im Großen und Ganzen überzeugen. Nun meldet sich Peter Jackson ein Jahr später zurück. Doch der Hoffnung, dass seine Fortsetzung „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ eine Qualitätssteigerung mit sich bringen würde, folgt ein herber Rückschlag, denn der zweite Teil der groß angelegten Trilogie macht noch mehr falsch als sein Vorgänger und scheitert vor allem erzählerisch auf ganzer Linie. Durfte man im Vorgänger noch vollends in Mitte...
Kritik: Die wilde Zeit (FR 2012) – Der magische Blick auf eine vergangene Gegenwart
Drama, Filmkritiken, Französischer Film, Heimkino

Kritik: Die wilde Zeit (FR 2012) – Der magische Blick auf eine vergangene Gegenwart

Ich lebe in meiner eigenen Fantasiewelt - wenn die Realität kommt und an meine Tür klopft, öffne ich ihr nicht. Im Frankreich der frühen 1970er-Jahre sind die pulsierenden Nachwirkungen des Pariser Mais noch in vielerlei Städten und Vororten spürbar. Dieser Mai im Jahr 1968 sorgte für das Lostreten einer Lawine der Unzufriedenheit des größtenteils jungen Volkes. Inmitten dieser Aufbruchstimmung verfolgen wir das aufregende Leben des kunstinteressierten Gilles und seiner Freunde. Stark an die eigene Jugend angelehnt (und somit partiell mit autobiographischem Habitus), entwirft der Regisseur und Autor Olivier Assayas mit „Die wilde Zeit“ (OT: Après mai) das vielschichtige Zeit-Portrait einer Dekade, deren Motto „Widerstand“ lautete. Ganz bewusst verschließt er sich einer herkömmliche...
Kritik: Inside Llewyn Davis (USA, FR 2013)
Drama, Filmkritiken

Kritik: Inside Llewyn Davis (USA, FR 2013)

Alles, was du anfasst, wird zu Scheiße. Als wärst du der idiotische Bruder von König Midas! Im New York der 60er Jahre platzt die Folkszene aus allen Nähten. In verrauchten Lokalen, auf der Straße oder im Bekanntenkreis geben die Künstler ihre Werke zum Besten und suchen nach dem einen großen Deal, der sie aus ihrer künstlerischen Misere holen wird, denn für viele reicht die Kunst nicht zum Leben, doch ein Leben ohne Kunst ist keine Option. In Inside Llewyn Davis bringen die Coen-Brüder (No Country For Old Men) das ganz alltägliche Elend des Künstlertums auf die Leinwand, natürlich nicht ohne ihren typischen eigenen Humor. Doch trotz einiger heiterer Passagen handelt es sich bei Inside Llewyn Davis wohl um den melancholischsten und gleichzeitig geerdetsten Coen-Film, der den Kinogän...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (USA 2013)

Autor: Conrad Mildner "Some people are worth melting for." In vielerlei Hinsicht war Disneys „Rapunzel – Neu verföhnt“ eine Überraschung. Nachdem das Studio mit „Küss den Frosch“ den Schulterschluss mit seiner Zeichentrickvergangenheit suchte und sich gleichzeitig zu neuen Ufern aufmachte, indem es die erste Schwarze Disney-Prinzessin präsentierte, waren die Erwartungen groß, was der nächste Animationsfilm bereit halten sollte. Die Ernüchterung kam bereits mit der Ankündigung, dass „Rapunzel“ rein computeranimiert sein wird, hatte man doch auf eine längere Rückkehr zum Zeichentrick gehofft. Der Film entpuppte sich letztendlich als überraschend rasantes Musical-Abenteuer mit Hitchcock-Anleihen. Die Geschichte der Vorlage rückte noch mehr in den Hintergrund, so dass der Film in den USA nur...
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Tore tanzt (DE 2013)

Autor: Conrad Mildner"Wenn ich nicht glauben könnte, dann hätte ich gar nichts." Ab dem 20. November wird die ehrwürdige MOMA in New York der "Neuen Berliner Schule" ein Programm widmen. Die analytisch-ästhetisierten Werke dieser "Schule" sind auf Festivals gern gesehene Gäste, schaffen es nur nicht diese Anerkennung auch im eigenen Land zu generieren. Woran das liegt und ob die Filme daran schuld sind, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden, wohl aber der internationale Eindruck das "deutsche" (Arthouse-)Kino sei nur durch die Brille dieser sogenannten "Schule" interessant. Die Antipoden zu Arslan, Schanelec und Co. finden sich nämlich nicht nur im Zentrum gut-bürgerlicher Spießer-Komödien eines Til Schweigers und auch nicht im US-Replikkino der Eichinger-Dynastie.Dieses Jahr gewäh...
Kritik: Prisoners (USA 2013) – Wie weit darf ein Mensch gehen?
Drama, Filme, Filmkritiken, Thriller

Kritik: Prisoners (USA 2013) – Wie weit darf ein Mensch gehen?

Pray for the best, but prepare for the worst. Detective Lokis krampfhaftes Blinzeln steht symptomatisch für die psychische Belastung, der er sich Tag für Tag aussetzt. Mal ist es erträglich, oft aber eine zermürbende Tortur. Lokis Verstand funktioniert wie ein sich ständig um die eigene Achse kreisendes Uhrwerk; wie eine Präzisionsmaschine, die winzige Details und Einzelheiten in ihre logische Ordnung bringt. Fehlt jedoch ein winziges Teilchen, wird deutlich, dass Loki längst nicht mehr zu den frischen Ermittlern seines Bundes zählt, sondern in seiner abgekämpften, bis zum Hals tätowierten Hülle dem mentalen Zusammenbruch eher auf die Schliche gekommen ist, als der eigentlichen Auflösung des tiefschürfenden Falles um die zwei vermissten Mädchen. Jake Gyllenhaal gibt diesen Loki mit ...