Schlagwort: Rezension

Filmkritiken

„Drecksau” und „Finsterworld“ – Unsere Kritiken zu den Kinostarts der Woche

Autoren: Conrad Mildner, Philippe Paturel "Drecksau" von Jon S. Baird, u.a. mit James McAvoy James McAvoy als korrupter, schottischer Cop Bruce Robertson, der vor nichts zurückschreckt, um befördert zu werden. Anfangs ist „Drecksau“ eine wirklich mehr als gelungene schwarzhumorige Krimikomödie, die ungemein viel Spaß macht. Die Pointen sitzen, kommen teilweise knüppelhart und selten hat man in den letzten Jahren einen dermaßen asozialen und unsympathischen Charakter wie Bruce (kongenial von McAvoy gespielt) erlebt, den man trotzdem nur abfeiern kann. Doch leider ist „Drecksau“ am Ende einer dieser Filme, die das Tempo aufgrund der limitierten Möglichkeiten der simplen Story nicht halten können und meinen, sie müssten in der Mitte des Films einen neuen Pfad einschlagen. Weg von der Krim...
Filmkritiken

"Alles eine Frage der Zeit" (GB 2013) Kritik – Der Zauber des Moments

Autor: Jan Görner „Tim, my dear son, this is gonna sound strange…” Spätestens seit der für viele formativen Jugenderfahrung „Zurück in die Zukunft“ kann man vom Zeitreisefilm als Genre sprechen. “I don’t want to talk about time travel because if we start talking about it then we’re going to be here all day talking about it, making diagrams with straws.” wusste schon Bruce Willis in Rian Johnsons letztjährigem Achtungserfolg “Looper”. Und in der Tat: Wann haben Zeitreisen schon mal ernsthaft Sinn ergeben? Regisseur Richard Curtis interessiert sich in seiner romantischen Tragikomödie „Alles eine Frage der Zeit“ (OT: „About Time“) konsequenterweise auch nicht für technische Feinheiten und logische Widersprüche. Für ihn geht es um die Charaktere. Und damit um viel, viel mehr. Mit gerade 21 ...
Kritik: Venus im Pelz (FR/PL 2013) – Roman Polanski ein weiteres Mal zwischen Schein und Sein
Drama, Filme, Filmkritiken, Französischer Film

Kritik: Venus im Pelz (FR/PL 2013) – Roman Polanski ein weiteres Mal zwischen Schein und Sein

Meine bessere Hälfte, sagt man das noch? - Wieso, was sagt man denn heutzutage? - "Arschloch". 80 Jahre hat Altmeister Roman Polanski (Rosemarys Baby) bereits auf dem Buckel, doch das kann ihn nicht davon abhalten, sich weiterhin seiner Leidenschaft für das Filmemachen und das Theater zu widmen. Doch wo sein letzter Film Der Gott des Gemetzels, eine Adaption von Yasmina Rezas gefeiertem, gleichnamigen Bühnenstück, nicht gänzlich überzeugen konnte und sich in oberflächlicher, eintöniger Kritik am Bildungsbürger verlor - von Subtext keine Spur - ist Venus im Pelz nun eine von Roman Polanskis persönlichsten Arbeiten geworden und nach Der Ghostwriter (2010) ein weiteres Zeugnis dafür, dass man von ihm jederzeit eine Glanzleistung erwarten sollte. Seine Adaption von Leopold von Sacher-Ma...
Filmkritiken

„Rush – Alles für den Sieg“ (USA 2013) Kritik – Auf der Überholspur ist kein Platz für Zwei

Autor: Jan Görner „Watching you win those races while I was fighting for my life, we are equally responsible for getting me back in the car.” Denkt man darüber nach, dass der Verbrennungsmotor und die ersten Kinematographen etwa um dieselbe Zeit das Licht der Welt erblickten, fällt es nicht schwer die enge Beziehung zu verstehen, die wir seither zu unseren Gefährten und Filmen entwickelt haben. Beginnend mit „Racing Hearts“ 1923 bis zur oktangeschwängerten „Fast & Furious“-Reihe heutiger Tage haben auch Hollywood und Automobile eine bis heute innige Beziehung zueinander. Mit der Formel-1-Saison 1976 und der für sie formativen Rivalität zweier legendärer Rennfahrer widmet sich nun Oscar-Gewinner Ron Howard („Apollo 13“, „A Beautiful Mind“) einem der Höhepunkte der Motorsporthistorie und m...
Filmkritiken

"Gravity" (USA 2013) Kritik – Im Weltall hört dich niemand schreien

Autor: Jan Görner „I hate space.“ Nicht erst seit gestern beschweren sich Filmfreunde darüber, dass Trailer immer häufiger nicht nur ihren Film bewerben, sondern ganze Handlungselemente vorwegnehmen. Wozu sollte man das fertige Produkt anschauen, wenn doch die ganzen coolen Szenen doch schon im zweiminütigen Werbefilmchen verbraten wurden. Im Falle von Alfonso Cuaróns Weltraumerfahrung „Gravity“ habe ich, obwohl ich mich nicht auf den Hype einlassen wollte, tunlichst alle möglichen Spoiler vermieden. Doch ganz gleich, ob man nur die Vorschau kennt oder die gesamte Story, einen Begriff davon, was einem bevorsteht, hat man dennoch nicht. Um bei der Montage eines neuartigen Bildsensors am Hubble-Weltraumteleskop zu assistieren, befindet sich die Medizintechnikerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bu...
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"Prakti.com" (USA 2013) Kritik – Generation Werbepublikum

Autor: Jan Görner "Was Sie brauchen ist Googliness." Im Abspann zu Shawn Levys Komödie „Prakti.com“ versichern die Produzenten, keinerlei finanzielle Zuwendungen von der Tabakindustrie erhalten zu haben. Und tatsächlich: Als Raucher wird wohl niemand den Kinosaal verlassen. Dafür ist das ca. 60-Millionen-Dollar-Projekt in weiten Teilen nichts weiter als ein abendfüllender Werbefilm für die Internetsuchmaschine Google. Noch unglaublicher ist die Tatsache, dass dafür offenbar kein einziger Cent geflossen sein soll. Synergie, die populäre Wirtschafstheorie von der Potenzierung der Marktmacht, lautet das Zauberwort, denn was für Google gut ist, kann für ein Filmstudio nicht schlecht sein. „Prakti.com“ ist ein Sinnbild für alles, was derzeit in Hollywood falsch läuft. Als Außendienstler sind...
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“Deadwood” 1. Staffel (USA 2004) Kritik zur Neuveröffentlichung auf Blu-ray

Autor: Philippe Paturel „You know the sound of thunder, Mrs. Garret?” Nun gibt es die erste Staffel zur gefeierten, aber nicht gänzlich unumstrittenen US-Western-Serie „Deadwood“ endlich auch in Deutschland auf Blu-ray. Zeit also, einen genaueren Blick auf die erste Staffel der Serie zu werfen, welche man, Western-Fan oder nicht, unbedingt gesehen haben sollte. Wir schreiben das Jahr 1876. Die blutige Schlacht um Little Bighorn ist zwar mittlerweile passé, doch in South Dakota, mitten in einem Indianergebiet, stehen bereits die nächsten Konflikte an. Dort entwickelt sich Deadwood, eigentlich nur ein Camp für Wegelagerer, abseits der amerikanischen Behörden zu einem Anziehpunkt für Verbrecher, Visionäre, Abenteurer, skrupellose Saloonbesitzer und andere zwielichtige Gestalten. Gut und Bö...
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„Kick-Ass 2“ (USA 2013) Kritik – Aus großer Kraft folgt große Verantwortung

Autor: Jan Görner „You don't have to be a bad-ass to be a superhero. You just have to be brave.” Als 2010 „Kick-Ass“ in die Kinos kam, ließen sich Zuschauer in dem Glauben in die Sessel fallen, ihnen stünde eine leichtherzige Comic-Persiflage bevor. Allenfalls Kenner der Vorlage wussten, dass der Trailer zu Matthew Vaughns vogelwilder Tour de Force nah an der Kundentäuschung vorbeischrammte. Trotzdem spielte die 30 Mio. Dollar teure Indie-Produktion genug ein, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Diesmal mit einem Major-Studio im Rücken liegt natürlich die Vermutung nahe, dass sich Jeff Wadlow („Cry Wolf“), der das Ruder von Matthew Vaughn (immer noch als ausführender Produzent mit von der Partie) übernommen hat, in Sachen Gewalt und Kraftausdrücke zurücknimmt, um eine noch breitere Zus...
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„Percy Jackson 2: Im Bann des Zyklopen“ (USA 2013) Kritik – Auge zu und durch

Autor: Jan Görner „We will resurrect Kronos then Olympians will know death.“ Sequel, Branding, Franchise. Das ist das Mantra in Hollywood dieser Tage. Mehr noch als früher werden Produktionen vom Start weg als Mehrteiler ausgelegt. Einen Plan B scheint man in der Traumfabrik auch gar nicht mehr zu haben. So gesellte sich zuletzt der Kassenflop „Lone Ranger“ bei Disney mit „Duell der Magier“, „Prince of Persia“ und „John Carter“ in die stattliche Ahnengalerie verpfuschter Reihenstarts. Und trotzdem ist abzusehen, dass Studios weiterhin auf Verfilmungen bereits als „Marken“ etablierter Stoffe setzen werden. Auftritt „Percy Jackson“. Vor drei Jahren startete der erste Teil, um bei voller Fahrt auf den „Harry Potter“-Zug aufzuspringen. Der Erfolg war moderat. Dennoch versucht man nach der Ki...
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“Elysium” (USA 2013) Kritik – Wenn die Tage gezählt sind

Autor: Philippe Paturel „Dafür werden sie dich bis ans Ende der Welt jagen.” Eigentlich sollten die Kinosäle dieses Jahr geradezu mit guten Science-Fiction-Filmen überschwemmt werden. Doch aufgrund CGI-überfrachteter Desaster wie „Oblivion“, „After Earth“ oder „Star Trek: Into Darkness“ müssen anspruchsvolle Genrefans einen cineastischen Tiefflug nach dem anderen ertragen. Einer der am heißesten erwarteten Genreableger diesen Jahres ist der neue Film von Regisseur Neill Blomkamp, der 2009 mit seinem gesellschaftskritischen Science-Fiction-Drama „District 9“ überraschend Begeisterungsstürme bei Kritikern und Publikum auslöste. An diesen Erfolg, der auch vier Oscarnominierungen nach sich zog, wird Blomkamp mit „Elysium“ allerdings nicht anschließen können. Zwar ist „Elysium“ ein durchaus ...