Schlagwort: Rezension

Filmkritiken

"The Bling Ring" (USA 2013) Kritik – Sofia Coppola im Konflikt zwischen Satire und gebannter Faszination

Autor: Florian Feick „America has his sick fascination with the 'Bonnie and Clyde' kind of thing.“ Schüchtern betritt Marc den neuen Klassenraum. Die Schüler um ihn herum tuscheln aufgeregt. Seine alte Schule musste er verlassen, weil er zu oft fehlte. Nun möchte er einen Neubeginn starten; mit Gleichgesinnten, die ihn zum Lernen motivieren, anstatt ihn davon abzuhalten. Dann trifft er auf Rebecca, die ebenso modebegeistert ist und später einmal ganz wie ihre großen Vorbilder Lindsay Lohan und Paris Hilton ein eigenes Fashion-Label gründen möchte. Joints werden herumgereicht, Smalltalk wird betrieben – schnell entwickelt sich zwischen den beiden Träumern eine tiefe Freundschaft, die Konsequenzen haben wird. Höher, schneller, weiter – live fast and die young. Sofia Coppola („Lost in Tran...
Filmkritiken

"Gloria" (CL/ES 2013) Kritik – Eine Frau geht ihren Weg

Autor: Florian Feick „Bist Du immer so fröhlich?“ Gloria: Ein Name, ein Körper, ein Lebensgefühl. Nach 57 Lebensjahren Jahren hat die alternde Chilenin bereits eine lange Ehe hinter sich und darf sich Großmutter rufen. Gefangen in einer Zeit des physischen Wandels, weder wirklich alt noch jung, muss sich Gloria entscheiden, was sie noch mit ihrem Leben anzufangen gedenkt. Sinnliche Nahaufnahmen beherrschen das Bild. Die gesamte Geschichte wird aus der subjektiven Sichtweise der charismatischen Protagonistin (Paulina Garcia) erzählt. Von ihren nächtlichen Ausgehversuchen zu lokalen Single-Parties und dem berauschenden Gefühl eines unbekannten Liebhabers. Unverhüllte Körper, die totale Demaskierung einer alternden Generation von ehemaligen Weltverbesserern und Romantikern. Lügen sind nich...
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"Wolverine: Weg des Kriegers“ (USA 2013) Kritik – Der (ver)letzte Samurai

Autor: Jan Görner „What kind of monster are you?“ - „The Wolverine.“ Nach den Ereignissen von „X-Men – Der letzte Widerstand“ hat sich Wolverine alias Logan (Hugh Jackman) von der Welt abgewandt und führt ein ruhiges Einsiedlerdasein in den kanadischen Rocky Mountains. Als ihn eines Tages eine Nachricht seines im Sterben liegenden, ehemaligen Weggefährten Shingen Yashida (Garret T. Sato), seines Zeichens Kopf des gleichnamigen Technologiekonzern und einer der mächtigsten Männer Asiens, erreicht, begibt sich der klauenbewehrte Mutant widerwillig nach Tokio, um Abschied zu nehmen. Dort angekommen eröffnet ihm der todkranke Yashida eine verlockende Offerte: In Zusammenarbeit mit der undurchsichtigen Toxikologin Dr. Green (Svetlana Khodchenkova) sei es ihm gelungen, eine Methode zu entwickel...
Filmkritiken

"Pacific Rim" (USA 2013) Kritik – Magie, Monster und Moneten

Autor: Conrad Mildner „Today we are cancelling the apocalypse!“ Was haben mein achtjähriges Ich beim „Jenga“-Spielen und das „Intergalactic“-Musikvideo der Beastie Boys gemeinsam? Richtig, den natürlich menschlichen Fetisch für Zerstörung; kein Geheimrezept, aber eine Triebfeder, die im aktuellen Blockbusterkino unverzichtbar geworden ist und seit „Jurassic Park“ stetig absurder werdende Früchte getragen hat. Auch in Guillermo del Toros offenkundig auf Krawall gebürsteten „Pacific Rim“ kann die Zerstörung gar nicht groß genug sein. Im Zentrum des Films steht nicht nur der übliche Fetisch, sondern auch das schwarze Loch seines Konsums. Höher, weiter, schneller und vor allem größer muss es werden und alles davor dagewesene in den Schatten stellen. Anders geht es nicht. Das Prinzip der Über...
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Filmfest München Recap Nr. 3: „Only God Forgives“, „As I Lay Dying“, „Blue Is the Warmest Color”, „Le temps de l’aventure” und „Nina“

Autor: Philippe Paturel „Only God Forgives“ von Nicolas Winding Refn, u.a. mit Ryan Gosling „Only God Forgives” ist der wohl am meisten verachtete Film der diesjährigen Filmfestspiele in Cannes. Auch auf dem Münchner Filmfest setzte sich die Abneigung gegen Refns neuste Arbeit größtenteils fort. Ich kann die Kritik jedoch nur teilweise nachvollziehen. Jemand, der mit „Valhalla Rising“ oder „Drive“ schon nicht warm geworden ist, der wird mit dieser düsteren Unterweltparabel ebenfalls seine Schwierigkeiten haben. Refn führt seine Gewalttrilogie konsequent zu Ende und hat seinen, im positiven Sinne, bisher abstoßendsten Film gedreht, der nur so mit Symbolik überladen ist, die sich hauptsächlich in Form von physischer Gewalt zeigt. Den Gewaltausbrüchen in „Only God Forgives“ vorzuwerfen, das...
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Filmfest München Recap Nr. 2: „Das Glück der großen Dinge“, „Night Across the Street“, „Die schönen Tage“ und „Augustine“

Autor: Philippe Paturel „Das Glück der großen Dinge“ von Scott McGehee, u.a. mit Julianne Moore Das gute alte Thema: Der Eherechtsstreit. In diesem Fall geht es darum, wer die kleine Maisie bekommt. Der unerträgliche Karrierevater Beale (Steve Coogan) oder die noch nervigere Mutter Susanna (Julianne Moore), die an nichts anderes denkt, als an ihre Gesangslaufbahn. Eines muss man den Regisseuren Scott McGehee und David Siegel lassen: Mit dem Casting der beiden Eltern haben sie einen Coup gelandet, denn sowohl Moore als auch Coogan überzeugen in den Rollen der Eltern, denen man für ihre Verantwortungslosigkeit für ihr Kind immer wieder gerne eine Links und eine Rechts mitgeben würde. Der Rest des Dramas ist Familienpathos, das durchschnittlicher nicht sein könnte. Die amerikanischen Kritik...
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Filmfest München Recap Nr. 1: „The Immigrant“, „Drug War“, „The Last Time I Saw Macao“ und „Le Noir (Te) Vous Va Si Bien“

Autor: Philippe Paturel „The Immigrant“ von James Gray, u.a. mit Marion Cotillard Mein erster Film auf dem Münchner Filmfest war meine bisher schönste Erfahrung. „The Immigrant“ erzählt in großen Bildern, deren Wucht an Klassiker wie „Der Pate“ oder „Es war einmal in Amerika“ erinnern, von zwei polnischen Schwestern, die in die USA einwandern. Doch es läuft für die beiden anders als geplant. Ewa (Marion Cotillard) und ihre Schwester werden während der Einreise getrennt und Ewa muss sich dem schmierigen Bruno (Joaquix Phoenix) anvertrauen, um ihre Schwester aus den Händen der Einwanderungsbehörde zu retten. Dabei gerät sie unaufhaltsam in die Prostitution, bis der charismatische Magier Orlando (Jeremy Renner) auf Ewas Radar erscheint und ihr Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht. James ...
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"The Grandmaster" (CN/FR/HK 2013) Kritik – Martial-Arts-Ikone Ip Man kämpft wieder auf großer Leinwand

Autor: Florian Feick „Denke gut nach. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen.“ Die südchinesische Stadt Foshan in den 1930er-Jahren. Strömender Regen, der einer Sintflut gleicht. Ein schwarz gekleideter Mann mit einem charmanten weißen Hut. Eine Gruppe formiert sich. Es kommt zum Kampf. Einer gegen alle. Schläge und Tritte prasseln nieder wie der Regen, der ihre Seelen reinwäscht. Holzwägen zerbersten, Knochen brechen. Parade, Konter, Sieg. Wir begleiten den noch jungen Kung Fu-Anhänger Ip-Man (Tony Leung) bei seiner Mission, Wing Chun (so der ursprüngliche Name des Stils) auch über den Süden Chinas hinaus bei Kampfkünstlern zu etablieren. Damit dies jedoch ermöglicht werden kann, muss sich der aufstrebende Sportler zunächst einmal selbst einen Namen machen. Allmählich realisiert er, dass...
Filmkritiken

"Gambit – Der Masterplan" (USA 2012) Kritik – Solider Plan, viele Komplikationen

Autor: Florian Feick „Der Mann ist ein hoffnungsloser Ignorant.“ Harry Deane (Colin Firth) hat es satt. Keinen Tag länger will er für den Mann arbeiten, den er am allermeisten verabscheut. In einem Job, der für ihn gerade genug abwirft, um in seiner kleinen Erdgeschoss-Wohnung leidlich über die Runden zu kommen und nichts anderes zu tun als arbeiten zu müssen, während sein Vorgesetzter als einer der wohlhabendsten Männer Londons die Frucht von Harrys Arbeit erntet und ein dekadentes Leben in Saus und Braus führt. Die Falten auf seinem Gesicht werden prägnanter und er dadurch auch nicht gerade attraktiver, viele Freunde hat er nicht und das Glück will und will einfach nicht an seine Tür klopfen. Höchste Zeit, denkt er sich, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Spontan trifft er de...
Kritik: After Earth (USA 2013) – Will Smith und der überforderte Kindersoldat
Abenteuer, Filme, Filmkritiken, Science Fiction / Fantasy

Kritik: After Earth (USA 2013) – Will Smith und der überforderte Kindersoldat

Danger is real. Fear is a choice. Im Vorfeld des ontologischen Alien-Dramas Signs machte das US-Magazin Newsweek 2003 mit einer Coverstory über Regisseur M. Night Shyamalan auf. Der Titel: "The Next Spielberg". Wie sich die Zeiten ändern. 2012 musste Newsweek nach fast 80 Jahren endgültig die Segel streichen und auch Shyamalans Nachruhm aus The Sixth Sense-Tagen ist längst verweht. Nach einigen brachialen Bruchlandungen, die von selbstbeweihräuchernd (Lady in the Water), konfus (Die Legende von Aang) bis zu ergreifend einfältig (The Happening) reichten, versucht der Anfang 40-Jährige mit After Earth nun an alte Erfolge anzuknüpfen, aber bleibt sich doch treu. Nach einer Bruchlandung finden sich der junge Kadett Kitai Raige (Jaden Smith) und sein Vater und kommandierender Offizier C...