Die besten Filme des Kinojahres 2018 – Pascal stellt seine Lieblinge vor

© Sony

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und Filmportale der ganzen Welt haben sich dahingehend verschworen, euch mit Aufzählungen der besten Filme des Jahres zu bombadieren. Wir machen dabei natürlich keine Ausnahme, vor allem nicht 2018, handelte es sich dabei doch um ein sagenhaft gutes (Kino-)Jahr. Auch wenn ich Luca Guadagninos Suspiria noch nicht gesehen habe und auch viel Interesse an Cold War sowie Shoplifters mitbringe, stelle euch euch nun meine Top 10 des Jahres vor. Viel Spaß damit!

10. In den Gängen (Thomas Stuber)


In den Gängen ist ein Film, der zum Verweilen einlädt; der in seiner ungefilterten Menschennähe schwelgt; der einen in seiner schieren Alltäglichkeit einsaugt und für lange Zeit nicht mehr freigibt. Irgendwie wird man die Gänge des Marktes für dieses Jahr wohl nicht mehr verlassen; dort, wo auch mal längere Blicke direkt durch die halbvollen Regale ausgetauscht werden, wo der Gabelstapler sogar das Rauschen des Meeres imitieren kann, wo Sibirien nur drei Gänge nach links und das süße Schlaraffenland nur fünf Schritte nach rechts entfernt ist. Da, wo das echte Leben stattfindet. In der ostdeutschen Nachtschicht. Poesie.

09. First Reformed (Paul Schrader)

Paul Schrader spricht ganz gezielt von globalen Ängsten und artikuliert First Reformed auch als psychologischen Querschnitt durch das Gespinst der Angst einer Gesellschaft, die irreversiblen Katastrophen entgegensteuert und dabei keine Mittel mehr findet, sich selbst lebendig zu erhalten. Terrorismus, Lobbyismus, Umweltverschmutzung. Sind wir die Geister, die Gottes Schöpfung rief? In seiner strengen Formalität erinnert Schraders Ägide an die große Namen des Weltkinos, Ingmar Bergman und Robert Bresson unzweifelhafte Vorbilder, denen First Reformed Tribut zollt, ohne dabei aber sich seiner eigenen Identität zu entledigen. [Unsere Kritik]

08. Mission: Impossible – Fallout (Christopher McQuarrie)

Neben seiner Düsternis, seiner in seinen besten Momenten sehr eindringlichen Charakter-Introspektion, ist das hier ein sagenhaft gut komponierter Action-Film. Die Stunts sind phänomenal, die Set Pieces dynamisch, erschlagend in ihrer Brachialgewalt, liebkosen in ihrer Sinnlichkeit: Sie scheinen die Zuschauer, wie auch Hunt und sein Team, in ihrer unvermittelten Bedrohung schlichtweg zu verschlingen. Ein Meisterwerk seiner Klasse. Der beste Teil der Reihe. Ein Genickbruch für James Bond. Ein Siegeszug für Tom Cruise. Der Rest kann zu diesem Mann nur mit Erstaunen aufsehen. [Unsere Kritik]

07. Ungehorsam (Sebastián Lelio)

Ein wundervoller, intimer und ebenso eindringlicher Film über die Liebe zweier Frauen, die gegen den religiösen Traditionalismus und patriarchale Strukturen aufbegehren und auf ihren Anspruch auf individuelle Freiheit bestehen. Dass dieser großartig gespielte und ebenso feinfühlig inszenierte Film in Deutschland keine Kinoauswertung erhalten hat, sondern nur auf DVD erschienen ist, ist schier unglaublich (und eine ebensolche Frechheit).

06. The House That Jack Built (Lars von Trier)

Jahrelang hat Lars von Trier die Hölle studiert, jetzt erschafft er sich endgültig seine eigene. The House That Jack Built ist Abschiedsbrief, Grabrede und Vermächtnis in einem. So ungestüm wie ein Kleinkind, dem moralische Prinzipien vollkommen fremd sind; teilweise so bitterböse (und unfassbar komisch), als würde man die Coens Amoklaufen lassen und vor allem so betäubend, schockierend und bedrückend wie das detaillierte Tagebuch eines Zwangsneurotikers im Blutrausch. [Unsere Kritik]

05. A Beautiful Day (Lynne Ramsay)

Ein zutiefst todessehnsüchtiger Film. Der Taxi Driver des 21. Jahrhundert. Auch Lynne Ramsay schweißt die Verlorenheit eines Mannes in der Großstadt in verstörenden und gleichermaßen poetischen Bilder für die Ewigkeit ein. Ich war sprachlos von diesem schöpferischen Feingeist. Von dem destruktiven Mut, einen Film nicht zu Ende zu denken, um ihn dadurch vollends erblühen lassen zu können.

04. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (Martin McDonagh)

Zutiefst menschliches Charakterkino über die Wege der Trauer, der Gewalt, des Zorns, der Moral und ihrer Umkehrung. Eine von Menschenkenntnis und Lebensweisheit bis zum Rand gefüllte Komödien-Tragödie, scharfzüngig geschrieben, exquisit gespielt, berührend, urkomisch, bitter, zynisch, liebenswert, hässlich, jenseits von einfachen Antworten. [Unsere Kritik]

03. Transit (Christian Petzold)

Ein Kino der Verblassenden. Ein Kino der Verlassenen und Verlassenden. Die Antwort, wer mehr zu leiden hat, die Verlassenen oder die Verlassenden, beantwortet Christian Petzold in diesem von aufwühlender Ungewissheit beseelten Geniestreich für sich gewohnt unkonventionell. Im Brennglas der Gegenwart jedenfalls hallt das Echo der Vergangenheit noch lange nach. Viele warten, viele sind rastlos, irgendwie unentschlossen, aber vielleicht, wenn man seinen Kopf zur Tür dreht, steht sie da, die Liebe, die es eigentlich gar nicht gibt. Willkommen in der Hölle der Einsamkeit.

02. The Florida Project (Sean Baker)

Ein Film, der um seine Ambivalenzen weiß, und beständig an sie glaubt, anstatt sie zu verdammen. So wie er eben auch die Hauptfiguren glaubt, anstatt sie zu maßregeln. Er glaubt an die Schönheit, die das Dasein am Existenzminimum besitzen kann, aber er kennt auch die bedrückende, destruktive Schwere. Ähnlich wie der Baum, der umgestürzt ist, aber trotzdem weiterwächst. Der beste Film des Jahres? Womöglich.

01. Call Me by Your Name (Luca Guadagnino)

Das hier ist kein Problemkino, sondern ein hypnotischer Sog der Sinnlichkeit. Es gibt nur noch die Dinge selbst, keine übergeordneten Verstrebungen, keine Verklausulierungen, nur das Geheimnis der Liebe. Ein Triumph.

HIER geht es zu Leonhards und Philippes Lieblingsfilmen des Jahres 2018. Weitere Listen folgen bis Ende des Jahres täglich.

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