Schlagwort: Review

Kritik: Days and Nights (USA 2014)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Days and Nights (USA 2014)

Die Titte der Hexe muss eingefroren sein.“ „Days and Nights“ darf sich in die Tradition von Ensemblefilmen stellen, die sich seit Dekaden daran abarbeiten, das dysfunktionale Familiengerüst mit der tatkräftigen Unterstützung von namhaften Personal zu verdichten und menschliche Abgründe an die Oberfläche zu fördern, die sich sukzessive, aber gewaltig wie ein Unwetter am Esszimmertisch zusammenbrauen. Dass es der von Christian Camargo inszenierte Film nicht ganz mit dem Großkaliber eines „Im August in Osage County“ aufnehmen kann, steht außer Frage, allerdings muss das hier in Deutschland direkt für den Heimkinomarkt erschienene Werk den Vergleich zu John Wells' Kleinod nicht scheuen, divergiert die künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Sujet der ominösen 'Familienbande' doch von ...
Kritik: Insidious: Chapter 3 (CA/US 2015)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Insidious: Chapter 3 (CA/US 2015)

No matter what happens. No matter what you see. Stay strong. James Wan darf sich dank „Insidious“ oder „The Conjuring“ als eine Art (Neu-)Initator des großspurigen Horror-Blockbusters definieren lassen, hat der Australier es doch vollbracht, mit diesen Filmen das Mainstreampublikum in Scharen abzuholen und Unsummen in die Kinokassen zu spülen. Die Konsequenzen dessen kamen auf dem Fuße: Beide Werke werden nun und in Zukunft bis zum Erbrechen gemolken (aber das kennt der kreative Kopf hinter „Saw“ ja ohnehin schon). Zu „The Conjouring – Die Heimsuchung“ wurde im letzten Jahr auch schon ein desaströses Spin-off namens „Annabelle“ veröffentlicht, bei dem Regisseur John R. Leonetti in sagenhafter Inkompetenz gleich mal veranschaulichte, wie man einem Roman Polanski NICHT Tribut zollt. A...
Kritik: The Gunman (USA 2015)
Filme, Filmkritiken

Kritik: The Gunman (USA 2015)

You did your part, I did mine. We all find a way to justify it. Unter dem neumodischen Begriff „Geriaction“ versteht man die Art von Action-Filmen, die sich durch ihr durchaus in die Jahre gekommenes Zugpferd auszeichnen: „96 Hours“ gab 2008 dafür den Startschuss und ließ Liam Neeson unter der Ägide von Pierre Morel als vor Wut schäumenden Berserker durch Frankreichs Hauptstadt meucheln. Diesem kommerziell äußerst ergiebigen Feldzug folgten Mel Gibson („Auftrag Rache“), Denzel Washington („The Equalizer“) und auch Michael Caine (Harry Brown), wenngleich nicht mit dem selben Box-Office-Renommee, aber grundsätzlich immer noch so ansprechend, dass man den gestandenen Darstellern gerne dabei zusieht, wie sie sich ebenfalls als Ein-Mann-Armee profilieren wollen. Ist es im Kontext dieser ...
Kritik: Out of the Dark (CO/ES/US 2014)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Out of the Dark (CO/ES/US 2014)

„Ich weiß, was ich gesehen habe!“ Den in Barcelona geborenen Regisseur Lluis Quilez sollte man in der Zukunft tatsächlich einmal genauer ins Auge fassen. Und das, obwohl sein erster Spielfilm „Out of the Dark“ nicht einmal sonderlich gelungen ist. Aber wie es oftmals nun mal so ist, gewinnen Filme ihren Reiz nicht aus der ästhetischen Formvollendung, sondern weisen in ihrem Scheitern ansprechende Facetten auf, mit denen man sich viel eher auseinandersetzen möchte: Es lockt das Unfertige, Ungenaue, Unentwickelte. „Out of the Dark“ bildet dort keine Ausnahme, paradoxerweise ist das Endergebnis ein Horror-Film von der Stange, der sich etwas zu sehr daran aufhält, die Syntax des Genres in Ehren zu halten, ihr sklavisch Schritt für Schritt nachzueifern, anstatt die Courage herauszunehmen...
Kritik: Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst! (CA 2014)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst! (CA 2014)

Findest Du immer noch, dass ich gut aussehe?“ Schon im Jahre 2012 konnte Michael J. Gallaghers „Smiley - Das Grauen trägt Lächeln“ in Ansätzen veranschaulichen, wie interessant es doch anmutet, den Slasher-Film geradewegs in das digitale Zeitalter zu übersetzen. Trevor Matthews setzt dieses gefällige Gedankenspiel nun fort, ist mit „Girlhouse - Töte, was Du nicht kriegen kannst!“ aber weitaus weniger daran interessiert, infantil aus dem nerdgeschichtlichen Fundus zu fleddern und gebärt sich auch als ein Filmemacher, der mit einem (partiell) wunderbaren Auge für den Moment zu handwerken weiß: Hier thront die Intensität über der Albernheit. Dass es letzten Endes dann wohl doch nicht für den ganz großen Hit reicht, liegt daran, dass der Slasher innerhalb seiner normierten Struktur nur ...
Filmkritiken

"Going Clear" (US 2015) Kritik – Dysfunktionale Beziehungen als Geschäftsmodell

Autor: Levin Günther "Dianetics, Hayakawa noted, was neither science nor fiction, but something else: “fictional science.”" Diese Kritik zu der Scientology-Dokumentation ist besonders. Wenn man nämlich weiß, wie die „Kirche“ mit Mitgliedern, Ex-Mitgliedern und Kritikern umgeht, wird man auf einmal hellhörig und aufmerksam bei dem, was man schreibt. Darauf wird später noch weiter eingegangen. Die Produktion dieser Dokumentation hat der Freund aller Serienfans übernommen: HBO. Im Voraus haben sie sich mit 160 Anwälten ausgerüstet, die alles prüfen und sich gegen einen Sturm von Klagen vorbereiten sollten, was gar nicht so dumm ist, weil die Organisation eben jene Taktik schon einmal benutzt hat, um das Steueramt der Vereinigten Staaten von Amerika in die Knie zu zwingen. Brisanz gehört sch...
Filmkritiken

"Das Verschwinden der Eleanor Rigby: Him & Her" (US 2014) Kritik – Die Gegenwart ist die schwierigste Zeit

Autor: Levin Günther „A shooting star lasts only for a second, but you’re still glad that you saw it.“ Der Regisseur Ned Banson hatte eine ganz tolle Idee, als er eine kriselnde Beziehung zweier Menschen anhand von zwei Filmen zeigen wollte. Ein Film aus der Sicht der Frau und ein Film aus der Sicht des Mannes. Mit dem „Verschwinden der Eleanor Rigby“ hat er eben dies gemacht und den beiden Teilen den Zusatztitel „Her“ und „Him“ verpasst. Aber selbst wenn Namen wie James McAvoy und Jessica Chastain im Film zu sehen sind (mit welchen wirklich eine perfekte Wahl getroffen wurde), ist es für eine Produktionsfirma zu riskant, zwei Einzelfilme zu veröffentlichen, die eine Geschichte erzählen. Sowas geht nicht mehr, weshalb Ned Banson zudem eine dritte Version zusammengeschnitten hat, die Szen...
Filmkritiken

"Mutants" (FR 2009) Kritik – Die Menschheit am Abgrund, doch die Liebe bleibt

Autor: Pascal Reis „Du musst verhindern, dass ich so werde wie sie.“ Selbstverständlich hat „Mutants“ das Zombie-(Sub-)Genre nicht neu erfinden können, der Franzose David Morley aber hat es immerhin zustande gebracht, der durch unzählige Ausformungen schon reichlich trivialisierten Thematik um carnivorische Wiedergänger und virulente Infektionskrankheiten Facetten abzuringen, die über den 'Gefressen und gefressen werden'-Topos hinausgehen. Dass sich das französische (Horror-)Kino im Jahre 2009 ohnehin in eine rein auf das Genre bezogene Vormachtstellung zurechtrückte und durch heftige Reißer wie „High Tension“, „Inside – Was sie will ist in dir“ und „Martyrs“ wiederholt in Sachen Schonungslosigkeit und inszenatorischer Stringenz aus dem Output des internationalen Marktes herausstach, l...
Filmkritiken, Serien

"Cosby" (Staffel 3) Kritik – Das Spießbürgertum von seiner blindwütigen Seite

Autor: Sebastian Groß „Honey, excuse me…“ Von 1984 bis 1992 lief „The Bill Cosby Show“ auf dem US-Sender NBC und zählte zu den erfolgreichsten Sitcoms ihrer Generation. Die Serie etablierte ein neues Bild afroamerikanischer Bürger. Statt diese entweder in ärmlichen Verhältnissen zu zeigen, oder als mit Schmuck und Frauen behangene Kingpins, waren die Huxtables genauso, wie man sich damals eine (weiße) Familie der oberen Mittelschicht vorstellte. Hier galt das Credo „Heile Welt obsiegt immer“. Das war so erfolgreich, dass die 1987 gestartete Sitcom „Eine schrecklich nette Familie“ den absoluten Gegenentwurf dazu darstellte, weswegen die Bundys anfänglich sogar unter dem Titel „Not the Cosbys“ über die Mattscheibe der 1980er Jahre flimmern sollten. Mit der White Trash-Familie rund um Sch...
Filmkritiken

"Maggie" (USA 2014) Kritik – Schwarzenegger macht ‘n Ruhigen

Autor: Levin Günther „Was ist die dritte Option?“ - „Bring es hinter dich.“ Bevor „Maggie“ seinen Produktionsstart feiern konnte, stand das Drehbuch zum Film auf der „Blacklist“. Das ist eine Liste, die die jährlich besten, aber nicht produzierten Drehbücher nennt und man muss gestehen, dass die schriftliche Vorlage zum Film zu gut ist, um in den Untiefen der Hollywood-Keller zu verstauben. Für knappe fünf Millionen Dollar wurde der Film dann, mit Beihilfe von Mr. Universum, produziert und schafft es sogar, den Betrag voll und ganz auszuschöpfen, ohne je visuell qualitativ einzuknicken. Das Zombie-Genre ist momentan überaus gefragt, im Fernsehen wie im Kino, und freut sich jährlich über immer mehr Vertreter von allerdings oft fragwürdiger Qualität. Wie in Filmen dieser Art üblich, finde...