Kritik: The Creator (USA 2023)

The Creator Film 2023

Whoever has that kid wins the war.

Filme bieten seit Jahrzehnten die verschiedenste Perspektiven auf die Beziehung zwischen Künstlichen Intelligenzen und der Menschheit. Hierbei werden immer wieder essenzielle, komplexe philosophische Fragen nach der moralischen und ethischen Verantwortung im Umgang mit fortschrittlicher Technologie gestellt. Die KI wird in der Filmkunst zudem auch immer öfters als Möglichkeit betrachtet, um Schwächen und Herausforderungen der Menschheit zu beleuchten.

Diese Ansätze verfolgt nun auch der neueste Science-Fiction-Blockbuster von Gareth Edwards. Der britische Regisseur konnte bisher mit dem kleinen Überraschungshit Monsters (2010) sowie zuletzt mit dem herausragenden Rogue One: A Star Wars Story (2016) auf sich aufmerksam machen – wohingegen seine Godzilla-Interpretation (2014) ziemlich überraschungsarm blieb. The Creator ist nun, basierend auf einem Originaldrehbuch, Gareth Edwards bisher ambitioniertestes Filmprojekt. Aus Budgetsicht kostete Rogue One: A Star Wars Story immerhin noch doppelt so viel.

Die Frage, die sich mir stellte, nachdem ich den Trailer gesehen hatte, war eindeutig: Wie schlau wird The Creator mit DEM zentralen Thema unserer Gegenwart umgehen? Genug schlechte KI-Filme gibt es immerhin schon und die Welt braucht alles andere als weitere. Ist The Creator jetzt also nur substanzloses Kino und ein Schuss in den Ofen, wie die zu ihrer Zeit ebenso neugierig machenden Chaos Walking und Chappie? Oder doch mal wieder ein gelungenes Science-Fiction-Highlight wie District 9?

Kurz und schmerzlos: The Creator macht leider dieselben Fehler wie zahlreiche andere Filme seiner Gattung: Wir tauchen in eine fesselnde Welt ein, doch anstatt innerhalb dieses Rahmens eine glaubhafte Geschichte zu erzählen, fallen die atemberaubende Optik sowie die faszinierenden Konzepte dem stupiden Drehbuch zum Opfer, das dermaßen unausgegoren daherkommt, dass man unweigerlich daran zweifeln muss, ob es überhaupt von Menschenhand geschrieben wurde. Angeblich zeichnen sich Edwards selbst und Chris Weitz für das Drehbuch verantwortlich – dem Resultat entsprechend geschlussfolgert haben sie wohl nur nochmal über einen KI-generierten Text drüber geschaut.

The Creator 2023 John David Washington

Selbstverständlich durfte sich vorab wieder eine Menge ausgewählter Personen ihre Meinung von The Creator bilden – das kennen wir ja schon seit Jahren, insbesondere Produktionsstudios diverser Comicverfilmungen kennen sich mit dieser Art des Marketings ganz besonders gut aus. Wenig überraschend vielen die ersten Reaktionen ziemlich unkritisch aus, nur drei Beispiele: “The Creator ist erstaunlich gut. Meiner Meinung nach der beste Film des Jahres und der beste Science-Fiction-Film seit Ewigkeiten.” oder “Der Film spielt neben Terminator 2, Alien und Star Wars und ist ein absolut umwerfendes Beispiel dafür, wie Science-Fiction eine Parallele zu unserer Welt darstellen kann.” oder “The Creator ist ein meisterliches, originelles-Science-Fiction-Stück. Gareth Edwards ist einer unserer großartigen Filmemacher.”

Es ist schon richtig, The Creator bewegt sich zwischen allen denkbaren Science-Fiction-Highlights der letzten Jahrzehnte. Nur nicht gekonnt, die Ansätze sind alle altbekannt: Ein KI-Kind wird verfolgt (Spielbergs A.I. – Künstliche Intelligenz), es wird allgemein Jagd auf Roboter gemacht (Scotts Blade Runner) und die künstliche ist mittlerweile der menschlichen Intelligenz überlegen (Matrix, Ex Machina und viele andere). Letzteres in The Creator aber nur so lange, wie es in das Konzept des Films passt. Es gibt nämlich nicht nur eine entscheidende Szene, in denen die Roboter wie die größten Blödiane auf Erden handeln.

Was wirklich von The Creator bleibt, ist die Optik. Die westliche Welt befindet sich in einem unerbittlichen Krieg mit Neu-Asien, wo die Künstliche Intelligenz ein fester Bestandteil der Gesellschaft geworden ist, wohingegen die KI in der westlichen Welt, nachdem sie eine Atombombe auf Los Angeles abgeschmissen hat, zum Todfeind erklärt wurde. Als Kommentar auf aktuelle globale Konflikte und gesellschaftliche Entwicklungen kann das kaum verstanden werden. The Creator interessiert sich nämlich nur wenig für brandaktuelle Fragen, sondern einzig und allein für seine Schauwerte. Thailand ist fraglos spektakulär als Haupthandlungsschauplatz in Szene gesetzt und die Actionszenen erinnern immer wieder an Apocalypse Now. Wenn Riesenpanzer sich ihren Weg durch die idyllischen Insellandschaften bahnen, macht sich auf der anderen Seite eine Hoffnungslosigkeit breit wie beim erschütternden Bombardement des Küstendorfs in Francis Ford Coppolas Antikriegsmeisterwerk.

Nach dem Kinobesuch von The Creator bleibt im Gegensatz zu den genannten Meilensteinen des Science-Fiction- und Kriegsfilms insgesamt nicht viel in Erinnerung. Gareth Edwards neueste Regiearbeit sieht zwar gut aus, bietet aber nur oberflächliche Reize. Die Androiden sowie Roboter sind allesamt von einem schlichten Design – jede Roboternebenfigur in den aktuellen Star Wars-Filmen und -Serien besitzt mehr Leben. In The Creator werden die verschiedenen Formen der KI dennoch als absolut human und als einzige logische Evolution dargestellt, wohingegen die Menschen größtenteils das Inhumane verkörpern. Ist das schon Propaganda? Zumindest hätten es sich Gareth Edwards und sein Team nicht einfacher machen können. John David Washington bietet in dem ganzen Durcheinander noch das solideste Schauspiel. Garniert wird das zumeist chaotische Geschehen mit einem uninspirierten Hans Zimmer Score. Der Wiederverwerter wäre wohl der passendere Titel gewesen, denn bis auf ein paar sich einprägende Bilder wird hier nicht viel Aufregendes geboten.

★★★★☆☆☆☆

The Creator startet am 28. September 2023 deutschlandweit in den Kinos. Ab dem 19. Januar 2024 ist der Film fürs Heimkino erhältlich. Hier geht’s zum Trailer.

1 Comment

  • Matthias Then

    Schade, irgendwie habe ich den Eindruck, dass Sie den Film nicht wirklich gesehen haben? So oberflächlich die Kritik ihrerseits, so wird außer Acht gelassen, welch spannenden und Philosophischen Rahmen der Geschichte umspannt und die Bindung der Hauptcharaktere und der Frage nach der Menschlichkeit und was sie letztendlich ausmacht. Dieses Element war für den Film von Beginn an bindend und zugleich faszinierend, Eingebettet in einen optisch wunderbar gestalteten Rahmen, welcher mit weitaus geringeren Budget aufkommt als viele Film ähnlichem Genre. Das ist schön die große Kunst für sich. Ich vergebe den Film deshalb sehr gute 8 Punkte!

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