Kritik: Solo: A Star Wars Story (USA 2018)

© Lucasfilm Ltd

I thought we were in trouble there for a second, but it’s fine. We’re fine.

Mir persönlich ist Star Wars ja egal. Das soll nicht heißen, dass ich dem Franchise nichts abgewinnen kann – immerhin habe ich alle Teile der Sternensaga gesehen und gehe immer gerne ins Kino, wenn ein neues galaktisches Abenteuer lockt – ich schreibe dies lediglich, um klarzumachen, dass ich verhältnismäßig unbeschwert an die neuste Einzelepisode des Star-Wars-Kosmos herantreten kann. Es geht mir bei der Schilderung meiner Eindrücke zum neusten Nebenprodukt aus dem Star-Wars-Universum also nicht um eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Kanon – darum sollen sich andere, besser qualifizierte Schreiberlinge kümmern, sondern lediglich um das reine Sehvergnügen eines Popcorn-Blockbusters. Und sind wir mal ehrlich, Star Wars war und ist schon immer leicht verdaulicher Kino-Bombast mit märchenhaften Anleihen gewesen. Wer sich in Episode VIII über die Porgs und dessen offensichtlich auf Vermarktbarkeit ausgerichtete Erscheinung echauffiert, der hat wohl die bärig-knuddeligen Ewoks vergessen, die sich in Die Rückkehr der Jedi-Ritter auf dem Waldmond Endor ein plüschiges Gefecht mit den imperialen Truppen lieferten und im Nachhinein nicht nur mehrere kindgerechte Fernseh-Specials, sondern auch eine eigene Animationsserie erhielten. Star Wars war schon immer auf familienfreundliche Unterhaltung bedacht und genau hier lässt sich auch Solo: A Star Wars Story, der neuste Zwischenton der intergalaktischen Sternenoper, einordnen, denn auch dieser schielt eher darauf ein Massenpublikum zu befriedigen, als den Wünschen der eingefleischten Fans nachzukommen.

Irgendwie wurde fast erwartet, dass Solo: A Star Wars Story Disneys erster Flop im Sternenkosmos Star Wars wird – natürlich waren die Unkenrufe auch nicht ganz unbegründet, schließlich stand das ausgegliederte Prequel unter keinem guten Stern. Die Hiobsbotschaften über fehlendes Schauspielkönnen des Hauptdarstellers, Chaos am Set und die Sorge um ausbleibende Einnahmen am chinesischen Markt, gipfelten letztlich in der Entlassung des Regie-Duos Phil Lord und Christopher Miller, die im Vorfeld der Dreharbeiten mit ordentlich Brimborium vorgestellt worden waren. An ihrer statt nahm Regie-Veteran Ron Howard (Apollo 13) die Zügel in die Hand – und dieser machte aus Solo: A Star Wars Story einen glattgebügelten, aber dennoch kurzweiligen Sci-Fi-Kracher, der sich in seinen besten Momenten wie ein galaktischer Buddy-Film anfühlt. Solo: A Star Wars Story dürfte niemanden aus den Sitzen hauen, ist aber auch weit davon entfernt, als Flop gesehen werden zu können.

Trotz eklatanter Schwächen, von denen wohl die Größte sein dürfte, dass sich Solo: A Star Wars Story stets wie ein Appetithäppchen zu einem weitaus größeren Abenteuer (um nicht zu sagen, dem Auftakt einer neuen Filmreihe) anfühlt, funktioniert das gemeinschaftliche Miteinander von Han Solo und seinem treuen Wegbegleiter Chewbacca ausgesprochen gut. Die sich während einzelner Heist-Episoden langsam entspinnende Bromanze zwischen dem gutherzigen Han und dem missverstandenen Chewie bietet dem ungleichen Paar endlich den Spielraum, der ihnen während der regulären Star-Wars-Episoden stets verwehrt blieb. Überhaupt ist Solo: A Star Wars Story vollgestopft mit Verweisen und Easter Eggs zu anderen Filmen der Serie. Letztlich hätte es dem Film gut getan, wenn der Fanservice nicht nur auf solch oberflächlicher Ebene betrieben worden wäre, sondern sich auch im Drehbuch widergespiegelt hätte, denn mehr als jeder andere Eintrag im Star-Wars-Franchise wäre wohl die Origin-Story um Han Solo ein Film für die echten Fans gewesen.

Harrison Ford hat dem Star-Wars-Franchise endgültig und auf eigenes Drängen den Rücken gekehrt, doch Han Solo lebt weiter: Die überlebensgroßen Fußstapfen des draufgängerischen Weltraumschmugglers sollen in Solo: A Star Wars Story nun von Alden Ehrenreich (Hail, Caesar!) ausgefüllt werden. Ehrenreich, bisher kein Big Player in Hollywood-Blockbustern, musste sich dabei bereits während der Dreharbeiten die Frage gefallen lassen, ob er denn gut genug schauspielern könne, um die Rolle des Han Solo glaubwürdig zu verkörpern. Im Nachhinein eine unbegründete Furcht, denn dessen Rolle krankt nicht an den schauspielerischen Qualitäten des Darstellers, sondern an einer zahnlosen Charakterzeichnung. Solo: A Star Wars Story führt dabei eben jenen Weg konsequent fort, den George Lucas mit der Neubearbeitung der legendären „Han shot first“-Szene beschritt und wandelt den einstigen Antihelden in einen moralisch unangreifbaren Saubermann um, der nicht in erster Linie für sich, sondern für Gerechtigkeit und die große Liebe eintritt.

Fazit: Solo: A Star Wars Story ist solide Blockbuster-Massenware, die durchaus zu unterhalten vermag, hartgesottene Star-Wars-Fans aber eher enttäuschen dürfte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.