Filme

Kritik: Inferno (USA 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Inferno (USA 2016)

Humanity is the disease, Inferno is the cure. Das kam zusammen, was zusammen gehört: Ron Howard, erfolgreicher Hollywood-Regisseur von Gefälligkeitsware wie A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn oder Rush – Alles für den Sieg inszenierte mit dem wohl niemals negativ behafteten Tom Hanks die Verfilmung eines der erfolgreichsten Bücher der letzten Jahre. Als 2006  Sakrileg – The DaVinci Code in die Kinos kam löste der Film einen rigorosen Boom aus. Überall ging es um Verschwörungen, Illuminaten, Freimaurer und die Geheimnisse der Kirche. Ein Trend der sich einige Zeit hielt und erneut aufkochte, als die Fortsetzung Illuminati (eigentlich ein Prequel) über die Leinwände flimmerte. Da verwunderte es schon, dass die nächste Dan Brown-Verfilmung stolze acht Jahre auf sich warten ließ. Doc...
Kritik: Cabin Fever – The New Outbreak (USA 2016)
Filme, Filmkritiken, Heimkino

Kritik: Cabin Fever – The New Outbreak (USA 2016)

It's in the water! Die Recyclingpolitik moderner Filmproduktionsstätten nimmt immer absurdere Züge an: Nicht nur, dass ein Franchise, welches längst zu einem sehr zufriedenstellenden Schlusspunkt geführt wurde, Jahre später zurück ins Leben gerufen wird, um die Cashcow mit klobigen Fingern zu melken (siehe Creed – Rocky's Legacy oder Jason Bourne); nein, nun werden schon Remakes von Filmen bemüht, die keine 15 Jahre auf dem Buckel tragen und sich dazu auch noch ein Entstehungsland teilen: Die lachhafte Ausrede, dass Amerikaner nicht gerne Untertitel lesen, verliert dementsprechend offenkundig an Gehalt. Letzteres indes ist nun auch Eli Roths Schundperle Cabin Fever widerfahren, die mit Cabin Fever – The New Outbreak von Travis Zariwny eine Neuauflage erhalten hat, nach der vermutlich (o...
TIFF-Kritik: Lion – Der lange Weg nach Hause (AU, GB, US 2016)
Festivals, Filme, Filmkritiken, Specials

TIFF-Kritik: Lion – Der lange Weg nach Hause (AU, GB, US 2016)

"Never give up, though." 1986, im Alter von fünf Jahren, schläft der junge Saroo in einem Zug ein und tritt unfreiwillig eine 1.600km lange Reise nach Kalkutta an. Komplett auf sich alleine gestellt und nicht die regionale Sprache Bengali sprechend, muss Saroo eine wochenlange Odyssee in der 15 Millionen Einwohner Stadt durchleben, bis ihn schließlich eine Organisation für Adoptionen von der Straße holt und zu einer Familie nach Tasmanien vermittelt. 25 Jahre später holt Saroo in Tasmanien die Vergangenheit ein und er begibt sich auf die Suche nach seinem Heimatort und nach seiner Familie. So banal wie diese inhaltliche Zusammenfassung klingt, so unerträglich ist letzten Endes Garth Davis Regiedebüt Lion geworden. In drei größeren Abschnitten schickt Davis seinen Hauptcharakter S...
TIFF-Kritik: Raw (FR 2016)
Festivals, Filme, Filmkritiken, Französischer Film, Heimkino, Horror

TIFF-Kritik: Raw (FR 2016)

Das Langfilmdebüt der Französin Julia Ducournau hat auf dem Toronto International Film Festival erst einmal dadurch die große Runde gemacht, dass zwei Zuschauer während der Premiere kollabiert sind. Raw war insofern also genau der richtige Film, um in der Sektion Midnight Madness des Festivals zu starten. Der Film ist in der Tat nur schwer zu verdauendes Horrorkino, das sich, kurz zusammengefasst, um eine junge, streng erzogene Vegetarierin dreht, die mit 16 Jahren auf eine Schule für Tiermedizin wechselt und dort eher unfreiwillig ihre unbändigende Lust auf rohes Fleisch jedweder Couleur entdeckt. Julia Ducournau hat mit Raw einen Genre-Bastard auf die Welt losgelassen, der sicherlich noch in einigen Ländern bei seiner Veröffentlichung für Furore und Diskussionen sorgen wird. Das ist ...
TIFF-Kritik: (Re)Assignment (US 2016)
Action, Festivals, Filmkritiken

TIFF-Kritik: (Re)Assignment (US 2016)

Vier Jahre liegt nun bereits die letzte Regiearbeit von Actionspezialist Walter Hill zurück, der sich vor allem mit The Driver (1978), The Warriors (1979) und Last Man Standing (1996) einen Namen gemacht hat. Die genannten Filme sind dann aber auch die wenigen wirklichen Highlights in einer ansonsten eher soliden Filmographie, obwohl Hill aber ohne Frage auch abseits des Regiestuhls, ob als Autor von Sam Peckinpahs Klassiker The Getaway (1972) oder als Produzent des Sci-Fi-Action-Meilensteins Aliens (1986), seine Spuren in der Filmlandschaft hinterlassen hat. Nachdem Walter Hill in den letzten Jahren aber allerhöchtens noch durch die Regie der ersten Folge der Western-Serie Deadwood (2004) auf sich aufmerksam machte und schließlich mit Bullet in the Head (2012) eher verzweifelt krampfha...
Kritik: Entertainment (USA 2015)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Entertainment (USA 2015)

Why don't rapists eat at T.G.I. Friday's? Well, it's hard to rape with a stomachache. Er schlurft apathisch durch das Innere eines ausrangierten Verkehrsflieger, geht in die Hocke und blickt durch die abgerundeten Fenster, die doch niemals eckig sein dürfen, da sie sonst dem Druck, der innerhalb der Kabine künstlich erhöht werden muss, nicht standhalten. Er, das ist ein namenloser Komödiant (Gregg Turkinton), ein Schatten ohne Vergangenheit und Zukunft – und wie die ausgehöhlte Maschine auf dem Flugzeugfriedhof wird auch der Namenlose nie wieder eine Möglichkeit finden, sich mit Leben zu füllen. Das sind rosige Aussichten, möchte man meinen, und Rick Alverson hat mit seinem Vorgängerwerk The Comedy bereits bewiesen, dass er Menschen nicht nur bis an den Rand des Abgrundes begleitet, son...
Kritik: The Light Between Oceans (USA, GB, NZ 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: The Light Between Oceans (USA, GB, NZ 2016)

One day this will all feel like a dream. Derek Cianfrance ist der Regisseur für die eindringlichen Kino-Momente: Mit Blue Valentine und The Place Beyond the Pines hat der Indie-Filmemacher aus dem Leben gegriffenes Gefühlskino inszeniert, das trotz hoher emotionaler Dichte frei von Kitsch geblieben ist. Mit The Light Between Oceans kommt nun endlich der nächste Film des amerikanischen Regisseurs in die Kinos und wieder bietet Cianfrance große Bilder und noch größere Gefühle. Doch im Gegensatz zu seinen Vorgängern, nimmt die Geschichte um den Kriegsveteranen und Leuchtturmwärter Tom Sherbourne (Michael Fassbender) und dessen verhindertes Familienglück nie richtig Fahrt auf. Insbesondere in der Charakterzeichnung, eigentlich das Meisterstück seiner bisherigen Filme, offenbaren sich ...
Kritik: The Comedy (USA 2012)
Filme, Filmkritiken

Kritik: The Comedy (USA 2012)

I didn't realize you were so funny! Man kann teilweise kaum hinschauen, schüttelt sich, weil man von den Szenen angewidert ist und sich irgendwann am liebsten irgendwo in Sicherheit flüchten möchte. Es sind Gefühle, die so sonst nur von extremen Horrorfilmen erzeugt werden, doch Rick Alversons Werk ist ein Drama, mit dem noch dazu frech-provokanten Titel The Comedy. Der Regisseur mutet dem Betrachter einen Blick ins momentane Williamsburg zu, der Hipster-Hochburg New Yorks, in der sich zwischenmenschliche Abgründe auftun. Die von Tim Heidecker grandios und beängstigend zugleich gespielte Hauptfigur ist ein 35-jähriger Mann, der mit dem Geld des im Koma liegenden Vaters täglich, und damit ist wirklich jeder Tag gemeint, durch die Gegend schlendert, auf einem Boot übers Meer schippert, A...
Kritik: Die Unfassbaren 2 (USA, CHN, CAN, UK 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Die Unfassbaren 2 (USA, CHN, CAN, UK 2016)

We are going out with a show people will never forget. Bühnenmagie kann nicht auf die Leinwand übertragen werden, jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne. Dem Zuschauer durch vorgegebene Kameraeinstellung die Illusion zu nehmen, einen untrügbaren Blick auf das Geschehen zu besitzen, sprich Herr der Lage zu sein, ist der Tod jeder Leinwand-Zauberei. Höchstens als Gleichnis, wie in Christopher Nolans wunderbarem Drama Prestige kann der magische Funke auf den Zuschauer überspringen. Auch als an Effekten reicher Blockbuster lässt sich Bühnenmagie schwer verkaufen, da das Publikum nicht über die Magie als solche in Erstaunen versetzt werden kann, denn wer lässt sich schon durch ein paar am Computer erzeugte Zaubertricks aus dem Sessel reißen? 2013 versuchte sich Louis Leterrier (Der ung...
Kritik: Ben Hur (USA 2016)
Filme, Filmkritiken

Kritik: Ben Hur (USA 2016)

This is your heartbeat! Es war zwar nicht die erste Verfilmung des 1880 publizierten Romans von Lew Wallace, doch die Verfilmung von William Wyler aus dem Jahre 1959 gilt dennoch als einzigartiges Werk. Kein Wunder, immerhin war der fast vier Stunden lange Film ein enormer Erfolg, war die erste Produktion die elf Oscars gewann und bot alleine mit dem Wagenrennen eine legendäre Szene, die damals Maßstäbe setzte. Nun, nachdem die Geschichte jahrzehntelang nur noch fürs Fernsehen als Mini-Serie umgesetzt wurde, bringt der russische Regisseur Bekmambetow die Geschichte des Judah Ben Hur erneut auf die Leinwand. Timur Bekmambetow, der mit seinen Wächter der Nacht-Filmen einst seine Eintrittskarte für Hollywood löste und mit Wanted sowie Abraham Lincoln Vampirjäger effektreiche wie teils...