Kritik: Dark Shadows (USA 2012) Unsterblichkeit: Segen oder Fluch?

Dark Shadows

My name is Barnabas Collins. Two centuries ago, I made Collinwood my home… until a jealous witch cursed me, condemning me to the shadows, for all time.

Nachdem Tim Burton an der Adaption des Kinderbuch-Klassikers “Alice im Wunderland” kläglich gescheitert ist, konnte es mit seinem neuen Film “Dark Shadows” eigentlich nur bergauf gehen. Wieder sind mit Johnny Depp und Helena Bonham Carter zwei Schauspieler vertreten, die man immer gerne sieht und die daher aus Burtons Filmen nicht mehr wegzudenken sind. An seine glanzvollen Tage weiß Burton allerdings wieder nicht anzuknüpfen, denn er liefert eine Horror-Komödie ab, die nicht richtig Angst macht und einen auch nicht wirklich zum Lachen bringen kann. Der Unterhaltungswert wird allerdings sehr hoch geschrieben.

Im Kindesalter muss Barnabus Collins seine Heimatstadt Liverpool verlassen und mit seinen Eltern in die neue Welt aufbrechen, nach Amerika, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Seine wohlhabenden Eltern bauen dort ihr eigenes Schloss, errichten ein Familienunternehmen und gewinnen so sehr an Einfluss, dass sogar der Fischerort Collinsport nach ihrem Namen benannt wird. Barnabus wächst heran und übernimmt das Familiengeschäft. Auch findet er bald seine große Liebe. Aus Eifersucht, weil Barnabus eine neue Geliebte hat, tötet die Hexe Angelique Bouchard (sexy Eva Green) seine Eltern und seine Geliebte und verwandelt ihn in einen Vampir, den sie für fast 200 Jahre in einen Sarg sperrt. Zwei Jahrhunderte später kann sich Barnabus aus dem Sarg befreien und schwört, seiner Familie zu den ehemaligen glanzvollen Tagen zurückzuverhelfen.

“Dark Shadows” ist Tim Burtons Liebeserklärung an die gleichnamige Gothic Soap Opera, die zwischen 1966 bis 1977 auf ABC ausgestrahlt wurde. Leider stellt diese Liebeserklärung vielmehr ein Resümee der Serie als ein eigenständiges Werk dar, und daran kann weder der toll aufspielende Cast noch die detailverliebte Inszenierung etwas ändern. Man sucht nicht nur vergebens nach einer Geschichte, die einen packen könnte – jemand verliert sich in ein anderes Zeitalter ist eben schon lange nicht mehr lustig – sondern man sucht nach „Planet der Affen“ und „Alice im Wunderland“ auch nach dem Burton, wie man ihn zu lieben gelernt hat. Kurz gesagt: All seine Konsequenz im Geschichten erzählen scheint verloren gegangen zu sein.

Das zentrale Thema in „Dark Shadows“ ist die Unsterblichkeit. Auf der einen Seite die Hexe Angelique Bouchard, die Barnabas so sehr liebt, dass sie ihn letztendlich in eine unsterbliche Kreatur verwandelt. Und auf der anderen Seite eben diese Kreatur, ein Vampir, der sich nicht mit dem gesellschaftlichen Wandel anfreunden kann und dazu verdammt ist, eine sterbliche Frau zu lieben oder eben klein beizugeben und sich für Angelique zu entscheiden.

Eben diese Handlung versucht Burton mit Horror- und Comedyelementen zum Strahlen zu bringen, spart dabei jedoch fast komplett an Dramaturgie. Der Film überzeugt daher mal wieder nur durch seinen typischen Burton-Charme, das heißt überschminkte Schauspieler, detailreiche Kulissen und Danny Elfmans liebliche, teils düstere Musik. Darauf, dass er allerdings mal wieder ein Genre revolutioniert, so wie er es 2007 mit „Sweeney Todd“ getan hat, wartet man vergebens, denn dass Burton inszenieren und namhafte Stars auffahren kann, das ist nichts Neues und so bleiben Überraschungen – abgesehen von einem missratenen Werwolf – und gute Lacher fast völlig aus.

Auch die Liebeserklärung an die 70er Jahre, welche sich in dem traumhaften Farbspiel oder dem Auftritt Alice Coopers widerspiegelt, ist ein Pluspunkt von „Dark Shadows“. Manche Szenen scheinen perfekt, allerdings fehlt durchgehend das Gespür dafür, etwas Ungesehenes zu schaffen, das einem wirklich den Atem raubt und das man nicht nur gut findet, weil man Tim Burton verehrt. Daher ist „Dark Shadows“ auch eher für hartgesottene Burton-Fans geeignet, die dem Ganzen, wenn auch mit enttäuschenden Blicken, etwas abgewinnen werden. Bleibt zu hoffen, dass Tim Burton mit seinem im Herbst in den Kinos startenden „Frankenweenie“ zu seiner alten Stärke zurückfindet. Andernfalls muss man nämlich befürchten, dass er, wie manch anderer Regisseur, aufgrund seiner Selbstverliebtheit zu Grunde geht.

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