Die besten Western-Filme aller Zeiten – Klassiker & Empfehlungen

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Es ist tatsächlich bedauerlich, dass viele Menschen Western-Filme noch immer als ein Genre ansehen, das sich ausschließlich über klischeehafte, maskuline Rituale definiert – mit breitbeinigen Cowboys, rauchenden Colts und staubigen Duellen im Mittelpunkt. Die weit verbreitete Vorstellung, der Western bestehe vor allem aus rauen Helden, die am Lagerfeuer sitzen und nostalgisch von den „gefährlichen Tagen“ erzählen, greift zu kurz. Dabei ist der Western ein vielseitiges und facettenreiches Genre, das weit mehr zu bieten hat als bloße Stereotype. Wer Western-Filme nur auf Wildwest-Romantik und Revolverhelden reduziert, verpasst die ganze Bandbreite an Themen, Stimmungen und erzählerischer Tiefe, die diese Filmtradition auszeichnet.

Falls noch jemand Zweifel am Reiz von Western-Filmen hat, möchte ich gerne unter die Arme greifen. In den letzten Monaten habe ich mir zahlreiche Western-Filme bewusst angesehen: ein paar davon zum ersten Mal, die meisten mit frischem Blick ein weiteres Mal. Dabei entstand eine sorgfältig kuratierte Auswahl, die nicht nur tief in die Mythologie des Wilden Westens eintaucht, sondern auch die beeindruckende Vielfalt und erzählerische Tiefe des Western-Genres aufzeigt. Ob klassischer Italo-Western, moderner Neo-Western oder überraschend unkonventionelle Wildwest-Geschichten – diese Liste soll dazu einladen, den Western neu zu entdecken oder vielleicht erstmals wirklich zu verstehen.

Ich wünsche viel Freude beim Lesen und beim (Wieder-)Entdecken großartiger Western-Filme – und bin gespannt: Welche gehören zu Euren persönlichen Favoriten?

Ich habe noch immer nicht gesehen: Arena der Cowboys (The Lusty Man, Nicholas Ray/1952), Stars in My Crown (Jacques Tourneur/1950), Nach dem Gesetz (Lev Kuleshov/1926), Der Wind (Victor Sjöström/1928), Karawane der Frauen (Westward the Women, William A. Wellman/1951), Que viva Mexico! (Sergei Eisenstein/1979), Einsam sind die Tapferen (David Miller/1962)

Weitere Western-Highlights vor dem Countdown:
Für eine Handvoll Dollar & Für ein paar Dollar mehr
Sergio Leone
u.a. mit Clint Eastwood
1964 – 1965
Open Range – Weites Land
Kevin Costner
u.a. mit Robert Duvall
2003
Johnny Guitar
Nicholas Ray
u.a. mit Joan Crawford
1954
Ritt zum Ox-Bow
William A. Wellman
u.a. mit Henry Fonda
1943
Der Wildeste unter Tausend
Martin Ritt
u.a. mit Paul Newman
1963
Laßt uns töten, Companeros
Sergio Corbucci
u.a. mit Franco Nero
1970
Pat Garrett jagt Billy the Kid
Sam Peckinpah
u.a. mit Bob Dylan
1973
Erbarmungslos
Clint Eastwood
u.a. mit Gene Hackman
1992
Westlich St. Louis (Wagon Master)
John Ford
u.a. mit Ben Johnson
1950
Emigranten
Jan Troell
u.a. mit Liv Ullmann
1971
Platz 30: Der Schatz der Sierra Madre (USA 1948) von John Huston

Die besten Western Der Schatz der Sierra Madre

u.a. mit Humphrey Bogart und Walter Huston

Der Schatz der Sierra Madre ist für meinen Geschmack zwar eher ein Abenteuerdrama als ein klassischer Western (deshalb findet er sich auch in meiner Liste der besten Abenteuerfilme), doch zugleich zählt er zweifellos zu den besten Western aller Zeiten. Die Ausgangsituation ist simpel: Drei Abenteurer treffen sich in dem mexikanischen Nest Tampico, um gemeinsam auf Goldsuche zu gehen. Dabei entwickelt sich John Hustons Parabel auf die Gier rasch zu einem nervenaufreibenden Schauspiel inmitten der Natur und erinnert uns daran, dass das Glück nicht in der hektischen Jagd nach finanziellem und materiellem Reichtum zu finden ist. Gold macht verrückt und kann aus guten Menschen echte Bastarde machen. Die Entwicklung vom greifbaren Glück zum mentalen wie körperlichen Verfall verkörpert Humphrey Bogart hier wie kein anderer.

Platz 29: Der Gehetzte der Sierra Madre (ES/IT 1966) von Sergio Sollima

Die besten Western Der Gehetzte der Sierra Madre

u.a. mit Lee Van Cleef und Tomas Milian

Wenn Der Gehetzte der Sierra Madre etwas ist, dann wohl ein geschliffenes Juwel im Genre-Kosmos, und am besten zusammen mit Keoma – Das Lied des Todes und Mercenario – Der Gefürchtete zu goutieren, wenngleich er die Klasse der beiden genannten Western nicht ganz erreichen mag. Sergio Sollimas erster Exkurs in die janusköpfige Welt des Italowestern ist weit, weit, weit mehr als nur eine Fingerübung auf fremdem Terrain. Man könnte es ihm beinahe ankreiden, denn mit der urwüchsigen Borstigkeit dieses Gefildes hat Der Gehetzte der Sierra Madre recht wenig gemein, dafür ist er zu sorgfältig arrangiert in seiner technischen Komposition, kommt aber dennoch so effektiv und durchdacht als Politparabel über Jäger und Gejagte daher geritten, dass er stimmungsmäßig auch heutzutage noch voll ins Schwarze trifft.

Platz 28: True Grit (US 2010) von Ethan & Joel Coen

Die besten Western True Grit

u.a. mit Jeff Bridges und Hailee Steinfeld

True Grit markierte 2010 ein kleines Revival des Western-Genres. Erzählt wird die Geschichte der 14-jährigen Mattie Ross (Hailee Steinfeld), deren Vater kaltblütig ermordet wird. Obwohl der Täter, Tom Chaney, bekannt ist, zeigt niemand – nicht einmal der Sheriff – Interesse daran, ihn zu stellen. Entschlossen nimmt Mattie die Sache selbst in die Hand und engagiert den abgehalfterten US-Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges), ein einäugiger Trinker mit rauem Auftreten – denkbar ungeeignet als Begleitung für ein junges Mädchen. Doch unter der Regie der Coen-Brüder wird aus dieser scheinbar simplen Rachegeschichte ein moderner Western-Meilenstein: mit spektakulärer Kameraarbeit, skurrilen Figuren, einem eindringlichen Soundtrack sowie unvergesslichen Shootouts. In jeder Hinsicht besser als das Original. [Komplette Kritik]

Platz 27: El Topo (MX 1970) von Alejandro Jodorowsky

Die besten Western El Topo

u.a. mit Alejandro Jodorowsky und Brontis Jodorowsky

El Topo ist eine psychedelische Studie über Gewalt und soziale Entfremdung, eine metaphorische Religionsparabel und kennt keine erzählerische Struktur. Der Film kennt nur die suggestive Macht des Mediums als spirituellen Anti-Film-Rausch für die Sinne. Doch so wie der linkische Befreier, der reinkarnierte jesuitische Mönch, immer auf der Suche nach innerem Frieden ist, sehnen auch wir uns nach Erlösung – überall. Der Kreis schließt sich, weil er sich für jeden Einzelnen schließen muss, irgendwann, irgendwo, begleitet von lodernden Flammen, so wie es sich für einen Teufelskreis gehört. Mit El Topo hat das Regievirtuose Alejandro Jodorowsky auf eine nie dagewesene Weise verinnerlicht.

Platz 26: The Rider (USA 2017) von Chloé Zhao

Die besten Western The Rider

u.a. mit Brady Jandreau und Lilly Jandreau

The Rider war 2017 der Grund des Jahres dafür, das amerikanische Independent-Kino zu lieben. Chloé Zhao (Nomadland) ist ein zutiefst weises und bewegendes Neo-Western-Drama über den Neuanfang eines jungen Rodeo-Reiters, der nach einem schwerwiegenden Unfall glaubt seine Lebensbestimmung verloren zu haben, gelungen. Die chinesische Regisseurin wagte sich in diesem Drama nach wahren Begebenheiten Tief in die Seele des ländlichen Amerikas. Was hier am meisten überrascht, ist die Sensibilität, mit der Chloé Zhao eine solche Downbeat-Geschichte angeht. Wir sehen beispielsweise, wie Brady sich mit seinen Cowboy-Freunden kurz am Lagerfeuer herumtreibt, in Bars trinkt und an Spielautomaten zockt. Mit seinem Schicksal ist er jedoch auf sich allein gestellt. Er ist eine ruhiger, gebrochener und einsamer junger Mann, der einfach nur gut mit Pferden kann und diese Leidenschaft nicht aufgeben möchte. Das Ergebnis von Zhaos Regie ist ein in sämtlicher Hinsicht einmaliger, herzzerreißender sowie in elegische Kameraaufnahmen gehüllter moderner Western-Klassiker.

Platz 25: Friedhof ohne Kreuze (FR/IT 1969) von Robert Hossein

Die besten Western Friedhof ohne Kreuze

u.a. mit Robert Hossein und Michèle Mercier

Friedhof ohne Kreuze ist einer der unfassbarsten Rachefilme, die jemals gedreht wurden, und das auf eine ganz andere Art wie beispielsweise der Vorzeige-Western Spiel mir das Lied vom Tod. Der Franzose Robert Hossein hat mit Friedhof ohne Kreuze einen der gesellschaftskritischsten, zynischsten und dreckigsten Western auf die Gesellschaft losgelassen, in dem am Ende jeder auf die ein oder andere Weise für seine Taten bezahlen muss. Und zugleich ist Hossein einer der feministischsten Filme aller Zeiten in einem von Männern dominierten Genre gelungen.

Platz 24: The Hateful 8 (US 2016) von Quentin Tarantino

Die besten Western The Hateful 8

u.a. mit Kurt Russell und Samuel L. Jackson

Deutlich sehenswerter und weniger massentauglich gebürstet als Django Unchained – Quentin Tarantinos achter Kinofilm springt im Schaffen des Regisseur ein wenig aus der Reihe, denn das langsame Kammerspiel ist definitiv keine leichte Kost und wird sicherlich so manchem Zuschauer auf den Magen schlagen. Der Regisseur legt einen ungeahnten Pessimismus an den Tag, der in Anbetracht seiner bisherigen Filmografie sogar irgendwie erfrischend scheint. Tarantino hat mit The Hateful Eight wohl keinen perfekten, dennoch aber einen herrlich skurillen sowie politischen Western geschaffen, der seine Zuschauer allein schon durch seine düstere Grundstimmung in seinen Bann zieht und einmal mehr beweist, dass Quentin Tarantino zu den unberechenbarsten Filmemachern unserer Zeit gehört. [Komplette Kritik]

Platz 23: Convoy (US 1978) von Sam Peckinpah

Die besten Western Convoy

u.a. mit Kris Kristofferson und Ali MacGraw

In einer Western-Liste darf natürlich auch Sam Peckinpah nicht fehlen. Ein Regisseur, der immer einen Western gedreht hat, auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein danach macht. Ein Beispiel hierfür ist sein Trucker-Roadmovie Convoy, einer der ungewöhnlichsten Genrebeiträge und noch heute einer der besten Actionfilme, die das Kino je gesehen hat – und leider ist Convoy heutzutage viel zu sehr in Vergessenheit geraten.

Platz 22: Zwölf Uhr mittags (US 1952) von Fred Zinnemann

Die besten Western Zwölf Uhr Mittags

u.a. mit Gary Cooper und Thomas Mitchell

Regisseur Fred Zinnemann und seinem Drehbuchautor Carl Foreman muss man schon ein gehöriges Maß an Mut attestieren, denn in einer Zeit, in der sich der Western noch nicht als düsterer Abgesang definieren wollte und das uramerikanische und aus heutiger Sicht durchaus nostalgisch verklärte Menschenbild samt Moralvorstellungen dieser Epoche vielmehr propagierte, anstatt dieses auf explizite und subtile Art und Weise zu hinterfragen. Mit Zwölf Uhr mittags nämlich schlägt Zinnemann in eine ganz andere Kerbe und erzeugt ein ganz und gar reziprokes Profil im Kontext seiner Entstehung, in dem er sich von jener Heldenstilisierung eines John Wayne distanziert und mit dem Town Marshal Will Kane (Gary Cooper) einen Charakter formt, der Emotionen ans Tageslicht bringt, die in einem von Machos dominierten Universum nur mit Schwäche assoziiert werden würden. Zwölf Uhr mittags ist ein bedeutsamer Western, weil er sich an keine Regeln hält und einfach in allen Belangen für sich alleine stehen kann. Und das schaffen ja bekanntlich nur die wenigsten Filme.

Platz 21: Dead Man (US 1995) von Jim Jarmusch

Die besten Western Dead Man

u.a. mit Johnny Depp und Gary Farmer

“Dead Man” ist eine zutiefst philosophische, mythisch-sinnliche Reise zu dem Punkt, der uns alle Menschen eint: Der Tod. In famosem Schwarz-Weiß gedreht stellt Jim Jarmusch dabei nicht nur einmal die Frage nach dem Sinn dieser Reise. Der Zuschauer wird daher Zeuge, zu was sich manch einer verleiten lässt, um dem Leben vor dem Tod noch einen Sinn zu geben. Irgendwie zwischen Hoffnung und Pessimismus geht Jim Jarmusch also auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, streift dabei jedwede Genres und kreierte somit einen nicht einfach goutierbaren, aber dennoch außergewöhnlichen Film, den sich kein Western-Fan entgehen lassen sollte. [Komplette Kritik]

Platz 20: Das Wiegenlied vom Totschlag (US 1970) von Ralph Nelson

Die besten Western Das Wiegenlied vom Totschlag

u.a. mit Peter Strauss und Donald Pleasance

“Das Wiegenlied vom Totschlag” ist eine grausame Ballade über die Sinnlosigkeit des Krieges und des Mordens, welche durch die weiträumigen Kameraaufnahmen der Wildnis nochmals an Prägnanz gewinnt: Es hätte damals im wilden Westen genug Platz für alle Menschen gegeben, aber wenn Krieg zum Geschäft wird, interessiert das niemanden mehr. Diese Aussage ist traurig, die bittere Ironie wird durch den wunderschönen Soundtrack, der über die gewalttätigen Szenen gelegt wird, nochmals verdeutlicht. Was bleibt, ist einer der wichtigsten, aber auch umstrittensten Western überhaupt, der nach über 40 Jahren noch nichts von seiner Wucht verloren hat.

Platz 19: Keoma – Das Lied des Todes (IT 1976) von Enzo G. Castellari

Die besten Western Keoma

u.a. mit Franco Nero und Woody Strode

Als der Spaghetti-Western bereits ausgestorben schien, fügte Enzo G. Castellari diesem 1976 einen letzten Klassiker hinzu, der bis heute Unvergessen bleibt – auch wenn sich dieser eher unter Genre-Fans einen Namen gemacht hat. In Keoma besinnt sich Castellari ein letztes Mal auf die Stärken des Genres (u.a. Franco Nero in der Hauptrolle), um diese dann mit sichtbarer Freude durch den cineastischen Fleischwolf zu drehen. Herausgekommen ist einer der dreckigsten und pessimistischsten Western, welche die Filmwelt bis heute gesehen hat, der auch inhaltlich einiges zu bieten hat.

Platz 18: Mercenario – Der Gefürchtete (IT 1968) von Sergio Corbucci

Die besten Western Il Mercenario

u.a. mit Tony Musante und Franco Nero

In Il Mercenario (alternativer dt. Titel: Die gefürchteten Zwei) quetscht Regisseur Sergio Corbucci alle seine Adern, ob romantische, blutige, politische oder humorvolle, bis zum letzten Tropfen aus. Zwar gelang ihm damit nicht sein allerbester Film, aber ein weiterer Genrebeitrag aller erster Sahne, in dem Unterhaltung und Anspruch Hand in Hand. Wie jede Arbeit von Corbucci prägt auch Il Mercenario eine ernstzunehmende politische Thematik: Kritik an der Revolution und am Kapitalismus werden hier ebenso angesprochen, wie die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. Famos ist hierbei nicht nur, wie Corbucci das System des Kapitalismus anhand eines Frauenkörpers erläutert. Komödiantische Einlagen, wahnwitzig inszenierte Action und coole (Anti-)Helden sorgen für Spaß, Leidenschaft und Emotionen, und machen es dem Zuschauer sehr einfach, diesen Western sofort lieb zu gewinnen. Der Höhepunkt ist eines der am stimmigsten inszenierten Italo-Western-Duelle der Filmgeschichte, kongenial von Ennio Morricones Musik untermalt.

Platz 17: Brokeback Mountain (US 2005) von Ang Lee

Die besten Western Brokeback Mountain

u.a. mit Jake Gyllenhaal und Heath Ledger

Brokeback Mountain ist einer der wohl ehrlichsten Liebesfilme überhaupt, der die Liebe so zeigt wie sie ist: Ungebunden, frei und unkontrollierbar. Noch nie war Liebe an verschiedene Geschlechter gebunden, das muss man sich immer vor Augen halten, denn wenn sie sich ihr Ziel sucht und gefunden hat, dann können wir nichts dagegen tun. Nebenbei hat Brokeback Mountain noch zahlreiche weitere Argumente dafür zu bieten, dass er einer der wichtigsten Western überhaupt ist.

Platz 16: Der Scharfschütze (US 1950) von Henry King

Die besten Western Der Scharfschütze

u.a. mit Gregory Peck und Millard Mitchell

Der Originaltitel The Gunfighter (zu Deutsch: Der Revolverheld) ist weitaus treffender als sein deutscher Titel, da er präzise den Kern des Westerns erfasst. Der Film, 1950 von Henry King inszeniert, ist ein melancholischer und gleichzeitig dekonstruierender Abgesang auf den Western-Mythos und dessen einst gefeierte Heldenfiguren. The Gunfighter nahm eine bemerkenswerte Vorreiterrolle ein, indem er zentrale Themen aufgriffen hat, die später im Spaghetti-Western und im Kino des New Hollywood eine bedeutende Rolle spielen sollten. Anstatt die glorifizierten Legenden der Vergangenheit weiter zu verklären, hinterfragt The Gunfighter die Romantisierung des Revolverhelden. Jimmy Ringo (zeitlos gespielt von Gregory Peck) steht für eine ältere Generation, die sich den Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels, den sie selbst initiiert haben, stellen muss. Aber auch die Paranoia zu Anfang des Kalten Kriegs oder das Hinterfragen von traditionellen Männlichkeitsbildern wurden in diesem Western-Klassiker verarbeitet.

Platz 15: There Will Be Blood (US 2007) von Paul Thomas Anderson

Die besten Western There Will Be Blood

u.a. mit Daniel Day-Lewis und Paul Dano

Was lässt sich über There Will Be Blood noch sagen, das noch nicht gesagt wurde? Tatsächlich gibt es da vieles, denn Paul Thomas Anderson hat mit dem Neo-Western einen Film auf die Menschheit losgelassen, der so viele Deutungsmöglichkeiten bietet wie es sonst nur filmische Meilensteine wie 2001: Eine Odyssee im Weltraum tun. There Will Be Blood ist ohne Frage einer der wichtigsten Filme, welche die 2000er Jahre hervorgebracht haben, einschließlich zwei der intensivsten schauspielerischen Darbietungen.

Platz 14: Heaven’s Gate – Das Tor zum Himmel (US 1980) von Michael Cimino

Die besten Western Heavens Gate

u.a. mit Kris Kristofferson und Isabelle Huppert

Heaven’s Gate ist so elegisch wie elektrisierend, es ist das innere Grollen mit der eigenen Identität, das den umfassenden Aufbruch und Zerfall, das Werden und Verstreichen, den Auftakt und den Umsturz derartig intensiviert: Irgendwann sind sie alle nur noch Fremde im eigenen Land. Keine Dekonstruktion ohne Neukonstruktion – nur zu welchem Preis? Seine erschlagende Virtuosität ist noch heute einmalig und Michael Ciminos Mut, fortan nur noch Persona non grata angesehen, ein Mammutwerk zu inszenieren, dessen weitsichtige Ehrlichkeit wahrhaft imponiert, hat sich mehr als nur bewährt. Heaven’s Gate ist ein bis heute unterschätztes Meisterwerk, imponierend in seiner Ehrlichkeit, überwältigend in seiner cineastischen Virtuosität. Mit das Beste, was man filmisch erleben und erfahren kann.

Platz 13: Der mit dem Wolf tanzt (US 1990) von Kevin Costner

Die besten Western Der mit dem Wolf tanzt

u.a. mit Kevin Costner und Mary McDonnell

In 240 Minuten erzählt der damalige Regiedebütant Kevin Costner eine unvergessliche Geschichte über den wahren Wert von Freundschaft (Ob Mensch zu Mensch oder Mensch zu Tier), über Selbstfindung im eigentlichen Feindesgebiet und über das Ablegen von festgefahrenen Vorurteilen und Ansichten. In Der mit dem Wolf tanzt dreht sich alles um Liebe, Leidenschaft, das Kennenlernen und Verstehen von fremden Kulturen und ihren Bräuchen. Letzten Endes gelang Kevin Costner eine bildgewaltige, epische und unvergessliche Parabel über Humanität und die destruktive Macht von Vorurteilen. Kevin Costner hat es geschafft, einen Unterhaltungs- und Aufklärungsfilm zugleich zu inszenieren, der über 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung den Zuschauer immer noch knapp vier Stunden zu begeistern vermag.

Platz 12: No Country For Old Men (US 2007) von Joel & Ethan Coen

Die besten Western No Country For Old Men

u.a. mit Javier Bardem und Tommy Lee Jones

Stell dir vor, du spazierst durch eine staubtrockene Wüste irgendwo im Niemandsland von Texas und stößt zufällig auf eine Horde toter Mexikaner. Das Resultat einer misslungenen Drogenübergabe oder was mag wohl der Grund sein? Und schließlich stolperst du über einen Koffer gefüllt mit zwei Millionen Dollar. Würdest du ihn einfach dort liegen lassen oder ein Risiko eingehen und ihn nach Hause mitnehmen? Diesen und anderen Schicksalsfragen gehen die Coen-Brüder in ihrem düsteren Neo-Western-Thriller-Meisterwerk No Country For Old Men auf die Spur. Eine im Grunde genommen simple Story entwickelt sich hier zu einer der außergewöhnlichsten Katz- und Mausjagden der Kinogeschichte. Das beeindruckende an diesem Film ist die Art und Weise, wie Spannung nur durch Geräusche der Natur, durch geringen, aber zum richtigen Zeitpunkt brutalen Einsatz von Action, durch famose Naturaufnahmen und vor allem durch die einzigartigen, fantastisch gespielten Charaktere erzeugt wird. Das ist Kino höchster Güte, welches man heutzutage nur noch sehr selten zu sehen bekommt. Oder wie Roger Ebert schrieb: No Country For Old Men ist ein ‘Wunder’.

Platz 11: Der Mann, der Liberty Valance erschoss (US 1962) von John Ford

Die besten Western Der Mann der Liberty Valance erschoss

u.a. mit James Stewart und John Wayne

Der Mann, der Liberty Valance erschoss ist ein Ausnahmefilm in der Vitae des Ausnahmeregisseurs John Ford, der bereits mit Der schwarze Falke in dieser Liste vertreten ist, und mutet als Höhepunkt seines kompletten Schaffens an: Nie hat er ausdrucksstarker inszeniert und keines der Drehbücher seiner Filme scheint dermaßen auf den Punkt erzählt. Hinzu kommt natürlich der unglaubliche Cast, denn James Stewart und John Wayne laufen Seite an Seite zur ihrer Höchstform auf. Herausgekommen ist im Großen und Ganzen John Fords großes Vermächtnis, welches im Erscheinungsjahr von ebenso großer politischer Bedeutung war und auch heute noch ist. Der Mann, der Liberty Valance ist ein Paradebeispiel für einen zeitlosen Klassiker.

Platz 10: Vierzig Gewehre (US 1957) von Samuel Fuller

Die besten Western Nummer 10

u.a. mit Dean Jagger und Barbara Stanwyck

Samuel Fullers Vierzig Gewehre ist der wahrscheinlich einflussreichste Western der Filmgeschichte, denn er hat auch andere Genres geprägt und Regielegenden wie Jean-Luc Godard inspiriert. Zudem ist der Film für eine Zeit, in der vom Italowestern noch lange keine Rede war, ungewöhnlich zynisch. Und dann ist da noch Barbara Stanwyck, die den Zuschauer mit ihrem eindringlichen Schauspiel von der ersten bis zur letzten Minute an den Bildschirm fesselt. Es gibt für Cineasten aber noch viele weitere Gründe Vierzig Gewehre zu lieben. Und deswegen sollte ihr euch, falls ihr Samuel Fullers Wunderwestern noch nicht gesehen habt, dringend auf die Suche nach diesen Gründen begeben.

Platz 9: The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (US 1969) von Sam Peckinpah

Die besten Western Nummer 9

u.a. mit Ernest Borgnine und L.Q. Jones

Sam Peckinpah zum Zweiten. The Wild Bunch ist natürlich als sein ‘absoluter Film’ zu verstehen: Ein Abgesang auf den Western, parallel zur mexikanischen Revolution, und auch eine eindringliche Grabesrede für das von Gewalt zerrüttete Amerika. The Wild Bunch ist aber nicht nur nach wie vor politisch hochaktuell, sondern auch revolutionär in Szene gesetzt, weshalb der Film nach wie vor sowohl inszenatorisch als auch erzählerisch zu begeistern vermag.

Platz 8: Panik am roten Fluss (US 1948) von Howard Hawks

Die besten Western Nummer 8

u.a. mit John Wayne und Montgomery Clift

Parallelen zu Paul Thomas Andersons There Will Be Blood lassen sich erkennen, doch natürlich kam Panik am roten Fluss (OT: Red River) viel früher, und während der von Daniel Day-Lewis gespielte Daniel Plainview ein misanthropischer Gierlappen war, besitzt John Waynes Tom noch ein Herz. Nur fehlt der Appell, der dieses wieder rhythmisch schlagen lies. Wenn sich die beiden Protagonisten noch einmal gegenüber stehen und Tom auf seinen Sohn einprügelt, bis sich sein Gesicht durch das Blut immer vehementer verfärbt, kommt es endlich zu dem Augenblick, der Tom aus seinem emotionalen Winterschlaf wachrüttelt. In welcher Form sei an dieser Stelle nicht verraten, jedoch besitzt diese Szene einen ungemein emanzipatorischen Charakter und hat definitiv Filmgeschichte geschrieben.

Platz 7: Zwei glorreiche Halunken (IT 1966) von Sergio Leone

Die besten Western Nummer 7

u.a. mit Clint Eastwood und Eli Wallach

Zwei glorreiche Halunken ist ein echtes Essenzwerk. Wer sich mit dem Western-Genre auseinandersetzen möchte, der muss sich zwangsläufig an dem herausragenden Abschluss von Sergio Leones Dollar-Trilogie versuchen. Zwei glorreiche Halunken hat es sich verdient als ‘episch’ bezeichnet zu werden. Ein memorabler Moment jagt den nächsten. Hier darf der Zuschauer Zeuge werden, wie Filmgeschichte geschrieben wurde.

Platz 6: McCabe & Mrs. Miller (US 1971) von Robert Altman

Die besten Western Nummer 6

u.a. mit Warren Beatty und Julie Christie

Das Ende des US-amerikanischen Westernfilms in all seinem Zynismus, seiner Brutalität, seiner Nachdenklichkeit, seiner Poesie. Robert Altmans McCabe & Mrs. Miller ist die konsequente Dekonstruktion eines Genres, verknüpft mit realpolitischen Auseinandersetzungen, inszeniert in einem bildgewaltigen, dreckigen Schneeszenario. Kurz: Unvergesslich, ein Meisterwerk.

Platz 5: Butch Cassidy und Sundance Kid (US 1969) von G. R. Hill

Die besten Western Nummer 5

u.a. mit Paul Newman und Robert Redford

Butch Cassidy und Sundance Kid ist die Geschichte zweier Banditen, die gegen den Zeitgeist und den technischen Fortschritt ankämpfen. Sie sind Träumer in einer sich wandelnden Gesellschaft. Regisseur George Roy Hill geht diese Thematik mit viel Feingefühl, Ironie und Melancholie an, er nimmt sich viel Zeit für die leisen Töne und die Charakterisierung seiner Figuren. Durch die Chemie von Paul Newman, Robert Redford und Katharine Ross spielt sich “Butch Cassidy und Sundance Kid” ab dem ersten Augenblick in die Herzen seiner Zuschauer und lädt aufgrund seines hohen Unterhaltungspotentials zum Wiedersehen ein.

Platz 4: Spiel mir das Lied vom Tod (IT/US 1968) von Sergio Leone

Die besten Western Nummer 4

u.a. mit Charles Bronson und Henry Fonda

Sergio Leones Spiel mir das Lied vom Tod ist ein Film, der die Essenz des Westerns in all seiner rauen, majestätischen Pracht einfängt. Kurz gesagt: die Mutter aller Western-Filme. Eine Geschichte, die von Rache, Gier und dem unbändigen Drang nach Gerechtigkeit erzählt. Hier begegnen sich Helden und Schurken, wortkarg und unnachgiebig, in einer Welt, die von endlosen Weiten und staubigen Straßen geprägt ist. Die legendäre Filmmusik von Ennio Morricone schwingt wie ein schwerer, unvergesslicher Nachhall in den Ohren. Aber auch der sagenhafte Cast mit Claudia Cardinale, Charles Bronson und Henry Fonda macht diesen Klassiker zu einem unverzichtbaren Meisterwerk der Filmgeschichte.

Platz 3: Django (IT 1966) von Sergio Corbucci

Die besten Western Nummer 3

u.a. mit Franco Nero und José Bódalo

Bessere Worte wie der deutsche Filmkritiker Christian Kessler lassen sich für diesen Ausnahme-Western nicht finden: “‘Django’ ist einer der unglaublichsten Filme aller Zeiten. Corbucci malt ein Bild von der Welt, das an Pessimismus nicht zu überbieten ist. Django ist ein durch den Tod seiner Frau gebrochener Außenseiter, der sich nur noch selbst begraben möchte. Doch er muss eine Kreuzigungs- und Wiederauferstehungsgeschichte durchleiden, um am Schluss doch mit leeren Händen dazustehen. Corbucci schafft es Illusionen von Gerechtigkeit zu erzeugen, die letztlich auch zum Scheitern verurteilt sind. Hallo Meisterwerk.” Das kann ich nach unzähligen Sichtungen immer wieder bezeugen, denn mit nichts geringerem als einem zeitlosen, gesellschaftskritischen Meisterwerk haben wir es hier zu tun. Achja, nicht zu vergessen: Ein Hip-Hip-Hurra auf Franco Nero in der Rolle seines Lebens als titelgebender Held!

Platz 2: Leichen pflastern seinen Weg (FR, IT 1968) von Sergio Corbucci

Die besten Western Nummer 2

u.a. mit Jean-Louis Trintignant und Klaus Kinski

Leichen pflastern seinen Weg ist ein eiskaltes, pechschwarzes und ein ebenso brillant inszeniertes wie gespieltes Stück Filmgeschichte, in dem Western-Meister Sergio Corbucci ohne Mitleid bitterböse mit den Untugenden der Gesellschaft abrechnet. Komplettiert wird das durchtriebene Geschehen von Ennio Morricone, der für Leichen pflastern seinen Weg einen der großartigsten Soundtracks überhaupt komponiert hat. Leichen pflastern seinen Weg ist ein brodelndes Meisterwerk der Herz- und Hoffnungslosigkeit, nach dessen Sichtung der Zuschauer die Welt mit anderen Augen sehen wird.

Platz 1: Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (US 2007) von Andrew Dominik

Die besten Western Nummer 1

u.a. mit Brad Pitt und Casey Affleck

Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford ist ein tiefgreifendes cineastisches Wunder und alles andere als ein gewöhnlicher Western. Obwohl Regisseur Andrew Dominik in vielerlei Hinsicht dem Genre treu bleibt, hat er vielmehr einen Sozialfilm im Western-Gewand gedreht und erzählt über demokratische Werte und über den Übergang in die (US-amerikanische) Moderne – und hinterfragt dabei das Menschsein. Nicht nur sind Jesse James (großartig Brad Pitt) und der gebrochene Anti-Held Robert Ford (noch besser Casey Affleck) zwei der interessantesten Filmfiguren, welche das Kino der 2000er Jahre hervorgebracht hat. Auch machen die nebenbei angesprochenen Themen (beispielsweise das Verehren von Stars) und all die negativen Auswirkungen, welche diese in der Gesellschaft hervorrufen können, dieses Werk zu einem rundum packenden wie nachhallenden Filmerlebnis, Und als ob all das noch nicht genug wäre, hat der Film eine hervorragende Kameraarbeit zu bieten, die in Symbiose mit dem ebenso außergewöhnlichen Soundtrack für einen cineastischen Sog sorgt, der einen wünschen lässt, dass der Film gar nicht mehr enden möge. Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford ist einer dieser wenigen Filme, bei denen einfach alles passt, so wie bei den ganz großen Meisterwerken der Filmgeschichte.

2 Comments

  • Michael Bussmann

    Liebe Westernfans,
    ich danke Euch für diesen von großer Zuneigung zu einem extrem unterschätztem Genre motivierten Beitrag, der viel Fachkompetenz dokumentiert. Es haben sich nur ein paar kleine inhaltliche Fehler eingeschlichen : Das Bild, das Ihr dem Film “Der Gehetzte der Sierra Madre ” zugeordnet habt stammt aus dem Film “Für ein paar Dollar mehr”; auf den Bildern zu Red River und Mercenario werden Montgomery Clift und Tony Musante gezeigt, aber namentlich nicht erwähnt.
    Stattdessen werden John Ireland und Jack Palance genannt; das kann bei einem weniger kundigem Leser zu Verwechslungen führen. Ich würde mich zudem freuen, wenn auch Westernmeilensteine wie Stagecoach , Erbarmungslos ,Little Big man oder der ein oder andere Anthony Mann Western (Winchester 73, Über den Todespass oder Meuterei am Schlangenfluss) irgendwann Erwähnung finden würden. Aber Geschmäcker sind halt unterschiedlich und das ist ja auch gut so; nochmals danke für Eure Arbeit und nachfolgend noch ein paar Empfehlungen für Liebhaber guter Western:
    Zähle bis drei und bete, Der Galgenbaum, Zwei rechnen ab, Der letzte Wagen, Die gefürchteten Vier, Die glorreichen Sieben von 1960, Der Texaner, Mein großer Freund Shane, Rio Bravo und El Dorado.

    • Hallo Michael,
      herzlichen Dank für dein Feedback, welches wir natürlich beherzigt und den Artikel entsprechend angepasst haben. Generell ist das mit der Erweiterung der Liste auch eine super Idee. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir die Liste bestimmt auf 40 Filme ausdehnen. Derweil dürfen Leser auf jeden Fall deine Tipps ernst nehmen, du hast ein paar ebenfalls sehr gute Western aufgezählt. 🙂

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